Boyfriend Material: Bobby Lies und seine Debüt-EP „not enough”
Wo Drama ist, ist auch Wahrheit: Mit seinen Songs erzählt der Musiker Bobby Lies jetzt nicht nur musikalisch heftige Storys – auch visuell lebt er sich gerade erst richtig aus. Uns berichtet Bobby exklusiv, warum für ihn bei allem „Komplexität” die größte Rolle spielt – egal ob in Sound oder Bild.
Auf Bobby Lies Debüt-EP „not enough” geht es um persönliche Erfahrungen. Natürlich, sagt der Musiker, schließlich habe er in seinem ganzen Leben noch keinen frei erfundenen Text geschrieben. Er brauche Musik, um sich auf einer weiteren Ebene ausdrücken zu können. In seiner Welt, sagt Lies, besäßen Songtexte noch echten Wert und Gewicht.
Wert und Gewicht, man könnte vermuten, dass Bobby diese an als Teilnehmer der Castingshow „The Voice of Germany“ vermisst hätte. Seine neuen Visuals zur EP und das Video zu den Songs „not enough/diggin‘ for guns“ jedenfalls haben so gar nichts mit schnell zusammengeschusterten Casting-Produktionen zu tun (nicht, dass die nicht auch mal gut sein könnten). Vielmehr wandelt Bobby Lies darin zwischen emotionaler Destruktion in Balladen-Sounds und soften Lyrics, die einen realistischen Blick auf seine Beziehungen liefern sollen.
Das Gefühl von Mangel an Liebe – auch das ist für Bobby Lies komplex
„Ich habe die Scheibe ,not enough‘ genannt, weil das eine tiefsitzende Wahrnehmung und Wahrheit von so vielen Menschen in unserer Zeit darstellt”, sagt Bobby über seine EP. „Das Gefühl, nie zu genügen und es nicht wert zu sein, geliebt zu werden, durchleben meiner Meinung nach viel zu viele Menschen Tag für Tag.” Was davon für Bobby auch autobiografisch ist und zum Beispiel auf seine Beziehung zu Bonny Strange anspielt, haben wir nicht erfahren. Aber vermutlich ist auch dieses Thema dem Bereich zuzuordnen, der für den Musiker am wichtigsten ist: Komplexität.
„„Das Gefühl, nie zu genügen und es nicht Wert zu sein, geliebt zu werden, durchleben meiner Meinung nach viel zu viele Menschen Tag für Tag.” – Bobby Lies
„Ich bin in einer Zeit groß geworden, in der Künstler komplex waren und auch sein durften. Ich wollte nicht das „Geldwäsche-Hip-Hop-Schema” verwenden und ein super-hochauflösendes Video von mir nackt auf einem Mercedes drehen, mit Schneeleopard und rasierten Affen mit Rolex dabei – nur damit die Leute es verstehen und sich entertaint fühlen.“ Die Visuals und Videos zu „not enough” sind so ziemlich das Gegenteil geworden – eben komplex: Bobby zeigt sich im Retro-Format gefilmt, wie er ruhig und trotzdem verletzlich in einer Telefonzelle steht. Cut und die Kamera hält auf einen Bobby mit leuchtend roten Haaren und Lippen plus weiß geschminktem Gesicht – sein Look erinnert lose an David Bowies Alter Ego „Ziggy Stardust”.
Bei so vielen Einflüssen aber ist Bobby an einer Sache doch gescheitert: Sein Werk einem Genre unterzuordnen. Immerhin vermisst er auch seine Wurzeln in einer Hardcore-Punkband (deren stimmliche Ursprünge in „diggin for guns” aber immer noch zu hören sind!). Wir versuchen’s deshalb mal kurz mit einer Verbindung aus allem: Post-Punk-Vulnerable-Indie-Pop. Irgendwie so. Klingt auch komplex, oder?
Music written by Bobby Lies & Phil Speiser
Produced by Phil Speiser, 2019 © retrofuturemusic
Regie und Fotos: Arnaud Ele & Foli Creppy
Creative Direction & Editing: Laura Knoops & Arnaud Ele
Regie-Assistenz: Foli Creppy
Best Girl: Eva Zimmerli
Videoproduktion: Eleknoops
Hiar & Make-Up: Janina Zais
Assistenz: Paloma Brytscha
Styling: Sinclair Bryant
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