Wir lieben diese Beauty-Marken, die von Schwarzen Frauen geführt werden
Der Beauty-Industrie fehlt es immer noch an Inklusivität und Diversity. Doch zum Glück ändert sich das. Wir haben mit 3 Gründerinnen von BPoC-geführten Beauty-Marken gesprochen.
In der US-amerikanischen Beautyindustrie hat sich in den letzten zehn Jahren viel verändert. Und zwar zum Guten. Während es früher an inklusiven und diversen Marken und Kampagnen fehlte, erleben wir derzeit einen kleinen Boom an Black-owned Beauty-Marken, die Make-up für Schwarze Menschen anbieten. Das Ziel: Produkte entwickeln, die auf die Bedürfnisse von Schwarzen Frauen zugeschnitten sind und trotzdem auch von Menschen mit hellerer Haut genutzt werden können.
Insgesamt ist die Beauty-Branche trotzdem noch weit von einem wirklich inklusiven und gleichberechtigten Angebot an Kosmetik für dunklere Hauttöne entfernt. Die Industrie hat noch einen guten Weg vor sich. Aber die Richtung stimmt schon mal.
Wir haben mit drei Indie-Brands aus der Beauty-Branche gesprochen, die von BPoC geführt werden und die hart daran arbeiten, die Kosmetik-Landschaft in eine bessere Zukunft zu lenken. Allesamt Black-owned und cruelty free. In dieser Story teilen sie ihre Gedanken mit uns, erzählen, welche Herausforderungen noch vor Ihnen liegen und was ihr als Verbraucher*innen dazu beitragen könnt, den Wandel voranzutreiben.
Beauty Bakerie
Wir bei NYLON sind schon lange Fans von den magisch-süßen und dazu auch noch fairen Produkten von Beauty Bakerie. Vor allem der haltbare, wasserfeste und scheinbar unverwüstliche flüssige Lippenstift hat es uns angetan. Dass Gründerin Cashmere Carillo auch noch eine total coole Socke ist, gibt unserem Crush schließlich den Rest.
Nur kurz nachdem Carillo mit ihrer Marke 2011 an den Start ging, wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert. Ab dem Zeitpunkt wusste sie, dass ihre Produkte nicht nur mit verträglichen, schonenden Inhaltsstoffen hergestellt werden sollen, sondern dazu effektiv und langanhaltend sein sollen. Warum auch sollten wir zu viel Zeit damit verbringen, unser Make-up aufzufrischen? „Wenn der Tod an deiner Tür klopft, willst du wirklich jede einzige Minute auskosten”, sagt sie. „Morgens 50 Minuten im Bad zu stehen, um einen tollen Look im Gesicht zu haben, der dann spätestens nach dem Lunch wieder verschwunden war, machte ab dem Zeitpunkt meiner Diagnose echt keinen Sinn mehr. Make-up ist eine tolle Sache, aber es ist nicht wichtiger als ein toller Moment mit meinen Liebsten.” Jetzt, wo sie den Krebs besiegt hat, freut sich Carillo darüber, langlebige und trotzdem verträgliche Kosmetik mit der Welt zu teilen.
„Es war kein Thema, bis wir – also die, die ihren Ton immer erst ganz hinten in der Palette gefunden haben – es selbst zum Thema gemacht haben.”
Vom ersten Tag an hatten Inklusivität und Diversity absolute Priorität für die Marke. Das Make-up für Schwarze Menschen der Beauty-Industrie fehlt, bemerkte Carillo schon als Teenager. Und wusste deshalb schon lange, dass eine vielseitige Farbpalette ganz klar eins ihrer Hauptziele für ihre eigene Marke sein würde. Und so kam es, dass Beauty Bakerie nicht nur eine der ersten Brands war, die eine wirklich diverse Palette an Shades zu bieten hatte, sondern auch die erste, die die Töne von dunkel nach hell nummerierte. „Das schien wirklich ein Katalysator für mehr Diskussionen über das Thema in der Branche zu sein”, sagt Carillo. „Es war kein Thema, bis wir – also die, die ihren Ton immer erst ganz hinten in der Palette gefunden haben – es selbst zum Thema gemacht haben.”
Was die gesamte Branche betrifft, so glaubt Carillo, dass sie sich so langsam endlich in die richtige Richtung bewegt. Auch, wenn weiterhin noch viel Arbeit zu leisten sein wird. „In den letzten Jahren habe ich bemerkt, dass generell viel häufiger der Versuch unternommen wird, vielfältiger und inklusiver zu handeln. Das ist ermutigend und bedeutet, dass wir mit dem Thema auf dem richtigen Weg sind”, sagt sie. ”Manchmal bin dann aber trotzdem wieder überrascht, dass es überhaupt noch ein Thema sein muss.”
Carillo glaubt, dass sich endlich abzeichnet, welche Anforderungen die Kunden an die Industrie stellen. Sie sehen die Marken in der Verantwortung und Carillo denkt, dass es die Marken sind, die über mehr introspektive Arbeit merken müssen, welchen Eindruck sie in der Welt hinterlassen wollen. „Wenn du für alle etwas bewegen willst, dann musst du dir auch wirklich darüber im Klaren sein. Sei du selbst und lass dich nicht in die Irre führen.”
Lauren Napier Beauty
Make-up Artist Lauren Napier gründete ihre eigene Beauty-Marke nach einem Moment, den ihr so oder so ähnlich auch schon mal erlebt habt: Ihre Abschminktücher waren ausgetrocknet, weshalb sie buchstäblich ziemlich in der Luft hing (sie war zu diesem Zeitpunkt in einem Flugzeug). Nur 18 Monate später entstand ihre Linie, die aus hochwirksamen Mitteln zur Entfernung von Make-up besteht. Und nur fünf Jahre später wird Lauren Napier Beauty bei Einzelhändlern auf der ganzen Welt verkauft.
In einer Welt übermäßiger Schönheitsideale zwischen Contouring und Kardashians, hofft Napier, sich den Schönheitsstandards zu widersetzen und das Vertrauen ihrer Kunden zu wecken. „Ich möchte, dass sich meine Kunden ohne Make-up genauso wohlfühlen wie mit Make-up. Ich will, dass sie ihren natürlichen Zustand annehmen, was auch immer das heißt. Ob zerknittert, verunstaltet, vernarbt oder sonst wie: Es ist eine schöne Sache, sich abzuschminken.”
Als Gründerin einer von Schwarzen Frauen geführten Marke, ist Napier dankbar für die Entwicklung in der Schönheitsindustrie. In der arbeitet sie seit fast zwei Jahrzehnten. Sie ist jedoch der Meinung, dass Inklusivität oft nur der Selbsterhaltung einer Marke dient und nicht immer real ist. „Social Media ist schnelllebig und keine Marke will negativ auffallen, weil sie vielleicht nicht divers und inklusiv ist”, sagt sie.
Deshalb schaut sie zu Schwarzen Frauen auf, die an der Spitze der Schönheitsindustrie den Weg für andere ebnen. „Ich bin dankbar für Iman, Carol’s Daughter, Fenty Beauty und Pat McGrath, die die Wahrnehmung von Schönheit revolutioniert haben – nicht nur aus der Sicht des Produkts. Sie haben in den Fokus gestellt, was es bedeutet, eine erfolgreiche Schwarze Frau zu sein, die das Gesicht ihrer eigenen Marke ist”, sagt Napier.
„Schwarze Marken sollten nicht in den unteren Regalen der Drogerien landen.”
Aber selbst wenn Kraftpakete wie Rihanna und Pat McGrath den Weg weisen, wartet Napier darauf, dass echte Veränderungen eintreten. „Ein echter Wandel wird erst dann vollzogen sein, wenn man Marken wie Lauren Napier Beauty in den größeren Beauty-Bereichen sichtbar sind”, sagt sie. „Schwarze Marken sollten nicht in den unteren Regalen der Drogerien landen. BPoC-Frauen wie wir – insbesondere Schwarze Frauen – sind statistisch gesehen die am besten ausgebildeten Frauen [in den USA]. Wir sind sachkundige Genossen und wissen feine Güter zu schätzen. Diese Kombination ist stark und ist eigentlich die beste Voraussetzung für ein fortschrittliches Einzelhandelsunternehmen.”
Was können wir also tun, um diesen Wandel anzutreiben? Ganz einfach: Kleine Marken unterstützen. Und zwar kontinuierlich. „Wenn man eine kleine Marke kauft, unterstützt man die Leidenschaft und den Traum von jemandem”, sagt sie. „Sei stolz darauf, dass du in die Zukunft von jemandem investierst. Und bestelle dort wieder.”
Was Napier auch auf dem Herzen liegt: Nur weil eine Beauty-Brand von BPoC geführt wird, heißt das nicht, dass die Produkte nur für Schwarze Haut geschaffen wurde. Alle können Brands wie Lauren Napier unterstützen, denn alle können die Produkte nutzen. „Produkte von Lauren Napier Beauty sind wirklich für alle, die Lust haben, ihr Gesicht mit einer luxuriösen Formel und einem plüschigen Baumwolltuch zu reinigen”, sagt Napier abschließend.
Plant Apothecary
Plant Apothecary ist eine Beauty- und Pflegelinie, die biologisch, vegan und unisex ist und von zwei Designern mit einem Hang zu coolen Verpackungen gestartet wurde. Holly McWhorter und ihr Mann Bjarke starteten ihre Linie bereits 2012 und wollten damit beweisen, dass saubere, grüne Beauty nicht nach Naturkostladen aussehen muss.
Als Plant Apothecary in die Beauty-Szene eingestiegen ist, waren laut McWhorter Veränderungen sichtbar. „Beauty im Allgemeinen hat sich bereits vor 15 oder 20 Jahren von der ziemlich strikt geteilten Herangehensweise an die ethnische Vielfalt losgelöst”, sagt sie. Doch in Bezug auf Naturkosmetik mit Make-up für Schwarze Menschen war die Situation anders. „In der Clean Beauty Branche gab es im Marketing kaum Diversity”, sagt sie. „Die überwiegende Mehrheit der Anzeigen zeigte junge weiße Frauen. Punkt. Als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt, die sich grüne Schönheits- und Hautpflegeprodukte leisten könnten. Das zu durchbrechen ist uns wichtig.”
„Selbst wenn du das Gefühl hast, dass Brands diesen Weg nur gehen, um eine Trendwelle zu reiten: Unterstütze sie trotzdem, damit sie sehen können, dass sie sich in die richtige Richtung bewegen.”
McWhorter glaubt, dass wir Marken unterstützen müssen, die eine integrative Richtung einschlagen. Nur so wird echte Veränderungen in der Branche kommen. „Selbst wenn du das Gefühl hast, dass Brands diesen Weg nur gehen, um eine Trendwelle zu reiten, unterstütze sie trotzdem, damit sie sehen können, dass sie sich in die richtige Richtung bewegen.” Sie glaubt auch, dass es an uns liegt, die Marken zu nennen, die das nicht tun. „Wenn ihr eine Marke liked, die nur die weißen Verbraucherinnen adressiert, schreibt ihnen über Social Media und zwar öffentlich. So sehen alle anderen, dass sich etwas tun muss.”
Text: Jenna Igneri
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