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Wie Shootingstar Olivia Rodrigo mit Beziehungs-Gossip, Songwriting und Disney-Klischees umgeht, verrät sie im Interview

Diese 18-jährige Singer-Songwriterin schreibt die nächsten großen Lovesongs des Pop und bringt erwachsene Männer zum Weinen. Kein Wunder, dass alle über Olivia Rodrigo sprechen – hier erzählt sie selbst von ihrer Obsession für Fiona Apple, von Songwriting-Erfahrungen und davon, wie sie mit Gossip umgeht.

Der meistbesprochene Teenager der Welt sitzt auf einem Bett, Meilen entfernt in einem Londoner Mietshaus, und sieht ziemlich schick aus. Das Zimmer ist makellos, eben diese Art von High-End-Airbnbs: Gebügelte Leinen, botanische Tapete, flauschige grüne Kissen. Sie trägt eine samtige Bomberjacke mit Leopardenmuster über einem unauffälligen schwarzen Longsleeve mit Rundhalsausschnitt und einer schwarzen Hose – ganz so,  wie es sich für eine Figur hinter den Kulissen eines Musicals gehört. Passend, wenn man bedenkt, dass Olivia Rodrigo, bevor sie mit ihrem Monster-Hit „drivers license“ über Nacht zur Sensation wurde, vor allem für ihre Rolle als Theater-Nerd Nini in Disneys „High School Musical: The Musical: The Series” bekannt war. „Ich bin so aufgeregt“, sagt die 18-Jährige und lehnt sich in Richtung Computermonitor, so wie man es auch im echten Leben tun würde. Sie ist aufgeregt, in Großbritannien zu sein, aufgeregt, bei den BRIT Awards 2021 aufzutreten, aufgeregt, ihre Heldin Taylor Swift zu treffen, aufgeregt, ihr erstes Album SOUR zu veröffentlichen, das nun am 21. Mai erschienen ist. Aufgeregt, dass ihre Musikkarriere sie hierher gebracht hat, in diesen Moment.

Stream-Rekorde und Live-Auftritte von Fallon bis SNL: Olivia ist überall

Und warum sollte sie das nicht sein? Niemand hat bisher ein besseres Jahr. Im Januar feierte „drivers license“ sein Debüt an der Spitze der Billboard Hot 100 Charts und brach den Spotify-Rekord für die meisten Song-Streams innerhalb einer Woche. Ihre allererste Performance des Songs war in der „Tonight Show” von Jimmy Fallon. Ihre Nachfolgesingle, der psychedelische Pop-Song „deja vu“, erreichte in der ersten Woche der Veröffentlichung allein in den USA 20,3 Millionen Streams. Und dann wäre da noch der Saturday Night Live-Sketch, in dem die männlichen Comedians der Show von ,drivers license“ zu Tränen gerührt waren. Weniger als drei Monate später ist Olivia musikalischer Gast der Show und performt ihren dritten Song als Solistin, die tanzbare Pop-Punk-Nummer „good 4 u“.

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Wer ist der Ex? Über Das (Teen-) Star-Drama hinter „drivers license”

Man könnte diese Art von Erfolg „schnell” nennen, aber man kann nicht sagen, dass er ohne Verdienst wäre. Rodrigos Talent als Songwriterin ist offensichtlich, sodass es das Teen-Star-Drama, das ihr Debüt begleitete, fast in den Schatten gestellt hat. (Kurz gesagt: Rodrigos Co-Star und angeblicher Ex, Joshua Bassett, wurde mit einem anderen Teen-Star – Sabrina Carpenter – gesichtet, die sich sehr nach der älteren Blondine aus den Lyrics von „driver’s license“ anhört. Bassett und Carpenter veröffentlichten daraufhin Songs, von denen Fans glauben, dass es sich um eine Widerlegung dieser Gerüchte handelt). Obwohl Rodrigo über ihre Unsicherheiten singt, spricht sie während unseres Zoom-Interviews über ihr Handwerk und ihre Produktion mit der Selbstsicherheit von jemandem, der weiß, dass wir noch jahrelang darüber sprechen werden. „Das Songwriting hat einen therapeutischen Nutzen“, sagt sie. „Immer wenn ich mich aufgeregt habe, gehe ich zum Klavier. Ich gehe zum Klavier, bevor ich eine*n Freund*in anrufe.“ Trotzdem staunt Rodrigo immer noch über die Kraft, die Musik hat: „Du kannst buchstäblich einen ganzen Song in deinem Schlafzimmer kreieren, und er kann Millionen von Menschen beeinflussen.“

Über Klatsch, Tratsch und die Tiefen von Insta und Songwriting: Olivia Rodrigo erneut im NYLON-Interview

Hier sprechen wir mit Olivia Rodrigo über die Geschichten hinter den neuen Songs, was sie über den Klatsch und Tratsch denkt und wie sie mit dem Schema des Disney-Teen-Stars bricht.

Olivia! Wie ist es so in England?
Ich habe außer dem Hinterhof und der Fahrt dorthin noch nichts gesehen, aber ich bin immer noch ziemlich beeindruckt. Ich fühle mich, als wäre ich in einem Märchen. Die Vögel zwitschern und alles ist so grün. In den USA bin ich nicht volljährig, aber hier bin ich alt genug, um zu trinken, also gehe ich in einen Pub, denn die Pubs haben gerade wieder eröffnet. Ich bin so aufgeregt.

Bist du als selbsternantes „spicy” Sternzeichen Fische empfindlich, wenn es um deinen neuen Fame geht?
Bisher war es super banal. Ich war in meinem Haus, im Tonstudio oder am Set. Ich war ja schon immer in [TV-] Shows, habe irgendetwas in der Öffentlichkeit gemacht, aber jetzt ist es wirklich großartig, für meine Musik anerkannt zu werden – etwas, das so viel mehr darüber aussagt, wer ich als Person wirklich bin. Ich fühle mich viel mehr gesehen. Ich fühle mich wirklich verstanden, wenn Leute auf mich zukommen und sagen: ,Oh, ich liebe deinen Song‘, weil er eine Erweiterung meines Herzens ist. Es bedeutet mir so viel mehr.

Eine Sache, die sich sehr verändert hat, ist der Stolz und wie stark ich mich fühle, wenn ich „Driver’s Licence“ höre. Vorher dachte ich: ,Ah, das ist ein trauriger Song, den ich geschrieben habe, um zu manifestieren, was ich durchmache‘. Jetzt, nachdem ich die Reaktion darauf gesehen habe, fühle ich, dass diese Verletzlichkeit wirklich sehr, sehr stark ist. Es macht mich glücklich und nicht deprimiert.

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Welche geheimen Botschaften stecken in Olivias Songs?

Nachdem „drivers License” herauskam, hat sich die Öffentlichkeit in deine romantische Vergangenheit gegraben, so nach dem Motto: „Wer ist der Ex? Wer ist die andere Frau?“ Wenn du so einen Song schreibst – fängst du mit deiner Erfahrung an und schmückst dann etwas aus? So, wie du zum Bespiel „brünett“ in einer Strophe zu „blond” geändert hast?
Ich bin eine ziemlich genaue Songwriterin. Das war ich schon immer. Ich denke, die wirkungsvollsten Songs sind spezifisch. Breit gefächertes Storytelling macht einfach in keinem Kunstmedium Spaß. Also ja, es gab einige Songs, die ich überarbeitet habe, um sie etwas weniger spezifisch zu machen, weil ich denke, dass das Drama manchmal vom Songwriting ablenkt. Ich verstehe die Neugierde der Leute aber vollkommen. Ich bin so neugierig auf meine Lieblings-Songwriter*innen und die Bedeutung hinter ihren Songs. Aber Songwriting und die Musik von Singer-Songwriter*innen im Besonderen sind so special, weil man so spezifisch sein kann, wie man will.

Es gibt aber immer noch [Raum, um] die Lücken zu füllen. Und oft werden Leute die Lücken mit Details aus ihrem eigenen Leben füllen. Wenn sie das nicht wollen, können sie es mit Details aus meinem Leben ausfüllen, und wenn sie das beeindruckt, dann ist das in Ordnung. Solange der Song etwas für sie bedeutet, ist alles gut. Ich denke aber, ich würde es bevorzugen, wenn Menschen einen Bezug zu ihrem eigenen Leben hätten. Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich mir einen Song von jemandem angehört habe und dachte: „Oh mein Gott, das haben die für mich geschrieben.“

„Autor*innen können 10 Jahre an einem Buch schreiben und es veröffentlichen, und die Leute erinnern sich vielleicht an ein Wort oder einen Handlungsstrang. Man kann einen Song in einer Stunde schreiben und plötzlich kennen Millionen von Menschen jede Zeile und können ihn bei einem Konzert mitsingen.”

Ich liebe zum Beispiel Taylor Swifts „All Too Well“. Es ist der beste Song, aber nach dem Hören frage ich mich immer noch: „Hatte die Schwester nun diesen Schal?“
Das mache ich auch! Ich schaue mir ihre Lyrics an… Hast du gesehen, dass im CD-Booklet „Maple Lattes“ in Großbuchstaben geschrieben ist?

Nein!
Es gibt dieses Foto mit den Latte-Kaffees mit einem Ahornblatt drauf [„Maple Lattes“, Anm. d. Red]. Das lässt mich nicht los. In meinem Kopf erstelle eine ganze Tabelle dazu. Am Ende des Tages denke ich aber: ,Nein. Sie schrieb den Song über meine Trennung. Ich kann mich damit identifizieren, und das ist wichtig für mich.‘ Ich persönlich würde das niemals jemandem wegnehmen wollen, indem ich sage: ,Oh, es geht um dies, oder das ist, worum es geht.‘ Musik ist auf diese Weise besonders. Die Wirkung, die sie haben kann, ist mir nicht entgangen. Autor*innen können 10 Jahre an einem Buch schreiben und es veröffentlichen, und die Leute erinnern sich vielleicht an ein Wort oder einen Handlungsstrang. Man kann einen Song in einer Stunde schreiben und plötzlich kennen Millionen von Menschen jede Zeile und können ihn bei einem Konzert mitsingen. Es ist wirklich verrückt, wie einprägsam das ist.

Geht dir der Klatsch und Tratsch manchmal auf die Nerven?
Ich nehme es nicht persönlich, wirklich nicht. Ich verstehe das, ich verstehe es vollkommen. Und weißt du, oft ist es nicht gar nicht bösartig. Die meiste Zeit, schätze ich jedenfalls. Es geht mich ja auch nichts an. Ich schreibe meine Songs und Leute können darüber sagen, was sie wollen. [Sie können] über mein Leben denken, was immer sie denken wollen, und das ist einfach ein Teil davon. Es macht mir nicht wirklich etwas aus. Ich versuche auch, mich von sozialen Medien fernzuhalten und mir das Zeug nicht anzuschauen.

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Ich bin tief in deinen Insta-Account eingetaucht und habe einen großen Post zu Black Lives Matter vom Juni 2020 gefunden. Du bist biracial und Filipina – haben dich diese Gespräche über Rassismus dazu gebracht, über deine eigene Geschichte nachzudenken?
Ja. In dieser Zeit habe ich viel über den Mythos der „Model Minority“ [„Muster-Minderheit”, Anm. d. Red.] gelernt. Das ist etwas, von dem ich aus den asiatischen Gemeinschaften um mich herum gehört habe. Es geht um diese unwahre Vorstellung à la ,Oh, wir sind Asiat*innen und Immigranten und uns geht es gut. Warum können andere Gruppen, denen ihre Rechte aberkannt wurden, nicht so sein wie wir?‘ Das ist völliger Blödsinn, wenn man bedenkt, dass sie Hunderte von Jahren des institutionalisierten, verinnerlichten Rassismus überwinden mussten. Während der Black-Lives-Matter-Bewegung nach dem Mord an George Floyd habe ich viel darüber gelernt und mich weitergebildet. Ich erinnere mich ständig daran und bilde mich auch weiterhin – und ich werde nie damit aufhören.

Kleidertausch statt Shopaholic: „Ich bin große Vintage-Käuferin”

Gibt es noch andere Themen, für die du dich engagierst?
Ich interessiere mich sehr für Nachhaltigkeit, das ist sehr wichtig für mich. Ich bin auch ein großer Fan von nachhaltiger, ethisch produzierter. Mode. Früher war ich lange Zeit ein großer Shopaholic. Ich habe das Shoppen benutzt, um eine Leere zu füllen. Dann sah ich diesen Dokumentarfilm, „The True Cost“, und dachte: ,Oh mein Gott, die Leute werden unter dem Mindestlohn bezahlt, damit ich dieses T-Shirt tragen kann.‘ Das ist so dumm. Man kann nicht eine Frau in einem Land auf Kosten einer anderen Frau in einem anderen Land ermächtigen. Das ergibt für mich keinen Sinn.

„[Frauen gegeneinander auszuspielen] ist einfach nichts, hinter dem ich in meinem täglichen Leben stehe oder worüber ich nachdenke. Niemals. Ich würde nicht sagen: ,Oh, darüber kann ich keine Songs schreiben, weil das schlecht ist.‘ Ich empfinde es aber wirklich einfach nicht so.”

Kaufst du Secondhand?
Ja. Ich bin eine große Vintage-Käuferin. Am liebsten tausche ich auch Kleidung mit meinen Freund*innen. Das erzeugt keinen überflüssigen Konsum und macht super viel Spaß. Manchmal sind die eigenen Klamotten einfach langweilig. Es ist nicht so, dass sie schlecht wären oder so, aber es ist dan Zeit, sie zu wechseln. Meine Freund*innen und ich machen das ständig; wir schenken uns gegenseitig Kleidung, die wir nicht mehr mögen, und das macht super viel Spaß.

Cardigan von Maryam Nassir Zadeh, Sonnenbrille von Chrome Hearts, Kette von Van Cleef & Arpels

Lass uns über Songs reden: „deja vu“ vergleicht die neue Beziehung deines Ex mit deiner eigenen, ohne zwei Frauen gegeneinander auszuspielen.
Ich bin besessen vom Konzept des Déjà-vu. In meine Notiz-App hatte ich geschrieben: ,Wenn sie bei dir ist, hast du dann ein Déjà-vu?‘ Mein Produzent und Kollaborateur Dan Nigro und ich saßen am Klavier; wir schrieben einen traurigeren down-tempo Song. Er meinte dann: ,Hey, das hier ist nicht sehr gut. Lass uns was anderes probieren.‘ Ich scrollte also durch meine Notiz-App und diese [Zeile] tauchte auf. Wir dachten: ,Oh, das ist ein cleveres Spiel mit Déjà-vu.‘ Und so haben wir diese ganze Welt aufgebaut. [Frauen gegeneinander auszuspielen] ist einfach nichts, hinter dem ich in meinem täglichen Leben stehe oder worüber ich nachdenke. Niemals. Ich würde nicht sagen: ,Oh, darüber kann ich keine Songs schreiben, weil das schlecht ist.‘ Ich empfinde es aber wirklich einfach nicht so. Natürlich vergleiche ich mich die ganze Zeit mit anderen, und viele meiner Songs handeln davon, aber es ist nie ein Wettbewerb. Also ja, ich bin wirklich glücklich [mit dem Song]. Ich bin auch sehr glücklich darüber, wie sehr er sich von der Welt von „drivers license” unterscheidet, sowohl von der Einstellung als auch vom Klang her. Ich hoffe, dass ich weiterhin Vielseitigkeit in meinem Songwriting zeigen kann.

Besessen von Fiona Apple

Viele Sozialpsycholog*innen glauben, dass Déjà-vu-Erlebnisse bei gestressten oder ängstlichen Menschen häufig vorkommen.
Tatsächlich? Das ergibt für mich so viel Sinn. Es ist einfach die coolste, seltsamste Erfahrung überhaupt. Der Song selbst ist ziemlich trippy.

„In [good 4 u] steckt eine Menge ungezügelte Wut und Bosheit. Ich schätze, ich habe wirklich lange damit gekämpft, wie ich einen Upbeat-Song schreiben kann, zu dem sich die Leute bewegen können und nicht weinen müssen. (…) Eine Zeit lang dachte ich, man muss verliebt und glücklich sein, um einen tanzbaren Song zu schreiben. Ich bin stolz darauf, dass ich herausgefunden habe, wie ich einen [so einen] Song schreiben kann, ohne dabei meine Gefühle zu opfern.”

Ja, er ist so trippy, genau wie dein Song „Jealousy, Jealousy“. Das Bass-Intro, die Harmonien mit dir selbst, die Tatsache, dass du das Wort „slowly” langsam singst, das Fiona Apple-mäßige Piano…und du schreist ja geradezu!
Dieser Song war einer der ersten, den ich mit einem wunderbaren Autor namens Casey Smith geschrieben habe. In dieser Zeit war ich super besessen von Social Media. Ich suchte ständig nach Dingen, die meine Gefühle verletzten, verglich mich mit allen und hatte das Gefühl, dass mein Leben nur das war, was ich den anderen zeigte – ich hatte nicht das Gefühl, dass es tiefer ging als mein Instagram-Feed. Das ist eine wirklich beunruhigende Denkweise, wenn man Teenager ist. Und so wollte ich wohl einen Song darüber schreiben. Er ist aber nicht traurig oder verläuft nach dem Motto ,Oh, ich habe das Gefühl, nicht genug zu sein‘, sondern eher nach dem Motto ,Oh Gott, ich bin so neidisch‘. Er ist wie ein Augenzwinkern, und ich finde ihn ein bisschen lustig. Aber der Klang des Songs ist der Grund, warum wir ihn mit auf die Platte genommen haben. Da ist dieses Klavier in der Bridge, das so verworren und fast a-tonal ist. Manchmal passt es einfach nicht zur Musik und ist sehr chaotisch.

Und ich liebe Fiona Apple. Ich bin besessen von ihrer neuen Platte und sie ist definitiv eine große Inspiration für mich. Ich erinnere mich, dass ich dachte, jazzige Musik wie sie machen zu wollen, als ich jünger war. Also spielte ich diese Jazz-Akkorde und dachte: ,Niemand kann das machen wie sie. Ich werde nicht in der Lage sein, etwas zu schaffen, das auch nur halb so gut ist, wie ,Tidal‘ [aus dem Jahr 1996] war.“ Aber ja, sie ist so unglaublich. Ich bin besessen von ihrer Lyrik, sie hat auch ein so gutes Vokabular. Sie hat ,Tidal‘ geschrieben, als sie 19 war, was für mich verrückt ist. Allein die Worte, die sie benutzt, sagen mir: ,Missmutiges Girl“. Ich bin wie besessen.

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Wie in „deja vu” gibt es auch in „jealousy, jealousy” eine Art liebenswerte Selbsterkenntnis. Du vergleichst dich mit anderen, aber du beschimpfst sie nicht.
Dazu neige ich auch nicht. Ich bin ziemlich gut darin, zu erkennen, [dass] wenn ich mich unsicher fühle, die beste Option ist, diese Person nicht niederzureißen, sobald man sich ihr gegenüber minderwertig fühlt. Ich habe ein Interview gesehen, ich weiß nicht mehr mit wem, [aber die Person darin sagte] etwas in der Art von ,wenn du Scheiße über eine andere Person erzählst, zeigst du nur allen, wie unsicher du bist.‘ Daran denke ich die ganze Zeit. Ich versuche, das in meinem Leben nicht zu tun und schon gar nicht in meinem Songwriting.

Das ist auch eine coole Sache an der Platte: Dass es darauf um einige Dinge geht, über die zu sprechen unangenehm ist, besonders als junge Frau. Man wird nicht dazu ermutigt, darüber zu sprechen, wie unsicher, eifersüchtig und wütend man sich fühlt. Musik ist ein großartiges Medium für Menschen, um diese Gefühle auszudrücken, ohne Angst vor Verurteilung oder davor, als zickig angesehen zu werden. Oder was auch immer sexistisches die Leute sagen wollen.

Warum „good 4 u” mehr sein soll als Pop-Punk der 2000er

Und dann wird’s rockig auf „good 4 u“. Du wirst so viele Girls dazu inspirieren, zur Gitarre zu greifen. Ist dieser Song deine Art Abschiedskuss?
In dem Song steckt eine Menge ungezügelte Wut und Bosheit. Ich schätze, ich habe wirklich lange damit gekämpft, wie ich einen Upbeat-Song schreiben kann, zu dem sich die Leute bewegen können und nicht weinen müssen. Ich liebe es, Balladen zu schreiben, aber ich wollte natürlich eine Platte machen, auf der mehr als nur Balladen sind. Eine Zeit lang dachte ich, man muss verliebt und glücklich sein, um einen tanzbaren Song zu schreiben. Ich bin stolz darauf, dass ich herausgefunden habe, wie ich einen energiegeladenen Song schreiben kann, ohne dabei meine Gefühle zu opfern. Außerdem war ich beim Schreiben sehr von Pop-Punk inspiriert. Ich liebe diese Angst und Aggression, aber Dan und ich haben wirklich versucht, sicherzustellen, dass es nicht einfach nur ein Green Day-Song aus den 2000ern ist. Wir wollten ihm einen 2021er-Twist verpassen. Ich liebe diese Art von Musik.

„(…) Ich wollte schon immer als Songwriterin ernst genommen werden. Eine Schauspielerin zu sein, kann dem im Wege stehen, denn das basiert darauf, Lügen zu erzählen. Ein*e Songwriter*in zu sein basiert darauf, die absolute, ganze Wahrheit zu erzählen.

In der 2000er-Ära, auf die du dich beziehst, waren die Disney-Stars Miley Cyrus, Demi Lovato und Selena Gomez. Sie haben geschauspielert und Musik gemacht, aber es schien immer so, als ob ihre Musikkarrieren an ihre Disney-Arbeiten gebunden waren. Deine Musik fühlt sich sehr eigenständig an – so, als ob man in den Songs fluchen würde. Das könnten die anderen nie! Befinden wir uns in einer neuen Ära des Popstars?
Ich bin mir dieses klassischen ,Disney-Pop-Girl‘-Archetyps sehr bewusst. Meine Musik ist definitiv von meiner Schauspielerei getrennt, so wie ich es mir immer erträumt habe. Als „drivers license” rauskam, sagten alle: ,Ich habe keine Ahnung, wer diese Olivia Rodrigo ist, aber ich liebe diesen Song.‘ Das ist der absolute Traum für mich, denn ich wollte schon immer als Songwriterin ernst genommen werden. Eine Schauspielerin zu sein, kann dem im Wege stehen, denn das basiert darauf, Lügen zu erzählen. Ein*e Songwriter*in zu sein, basiert darauf, die absolute, ganze Wahrheit zu erzählen. Menschen fragen mich immer: ,Oh, hast du in ‚drivers license‘ ‚fuck‘ gesagt, um zu zeigen, dass du nicht nur ein Disney-Star bist?‘ Es ist cool, dass Leute das denken, aber ich mache nur Musik, die ich liebe und für die ich Leidenschaft fühle. Das ist, wer ich bin. Ich habe ein loses Mundwerk. Ich habe mich so verhalten, wie es sich für mich natürlich und gut angefühlt hat, und Leute sind darauf angesprungen. Wenn ich eine neue Generation von Popstars einführe, die keine Angst haben, ihre Meinung zu sagen, dann ist das so cool. Aber ich mache nur mein Ding.

links: Kleid und Haarband von Prada; rechts: Cardigan und Top von Maryam Nassir Zadeh, Rock von Miu Miu, Sonnenbrille von Chrome Hearts, Kette von Van Cleef Arpels, Kette (als Gürtel gebunden) von Fallonn
Top von Givenchy, BH von Mary Young, Ohrringe von Chanel

Letztendlich ist das alles eine Diskussion darüber, wie Medien junge weibliche Stars behandeln. Hast du die „Framing Britney Spears”-Doku oder die Serie von Demi Lovato auf YouTube gesehen? Wenn ja, wie fandest du sie?
Ich habe die Britney-Doku gesehen, die Demi Lovato [Serie] nicht. Ich hatte eigentlich keine Ahnung von den Britney-Sachen, bevor ich sie gesehen habe, also habe ich das alles zum ersten Mal erlebt. Das Zeug, das sie durchgemacht hat, war so schrecklich, und wir sind seitdem so weit gekommen. Aber dann auch wieder nicht – weißt du, was ich meine? Es war augenöffnend, die sexistischen, schrecklichen Dinge zu sehen, die Leute zu ihr sagten und die damals noch als okay galten. Und das ist noch gar nicht so lange her. Ich kann mir nur vorstellen, wie niederschmetternd das alles sein muss.

Heutzutage könnten Musiker*inn einfach den Raum verlassen. Sie könnten einfach ihren Computer schließen.
Ja, ich weiß. Daran habe ich auch gedacht. Es gab einen Clip, in dem jemand nach [Britneys] Brüsten fragte, und sie musste grinsen und es ertragen. Damals war das normal, was verrückt ist, wenn man daran denkt. Ich hoffe nur, dass die nächste Generation von Frauen nicht solche Fragen gestellt bekommt und nicht denkt, dass das in Ordnung ist. Ich hoffe, dass Reporter*innen nicht denken, dass das in Ordnung ist. Es ist einfach ekelhaft.

Conan [Gray] ist der Beste überhaupt. Es macht wirklich Spaß, immer mehr Künstlerfreund*innen zu bekommen, die wirklich die seltsamen Nischen verstehen, denen man als junger Mensch in der Musikindustrie begegnet. Aber wenn ich mal frei habe, schlafe ich, gehe zur Schule: normale Teenager-Sachen.”

Cheers to the Highschool-Abschluss: Das wartet in Olivias Zukunft

Und liegt hoffentlich in der Vergangenheit. Worauf freust du dich in der Zukunft?
Mein Leben ist im Moment wirklich großartig. Es ist so toll, Musik zu machen und sich auf diese Weise gesehen zu fühlen. Ich werde bald meinen Highschool-Abschluss machen, was bestimmt lustig wird. Ich habe so viel zu tun. Wir feiern mit einer Torte oder so.

Du bist so busy! Was machst du, wenn du mal eine Auszeit hast?
Ich habe mich vor ein paar Tagen mit Conan [Gray] getroffen. Conan ist der Beste überhaupt. Es macht wirklich Spaß, immer mehr Künstlerfreund*innen zu bekommen, die wirklich die seltsamen Nischen verstehen, denen man als junger Mensch in der Musikindustrie begegnet. Aber wenn ich mal frei habe, schlafe ich, gehe zur Schule: normale Teenager-Sachen, ich weiß auch nicht. Ich rede viel mit meinen Freund*innen. Meine beste Freundin auf der Welt heißt Madison [Hu], wir haben zusammen eine Show gedreht [Disneys „Bizaardvark”], als ich 14 war. Wir sind einfach seelenverwandt.

Wenn du heute in eine Bar gehst, was wird dein erster Drink sein?
Ich weiß es nicht. Jemand hat mir gesagt, dass Guinness sehr britisch ist. Ist das so was wie ein Bier? Ich glaube, das ist ein Bier, oder?

Interview & Text: Maria Sherman
Fotos: AB+DM
Styling: Tiffany Reid
Haare: Clayton Hawkins
Make-Up: Molly Greenwald
Nails: Vanessa Sanchez McCullough @ Forward Artists
Set Design: Kelly Fondry
Booking: Special Projects

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Hier hat Olivia schon Anfang des Jahres erzählt, warum sie der Erfolg von „drivers license“ nicht einschüchtert

Nylon
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