10 Soul Project: So sehen Designer*innen aus Seoul die Zukunft, Verantwortung und Seele ihrer Designs
Na, welche Top-Designer*innen aus Südkorea könnt ihr so aus dem Kopf aufzählen? Das „10 Soul Project” der Seoul Design Foundation sorgt dafür, dass diese 10 ab sofort Teil eurer Liste sind. Hier beantworten sie Fragen zur Zukunft der Mode, ihrer Lebensperspektive und welche menschlichen Eigenschaften ihre Entwürfe beschreiben. Ihre Looks könnt ihr online im Voo Store shoppen.
An dieser Stelle sparen wir uns typische Klischees über die Hype-Metropole Seoul. Stattdessen gebührt der Applaus vielmehr den Förder*innen ihrer heimischen Talente, genauer: der Seoul Design Foundation. Die hat schließlich das „10 Soul Project“ (pun intended!) ins Leben gerufen, um 10 der vielversprechendsten Designer*innen der Hauptstadt zu mehr Aufmerksamkeit im Modemarkt zu verhelfen.
Diese 10 Talents prägen gerade Südkoreas Modewelt
Und während es nobel ist, sich erst einmal vor der eigenen Haustür nach neuen Talenten umzuschauen, freuen wir uns, dass es ihre Namen auch vor unsere geschafft haben. Im Berliner Voo Store zeigten die 10 Talente im Rahmen eines Pop-Ups im Oktober limitierte Designs, die ihr nach wie vor im Online-Shop des Voo Store shoppen könnt. Neben den 10 verschiedenen Looks interessierte uns aber vor allem der Hintergrund der einzelnen Designer*innen: Was macht ihr einzigartige Perspektive für die Zukunft aus? Und wenn wir schon beim „Soul/Seoul” Wortspiel bleiben, wie würden sie die „Seele” ihrer Designs beschreiben? Plus: Wie fühlt es sich an, unter aktuellen Bedingungen in den weltweiten Modemarkt einzusteigen? Hier sind ihre Antworten.
YOUSER
Wie fühlt es sich an, zu diesem Zeitpunkt in der Mode durchzustarten? Bist du optimistisch, ambitioniert, angespannt oder neutral? Verspürst du eine große Verantwortung, die Kernwerte der Modeindustrie zu verändern?
„Bis jetzt habe ich immer angenommen, dass Mode ihrer Zeit voraus wäre. In letzter Zeit, nachdem sich ein Virus weltweit verbreitet hat und weiterhin negative Dinge geschehen, hat sich meine Denkweise deutlich verändert. Firmen und Organisationen sprechen weiterhin von Trends der Zukunft. Als Designer*in ist man aber eine Art undefinierbare Person, die wiederum eben Mode für Menschen entwirft. Ich glaube, dass wir eher für die Gegenwart anstatt für die Zukunft designen sollten. Durch Mode möchte ich selbst eine kleine Botschaft rüberbringen können, zum Beispiel dazu, was wir wirklich benötigen oder was wir für unsere Kinder tun können.”
Mehr von Youser gibt’s hier.
Bourie
Was zeichnet deine Perspektive für die Designs der Zukunft aus?
„Die Zukunft liegt nahe an der Gegenwart und die Gegenwart ist untrennbar von der Vergangenheit. Genau aus diesem Grund basiert die Definition meiner Zukunftsperspektive auf der Gegenwart. Der aktuelle Blick auf Design gehört zu dem, was Design von Anfang an bedeutet. Es geht darum, was Menschen wirklich wollen, ohne Erklärung oder aufwendige Verzierung. Meine Arbeit ist eine Studie über das Element der Schönheit, das nah an etwas „Absolutem” oder „Sofortigem” liegt. Es geht über jede individuelle Perspektive oder Bewertung von Schönheit hinaus. Ein Beispiel: Statt Komplimente wie „cool“, „exzellent” oder „großartig” zu verwenden, gibt es Momente, in denen du dich selbst wahrnimmt, weil dein Kopf automatisch und in Sekundenschnelle zustimmend nickt.”
Bourie auf Instagram: Hier!
The Stolen Garment
Der Titel dieses Projekts spielt mit dem Wort „Soul” und dem Namen der Stadt Seoul. Wie würdest du die „Seele” deiner Designs beschrieben, zum Beispiel mit menschlichen Eigenschaften?
„Die Seele meiner Designs sorgt zwischen den Komponenten meiner Umgebung für Harmonie. Jede Saison erzähle ich eine Geschichte von der intensivsten Stelle einer bestimmten Erfahrung, die man gemacht hat. Mit diesen unterschiedlichen Erzählungen habe ich das Narrativ erschaffen, das ich mit meiner Brand erzählen will. Innerhalb dieses Prozesses habe ich auch meine Seele enthüllt. Natürlich kann ich dabei nicht alles voll und ganz ausdrücken. Das ist aber gerade das spannende an Modedesign und eigentlich auch allen anderen Designformen.”
„To whom it may concern” begrüßt The Stolen Garment Follower*innen in der Insta-Bio.
Kye
Wie fühlt es sich an, zu diesem Zeitpunkt in der Mode durchzustarten? Bist du optimistisch, ambitioniert, angespannt oder neutral? Verspürst du eine große Verantwortung, die Kernwerte der Modeindustrie zu verändern?
„In der Welt einer globalen Pandemie und kritischen Veränderungen in Sachen Lifestyle habe ich definitiv das Gefühl, dass sich die Kernwerte des Business verändern müssen. Dasselbe gilt für meine eigenen Werte. Statt nur zu konkurrieren und zielgerichtete Entscheidungen zu treffen, hat mir all das in jedem Fall einen neuen Blick aufs Leben gegeben. Außerdem ist es unvermeidbar, Nachhaltigkeit im Mode-Business zu berücksichtigen – bevor es zu spät ist.”
Auch Cardi B folgt: Kye auf Instagram.
D.GNAK
Was zeichnet deine Perspektive für die Designs der Zukunft aus?
„D.GNAK gibt es schon seit 15 Jahren, aber ich untersuche und recherchiere meine eigenen Designs immer noch – die Frage kann ich also nicht klar beantworten. Ich hoffe, dass ich zukünftig eine Signatur und Gestaltung entwickeln kann. Diese wären ziemlich schlicht und würden über die Silhouette und Farbe definiert, besonders Schwarz.”
Schwarz-weiß ist auch der Feed von D.GNAK.
MAXXIJ
Was zeichnet deine Perspektive für die Designs der Zukunft aus?
„Konzept, Idee und Instinkt. Ich wähle die Mode als Sprache, mit der ich meine Ideen und Vorstellungen visualisieren kann. Unsere Kollektionen bei MAXXIJ reflektieren immer meine Lebensperspektive und verkörpern die Idee einer expressiven, experimentellen und befreienden Erfahrung durch Mode.“
Hier findet ihr MAXXIJ auf Insta.
Moon J
Wie fühlt es sich an, zu diesem Zeitpunkt in der Mode durchzustarten? Bist du optimistisch, ambitioniert, angespannt oder neutral? Verspürst du eine große Verantwortung, die Kernwerte der Modeindustrie zu verändern?
„Ich bin nervös. Trotzdem versuche ich, positiv zu denken, während ich überlege, wie ich mich dieser neuen Ära anpassen und mit ihr umgehen kann. Nur nervös oder verängstigt zu sein wird das Problem nicht lösen, wenn alles so oder so gerade schon passiert. Ich lebe deshalb in dem Glauben, dass ich besseren Fortschritt schaffen kann, während ich der Realität einer sich rasant verändernden Welt ins Gesicht sehe. Eine der größten Veränderungen – nicht nur für die Modeindustrie – ist der Shift hin zu Online-Shopping, das entwickelt sich schneller denn je. In diesen Tagen frage ich mich, wie ich online mehr kommunizieren kann. Ich möchte Kund*innen eine qualitativ hochwertige Erfahrung bieten und ihnen Produkte auf Screens so zeigen, als würden sie sie in der Realität sehen. Außerdem wird der Abfall von all den Wegwerfverpackungen unsere große Hausaufgabe der Zukunft sein.”
Hier entlang für mehr von Moon J.
MÜNN
Der Projekttitel spielt mit dem Wort „Soul” und der Stadt Seoul. Wie würdest du die „Seele” deiner Designs beschrieben, zum Beispiel mit menschlichen Eigenschaften?
„Wenn man einen Laden betritt um Kleidung zu shoppen, haben die Produkte mancher Marken eine gewisse Aura. Vom Moment an, in dem die Kleidungsstücke vom Bügel genommen werden, überbringen sie die Gedanken und Widmungen der Designer. Ich nehme meine Arbeit an den MÜNN Kollektionen sehr ernst und hoffe, die Seele als Ergebnis einer Saison rüberbringen zu können.”
Weiter Looks gibt’s auf Insta.
Seokwoon Yoon
Was zeichnet deine Perspektive für die Designs der Zukunft aus?
„Für mich ist Bewegung das Wichtigste in der Mode, denn sie kann Mode von anderen Künsten unterscheiden. Bewegung kann viele Faktoren von Mode ausdrücken, zum Beispiel den Prozess, die Attitude oder Energie. Von diesen teile ich zum Beispiel immer meinen Prozess mit Menschen und werde das in Zukunft auch durch die Form der Bewegung tun.”
Den Prozess von Seokwoon Yoon könnt ihr auch hier teilen.
D-Antidote
Wie fühlt es sich an, zu diesem Zeitpunkt in der Mode durchzustarten? Bist du optimistisch, ambitioniert, angespannt oder neutral? Verspürst du eine große Verantwortung, die Kernwerte der Modeindustrie zu verändern?
„Unter den aktuellen Umständen ist das globale Versorgungs- und Belieferungsnetzwerk zusammengebrochen. Wir glauben deshalb, dass die Abwanderung zu einem digitalen Ökösystem, also eine digitale Transformation, ein essentieller Überlebensfaktor geworden ist. Es ist eine Zeit, in der wir nervös auf ein verändertes Umfeld schauen, uns aber schnell anpassen müssen, um einen Durchbruch zu finden. Jetzt, wo wir in eine neue, „nicht intakte” Ära beginnen, ist der letzte Kontaktpunkt mit Kund*innen von größter Bedeutung. Der Kernfaktor eines Kaufs verändert sich. Konsum, der Kund*innen erlaubt, am letzten Punkt des Kaufs sofort ein subjektives Gefühl von Zufriedenheit zu verspüren, wird wichtiger als der objektive Wert des Produktes selbst. Wir planen also, Produkte zu designen, die es Wert sind, sich in Kund*innen hineinzuversetzen. In einzelnen Projekten sollen sie in Kontakt mit ihren aktuellen Interessen kommen. Außerdem planen wir eine im Kern neue Markenstrategie in der Post-Corona-Ära. Dieses Ziel erreichen wir durch gemeinsame Kommunikation in beide Richtungen, mithilfe von verschiedenen digitalen Netzwerken.”
Mehr von D-Antidote gibt’s hier.
Alle Designs des 10 Soul Projects sind im Online-Shop des Voo Store erhältlich.
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