Todrick Hall spricht im Interview über die Suche nach seinem Prince Charming & seine Liebe zu Country Music
Todrick Hall hat 3 Millionen Abonnenten auf YouTube. Die bekommt man nicht ohne harte Arbeit. Auf seinem Weg vom „American Idol“-Teilnehmer zum gefeierten Choreografen für Beyoncé und „Kinky Boots“- Darsteller ist der Amerikaner erwachsen geworden und hat viel dazugelernt. Im Interview mit unseren amerikanischen Kolleg*innen hat er verraten, wie er es schafft, trotz dieser Erfolge fresh und relatebale zu bleiben und das wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten.
Interview von: Willa Bennet
Todrick Hall ist der geborene Geschichtenerzähler. Ob er seine Choreographie performt, Texte komponiert oder in die Kamera spricht, Todrick Hall hängt sich rein, um andere zu inspirieren, auch ihre Geschichten zu erzählen. Aus Arlington, Texas, sang Hall sich als Halbfinalist der neunten Staffel von „American Idol” den Weg an die Spitze. Seitdem hat er drei Millionen Follower bei YouTube erreicht, für Beyoncé choreographiert, in Broadway-Produktionen von „Kinky Boots” und „Chicago” mitgespielt und war Juror bei „RuPauls Drag Race”. Aber selbst wenn Todrick nun eine große Bühne vor sich hat, um seine vielen Talente zu präsentieren, ist klar, dass sein Selbstbewusstsein ein wichtiger Bestandteil von allem ist, was er so in die Welt aussendet.
Sein neues Album „Haus Party, Vol. 1” ist am 23. Mai erschienen. Dazu enthüllt Hall: „Es ist das erste Mal, dass ich Musik herausbringe, die keine Handlung, keinen Bogen und keine Charaktere hat. Es bin nur ich, der Hits schreibt…Das war in vielerlei Hinsicht sehr befreiend für mich.“ Inspiriert von gleichgesinnten Musikern wie Ariana Grande, Beyoncé, Taylor Swift, Shawn Mendes und den Legenden von „RuPauls Drag Race”, gibt Hall zu, dass er sich von Personen angezogen fühlt, die ähnlich furchtlos sind, ihr authentisches Selbst zu präsentieren.
Wir haben mit Todrick Hall über seine sich ständig ändernde Beziehung zur Kunst und seine größten Einflüsse gesprochen – und über das, was für ihn wirklich am wichtigsten ist.
Warst du schon immer kreativ?
Ich habe einen Bruder, aber wir liegen 14 Jahre auseinander, also bin ich im Grunde genommen als Einzelkind aufgewachsen. Während ich mir manchmal wünschte, weitere Geschwister gehabt zu haben, erlaubte mir meine Kindheit, meine ganz eigene, kreative Seite zu entdecken. Ich bastelte in der Garage mit Pappmaché und spielte alle meine liebsten Musicalfilme nach. Ich arbeite gerne mit anderen Menschen zusammen, aber ich weiß definitiv, wie ich die Dinge selbst in die Hand zu nehmen habe.
Wie würdest du deine Musik beschreiben?
Ehrlich gesagt mag ich es nicht, meine Kunst in eine Schublade zu stecken. Ich schreibe gerne Songs nach dem gleichen Schema, wie man einen Popsong schreibt. Ursprünglich war Pop nämlich die zu der Zeit beliebteste Musik. Ich habe das Gefühl, dass meine Musik diese Idee widerspiegelt: Sie soll einfach populäre Musik sein. Und hoffentlich wird sie auch beliebt sein!
Wer sind deine größten Einflüsse?
Taylor Swift ist eine große Inspiration für mich. Ich bin so ein großer Fan von Country-Musik. Das ist etwas, das viele Leute nicht über mich wissen! Es gibt keinen Song von Rascal Flatts, zu dem ich die Lyrics nicht auswendig kenne. Country-Songs können dich an einen komplett anderen Ort versetzen.
Außerdem liebe ich Shawn Mendes und Ariana Grande. Bei ihr inspiriert mich, dass sie Barrieren durchbricht und keine Angst hat, für sich selbst einzustehen. Das ist großartig. Ich liebe Beyoncé, obvioulsy! Für sie zu arbeiten war eine so aufregende Erfahrung, weil ich sehen konnte, wie praktisch sie denkt und wie hart sie arbeitet. Das hat mich definitiv inspiriert!
Ich wurde außerdem Juror in der sechsten Staffel von „RuPauls Drag Race“, und das war eine wirklich großartige Erfahrung mit einer ganzen Menge Inspiration. Als Trinity K Bonet erzählte, wie sie mit HIV lebt, war ein krasser Moment. So offen wie sie damit umgeht, ist sie eine große Inspiration für mich. Außerdem ist es toll, Delano als vermeintliche Außenseiterin beim Wachsen zu beobachten. Courtney Acts Flügel sind einfach so #iconic! Bianco Del Rio ist wahrscheinlich eine meiner Lieblings-Drag Queens, nicht nur weil sie urkomisch ist, sondern auch weil sie Kostüme für „Wicked“ gemacht hat. Darienne Lakes Humor war einfach unschlagbar. Und Ben de la Crème – of course!
Du hast kürzlich drei Millionen Abonnenten auf YouTube geknackt! Was ist die größte Lektion, die du von YouTube gelernt hast?
Es wird immer Menschen geben, die erfolgreicher sind als du. Ich habe wirklich gelernt, wer meine echten Freunde sind. Ich habe gelernt, gut mit Kritik umzugehen. Ich glaube, wenn ich mehr Abneigungen als Vorlieben für einen Beitrag habe, dann ist das eine wahre Einschätzung dessen, was die überwiegende Mehrheit der Leute über dieses Video denken wird.
Ich habe auch viel über mich selbst gelernt und habe mich verletzlich gezeigt – etwas, das ich nie erwartet hätte! Ab und zu, wenn ich mich niedergeschlagen und mich so uninspiriert fühle, dass mir selbst das Aufzustehen schwer fällt (nur eine der negativen Auswirkungen in einer so öffentlichen Branche tätig zu sein), schaue mir alte Videos an. Dann sehe ich mein Dauergrinsen und kann neue Energie tanken. Es ist wie ein Live-Action-Album von allen Erlebnissen, die ich in den vergangen acht Jahren hatte. How cool?! Ich kann es kaum erwarten zu sehen, was meine Zukunft bringt!
YouTube hat mir geholfen, mein Vertrauen in mich selbst zurückzugewinnen. Wenn YouTube nicht gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich nach „American Idol“ aufgehört aufzutreten.
Welche Projekte sind für dich im Moment am interessantesten?
Ich würde mir wünschen, mit meiner Musik und meiner Arbeit zukünftige Broadway-Künstler*innen oder Kinder zum Auftreten auf der Bühne zu inspirieren. Außerdem hätte ich nichts dagegen, mich in jemanden zu verlieben, meinen Prince Charming zu finden, Kinder und einen Hund zu haben. In der Zwischenzeit werde ich mich weiter mit positiven Menschen umgeben, die mich pushen und inspirieren. Im Prinzip lebe ich weiter wie immer: One random creation, synthetic wig, and pump at a time!
Ich würde gerne ein Buch schreiben, eine Broadway-Show kreieren und eine Netflix-Show haben. Ich habe so viele Ideen. Gerade habe ich eine neue Firma gegründet, über die ich die Rechte zu allen Shows freigebe, die ich in der High School geschrieben habe. Ich hoffe, dass sie an Schulen quer in den USA verteilt aufgeführt werden und ich im Publikum sitzen kann – heulend! Ich meine, das sind Stories, die ich geschrieben habe, als ich 16 Jahre alt war.
Wofür bist du so dankbar?
Es kann durchaus mal vorkommen, dass ich vergesse wie cool mein Leben ist – vielleicht stumpft man dahingehend ein bisschen ab. Für meine Freunde, die ihr Bestes tun, um mich auf dem Boden zu halten und mich immer wieder daran erinnern, bin ich extrem dankbar. Außerdem bin ich in einer bahnbrechenden Show im Fernsehen dabei, wo schwule Künstler zum ersten Mal in das Rampenlicht gerückt werden, das sie verdienen. Sie können endlich zeigen, was sie draufhaben und dabei den Zeitgeist verändern. Ich muss mich auch immer wieder daran erinnern, wie unglaublich stolz ich auf unsere Show sein kann: „RuPaul’s Drag Race“ hat schließlich Emmy Awards gewonnen und Rekorde gebrochen!
Und ich war jetzt in fünf Broadway-Shows dabei. Was für eine unglaubliche Reise! Manchmal muss ich einfach kurz innehalten und erkennen, dass die Dinge, die ich getan habe, nicht allzu schäbig sind – und ich bin noch lange nicht fertig!
FOTOS VON JASPER SOLOFF
GESTYLT VON LOLA GATTI
MAKE-UP VON JOANNE KIM