Im Interview erklärt Olivia Rodrigo, warum sie der Erfolg von „Drivers License” nicht einschüchtert
Mit einer Ballade über den Führerschein ging sie viral: Dank „Drivers License“ rotiert Olivia Rodrigo gerade nicht nur in den Charts, sondern auf so ziemlich allen Plattformen. Hier erklärt der Shootingstar, was hinter den Lyrics steckt, wer sie zuerst gehört hat und warum sie sich in Sachen Fame keinen Stress macht.
Olivia Rodrigo hatte schon immer eine Vorliebe für Autos. Dazu passt eine ihrer ersten Erinnerungen ans Singen. Es ist ein Video, das sie im Alter von vier Jahren zeigt, wie sie den Refrain von Taylor Swifts „Picture to Burn” schmettert. „I hate the stupid old pick-up truck you never let me drive”, singt sie. Von da an begann die angehende Songwriterin, sich ihre eigenen, von Trucks inspirierten Texte auszudenken. „Ich erfand Songs über Pick-Up-Trucks, obwohl ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie einen gesehen hatte“, sagt sie.
„Driver’s License“ bricht Streaming-Rekorde und geht viral auf TikTok
Dreizehn Jahre später startete Rodrigo, bewaffnet mit weiteren Auto-Kenntnissen und mehr als einem Jahrzehnt Songwriting auf dem Rücken, mit einem eigenen Hit ins Jahr 2021. „Drivers License„, die bekennende, herzzerreißende Pop-Ballade, die sofort viral ging und Musikgeschichte schrieb. Der Song hält den Spotify-Rekord für die meisten Streams an einem Tag für einen Song, der nicht an einem Feiertag gespielt wurde (erreicht am vierten Tag nach Release). Außerdem feierte der Song die beste erste Woche auf Spotify und Amazon Music. Bis heute hat der TikTok-Hashtag #DriversLicense 3,3 Milliarden Aufrufe (die #driverslicensechallenge hat weitere 35,4 Millionen Aufrufe). Stars wie Taylor Swift, Halsey und Cardi B haben Rodrigo auf Social Media gelobt. Vor kurzem absolvierte sie dann ihren ersten Live-Auftritt als musikalischer Gast in der Tonight Show With Jimmy Fallon. Nicht schlecht für eine Debütsingle.
„Mein Leben hat sich in so kurzer Zeit komplett verändert”, sagt die 17-jährige Rodrigo im Zoom-Call, drei Wochen nach der Veröffentlichung des Songs. „Und doch ist alles wie immer, ich verbringe immer noch jeden Tag in meinem Zimmer und schreibe Songs und mache Hausaufgaben. Aber es ist wirklich unglaublich, all diese unglaublichen Möglichkeiten zu haben und von Leuten anerkannt zu werden, zu denen ich seit Jahren aufschaue. Es ist wirklich surreal.“
Fame in Zeiten von Corona: Erkannt am Drive-In
Derzeit lebt Rodrigo in Salt Lake City, wo sie die neue Staffel von „High School Musical: The Musical: The Series” dreht. Seit dem Phänomen „Drivers License“ pendelt sie hauptsächlich zwischen dem Set und ihrem Haus. Das Fame-Level, auf dem Menschen eine Person auf der Straße erkennen, hat sie also noch nicht aus erster Hand erlebt. Bis jetzt bekam sie nur online einen Vorgeschmack darauf – und ironischerweise dann, als sie dabei im Auto saß. „Ich fuhr durch zwei Drive-Ins, seit der Song herauskam, und ich wurde an beiden erkannt“, sagt sie. „Ich dachte: ,Wow, das ist komisch.'“
„Meine Mutter ging neulich in meiner Nachbarschaft spazieren und ein Auto hielt neben ihr an, während sie darauf wartete, die Straße zu überqueren. Die Fenster des Autos waren heruntergekurbelt, und die Fahrer*innen schmetterten ,Drivers License‘. Das ist der Wahnsinn.“
Vom Fahrersitz ins Feuilleton
Rodrigo ist noch dabei, sich an diese Art von Dingen zu gewöhnen. Davon zu hören, dass die Zahlen in die Höhe schießen und Rekorde gebrochen werden, ist eine Sache. Es in freier Wildbahn zu erleben, eine ganz andere. „Auf der Titelseite des Feuilletons der New York Times zu stehen, war der Wahnsinn“, sagt sie. „Es ist verrückt, wenn man all die Zahlen und Charts sieht, aber im wirklichen Leben…“ Sie gerät ins Stocken und versucht, dieses beispiellose Phänomen in Worte zu fassen. „Meine Mutter ging neulich in meiner Nachbarschaft spazieren und ein Auto hielt neben ihr an, während sie darauf wartete, die Straße zu überqueren. Die Fenster des Autos waren heruntergekurbelt, und die Fahrer*innen schmetterten ,Drivers License‘. Das ist der Wahnsinn.“ Für Rodrigo ist das das wahre Zeichen, dass sie es „geschafft” hat. Menschen connecten mit ihren Worten und den Emotionen, die damit einhergehen. „Leute in der realen Welt hören es sich an und lieben es. Das ist einfach das, was für mich wirklich surreal ist.“
Wenn sich „Drivers License” mehr wie ein Tagebuchauszug als ein Popsong anhört, liegt das daran, dass der Song das irgendwie auch ist. „[Mit der ersten Zeile], ,Ich habe letzte Woche meinen Führerschein bekommen‘ habe ich meinen Tagebucheintrag an diesem Tag eröffnet“, erinnert sich Rodrigo. Eine wichtige Ironie, die hier erwähnt werden sollte: Rodrigo hasst eigentlich das Bild auf ihrem Führerschein: „Ich wusste nicht, dass sie das Bild machen, wenn man den Führerschein bekommt. Und ich bin aus dem Bett gerollt. Ich hatte meine Haare nicht gekämmt. Meine Tränensäcke sind wahnsinnig. Kann man das jemals wiederholen?“ Bewaffnet mit der Freiheit, die das neue Privileg eines Führerscheins mit sich bringt tat Rodrigo trotzdem das, was jeder Teenager mit gebrochenem Herzen tun würde: Sie fuhr ziellos herum und hörte traurige Musik. Als sie nach Hause kam, setzte sie sich an ihr Klavier und begann zu schreiben. Dreißig Minuten später hatte sie die erste Strophe und den Refrain von „Drivers License”. Zuerst war sie sich nicht sicher, ob der Song etwas Besonderes war. Dann begann sie, ihn anderen Leuten vorzuspielen.
Die ersten Hörer*innen: Papa und die beste Freundin
Zuerst kam ihre beste Freundin. Sie hatte Olivia zu der Zeile „all my friends are tired of hearing how much I miss you/ but I feel sorry for them because they’ll never know you the way that I do“ inspirierte. „Als ich es ihr vorgespielt habe, meinte sie: ,Wow. Jetzt verstehe ich, warum du dich so über ihn beschwert hast.‘ Ich sagte: ,Das war nötig? Okay.'“ Ihre nächste Testperson war jemand, der ein bisschen stoischer reagierte und ein wenig mehr Distanz zu den Erzählungen der Teenager-Romantik: hatte: ihr Vater. „Mein Vater ist der Beste, aber er ist nicht der emotionalste Mensch. Als ich ihm den Song vorspielte, fing er an zu weinen.“ Zu diesem Zeitpunkt wusste Rodrigo, dass sie da etwas hatte, das ankommen könnte. Der Erfolg des Songs bewies, dass sie Recht behalten sollte.
„Eines der coolsten Dinge an ,Drivers License‘ ist, dass ich Nachrichten von 45-jährigen Frauen bekomme. Sie sagen: ,Ich bin seit 20 Jahren verheiratet, aber ich liebe den Song so sehr, dass er mich anspricht'“, erzählt Rodrigo. (Eine dieser Personen ist zufällig ihre Therapeutin.) „Ich bekomme Nachrichten von Leuten, die schreiben: ,Ich mache genau dasselbe durch, und durch dieses Lied fühle ich mich so viel weniger allein.‚ Und ich habe das Gefühl, das ist das Ziel meines ganzen Songwritings. Jemand hat mir neulich sogar eine SMS geschickt. Die Person schrieb: „Er fährt auch ein weißes Auto. Ich fühle mich so vernünftig.‘ Und ich sagte: ,Ja, mach weiter.'“
Als „große Erzählerin” gibt Rodrigo Einblick in die intimsten Momente
Es sind diese Art von Nachrichten, die Rodrigo die Motivation geben, in ihrem Songwriting schmerzhaft ehrlich zu sein. Egal, wie persönlich das Thema auch sein mag. „Es ist eine sehr beängstigende Erfahrung, beim Songwriting so verletzlich zu sein, aber ich war schon immer so ein Mensch“, erklärt sie. „Ich bin in allen Aspekten meines Lebens eine große Erzählerin. Aber ich denke, die besten Songs sind solche Songs. Das ist also etwas, womit man sich als Songwriterin auseinandersetzen muss. Die Leute werden die intensivsten, intimsten Momente meines Lebens sehen, aber das macht es ja auch so schön.“ Sie ist sich bewusst, dass Hörer*innen ihre eigenen Schlüsse darüber ziehen könnten, von wem oder wovon bestimmte Texte handeln, aber letztlich liegt das nicht in ihrer Hand. „Ich habe diesen Song vor sechs Monaten geschrieben und ihn ins Universum hinausgeschickt und alles getan, was ich tun konnte. Was andere Leute darüber sagen oder denken, liegt komplett außerhalb meiner Kontrolle. Ich liebe den Song und das ist alles, was ich kontrollieren kann.“
Der größte Taylor-Swift-Fan der Welt?
„Ich dachte, ich würde sagen: ,Ich werde nie etwas so Gutes wie ,Drivers License‘ schreiben. Niemand wird es mögen.‘ Aber als ich die Reaktionen der Leute auf den Song sah, wurde mir bewusst, warum mein Songwriting etwas Besonderes ist und was an meinem Songwriting bei den Leuten ankommt.”
Es ist diese Art von offener Mentalität, die es wirklich nicht verwunderlich macht, dass sich die Sängerin selbst als „the world’s biggest Swiftie“ bezeichnet. Sie gibt zu, dass sie völlig ausflippte, als ihr Idol Taylor Swift einen Instagram-Post kommentierte, in dem Olivia den Erfolg von „Drivers License“ feierte. Es ist ein Hoch, auf dem sie jetzt noch immer reitet. „Dieser Shoutout war der Wahnsinn“, sagt sie.
Für viele Sänger*innen würde ein solcher Erfolg, noch bevor die erste EP erschienen ist, eine Spirale voll von Druck in Gang setzen. Rodrigo dachte, ihr würde es genauso gehen, aber stattdessen fühlt sie sich inspirierter denn je. „Ich dachte, ich würde sagen: ,Ich werde nie etwas so Gutes wie ,Drivers License‘ schreiben. Niemand wird es mögen.‘ Als ich aber die Reaktionen der Leute auf den Song sah, wurde mir bewusst, warum mein Songwriting etwas Besonderes ist und was bei den Leuten ankommt. Ich fühle mich tatsächlich viel selbstbewusster in meinen Schreibfähigkeiten, seit ,Drivers License‘ herauskam.“
Pop, Folk oder doch Alt-Rock: So klingen Olivias nächsten Songs
Im Moment ist sich Rodrigo noch nicht sicher, was ihre nächsten Schritte sein werden, ob es eine EP oder ein vollwertiges Album sein wird. Seid aber versichert, dass es bald neue Musik geben wird. Die Sängerin sagt, dass sie ungefähr acht Songs hat, mit denen sie zufrieden ist, und in ihrem Kopf hat sie bereits eine Vision für ihr mögliches Album. „Ich möchte, dass es super vielseitig ist“, verrät sie. „Mein Traum ist es, dass es eine Schnittmenge zwischen Mainstream-Pop, Folk und Alternative Rock ist. Ich liebe das Songwriting, die Lyrik und die Melodien von Folk-Musik. Ich liebe die Tonalität des Alt-Rocks. Und offensichtlich bin ich besessen von Pop und Pop-Künstler*inen. Also werde ich versuchen, all meine Einflüsse und Inspirationen zu nehmen und etwas zu machen, das mir gefällt.“
„Ich habe das Gefühl, dass ich [auf meinen 18. Geburtstag] nicht vorbereitet bin“
Das ist ein Teil ihrer To-Do-Liste für 2021, die langsam ziemlich lang wird. „Ich werde hoffentlich die High School abschließen. Ich denke, ich werde 2021 ausziehen, was ziemlicher „big Girl” Shit ist. Und mehr Musik herausbringen“, hakt sie die Liste ab. „Und ja, einfach eine bessere Künstlerin und eine bessere Freundin sein. Ich schätze, das ist alles, worauf ich hoffen kann.“ Aber zuerst gibt es einen neuen Meilenstein zu feiern: In ein paar Tagen wird Rodrigo 18 Jahre alt. „Ich habe das Gefühl, dass ich nicht darauf vorbereitet bin“, sagt der Teenager mit dem beliebtesten Song der Welt. „Achtzehn ist ein großer Schritt.“
Text: Lauren McCarthy // Fotos: Ashley Osborn
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