Fotoshooting mit dem Smartphone: Fotografin Leni verrät, wie man künstlerische Bilder zuhause schießt
Für Fotografin und NYLON-Friend Leni „Paperboats” Stahlhuth ist ihre eigene Wohnung das Fotostudio – und damit auch ihr kreatives Spielfeld. Wie aber kann man gestalterische Fotos zuhause nur mit dem Smartphone umsetzen? Im Rahmen der „My Homecourt”-Kampagne von FILA verrät Leni ihre ehrlichen Insider-Tipps für das bestmögliche klischeefreie Handyfoto. Hier sind ihre Fotografie Tipps mit dem Smartphone, von Beauty-Winkel bis Apps und Props.
Vor der Kamera oder dahinter, im Kollektiv oder als Einzelkünstlerin: Die Fotografin Leni Stahlhuth, auch bekannt als Leni Paperboats, hat schon so ziemlich alle Szenarien eingefangen, die man also junge Künstlerin so erleben kann. Mit und für uns hat die Künstlerin Popstars wie Charli XCX abgelichtet, aber auch diverse Fashion-Strecken von Berlin bis Mexiko. Aktuell arbeitet sie viel mit dem Kollektiv Madwomen, in dem sie selbst Teil ist. Auf ihren eigenen Bildern und in ihren Make-Up-Looks drückt Leni außerdem die Liebe zu monochromen Farben aus. Innerhalb der vergangenen Monate hat sich aber auch ihr künstlerischer Rahmen eingegrenzt. Jetzt fotografiert Leni noch mehr in ihrer eigenen Wohnung, die für sie schon immer Studio und kreatives Spielfeld ist. Das passt zur Kampagne „My Homecourt” von FILA, in der nicht nur weltweit Kreative gefeiert werden, sondern auch die künstlerische Bedeutung der eigenen Umgebung hervorgehoben wird. Parallel zur Kampagne nimmt uns Leni hier mit und teilt ihre Fotografie Tipps für neue Bildideen von zuhause aus. Hier lest ihr, was ihr zu Voreinstellungen, Programmen, Anschnitten, Props, aber auch für Fashion- und Beauty-Shots bedenken könnt.
Voreinstellungen:
Leni, Mal angenommen, ich habe gerade nur mein Smartphone zu Verfügung und keine externen Tools wie Ringlight o.ä. – mit welchen 3 Voreinstellungen kann ich das meiste aus meinem Foto rausholen?
Das ist natürlich von Modell zu Modell etwas anders, aber das Wichtigste bei jedem Bild ist das Licht. Das kann man mit Fingerdrücken auf den Bildschirm oft justieren da die automatische Belichtung der Smartphones oft zu hell ist. Auch wichtig ist, den Live-Modus auszuschalten, weil darunter die Foto-Qualität leidet. Und: Wenn es geht, Selfies oder generell Fotos nicht mit der „Selfie Cam” schießen, sondern das Handy umdrehen und mit der hinteren Kamera fotografieren. Das macht qualitätsmäßig einen großen Unterschied. Und zuletzt bei Portraitaufnahmen darauf achten, nicht zu dicht am Gesicht zu sein. Lieber einen Schritt zurücktreten und dann ranzoomen. Das Gesicht sieht dann nicht so verzogen und wirkt proportional schöner.
Auf Lichtverhältnisse achten und aus dem richtigen Winkel fotografieren – diese Fotografie Tipps kennen wir alle. Welchen typischen Ratschlag hältst du aber für falsch und würdest ihn widerlegen?
Gegenlicht zu vermeiden ist ein sinnvoller Tipp, wenn es um Handkameras geht. Wenn man aber mit einer etwas professionelleren Kamera fotografiert, kann das durchaus ein schönes Stilmittel sein. Das gleiche gilt für Unschärfen (keine Tiefenschärfen). Richtig eingesetzt wirkt ein Bild so oft spannender.
Kleidung ist für mich Teil eines Bildes und damit auch teil einer „visuellen” Aussage. Ich mag also tendenziell alles mit Volume und krassen Silhouetten oder Farben/Strukturen.
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Tipps für Fashion- und Beauty-Shots:
Im Rahme von „My Homecourt” hast du auch deinen FILA-Look der Kollektion im Home Office inszeniert. Worauf muss ich achten, wenn ich mein Lieblings-Fashion-Piece in Szene setzen will?
Kleidung ist für mich ja Teil eines Bildes und damit auch Teil einer „visuellen” Aussage. Ich mag also tendenziell alles mit Volume und krassen Silhouetten oder Farben/Strukturen. Da ich aber keinen Couture-Kleiderschrank besitze, werden Röcke schon mal zu Tops oder Stoffe zu Kopfbedeckungen. Das sieht dann nur fürs Foto toll aus, aber mir reicht das. Im Kontrast dazu stehen dann ganz normale Outfits, die ich zu Hause oder eben auch im Supermarkt anhabe. Für mich kommt es auf die Mischung an.
Welche Posen funktionieren dafür am besten und welche sind eher zu vermeiden?
Das ist bei jeder*jedem anders, denke ich. Ich mag Posen, die eher weird und komisch wirken. Hauptsächlich weil ich als Fotografin Standardposen nicht mehr sehen kann. Bei mir wird’s also eher weniger Bilder geben wo Hände in die Hüfte gestemmt sind. Ich mag auch eher, wenn Bilder von unten fotografiert werden oder im Weitwinkel von oben. Aber da gibt es keine Regeln, jeder*jede wie er*sie mag.
„Übertriebene Filter sind oft nicht steuerbar und wirken nur bei zwei von zehn Bildern toll.”
Welche Faktoren sind wichtig, wenn du einen Make-up-Look im Close-Up inszenierst?
Auch hier ist es wichtig, nicht die Selfie-Kamera zu nehmen, sondern das Handy umzudrehen… außerdem sollte man darauf achten, dass man nicht zu dicht am Gesicht ist, weil dann unschöne Verzerrungen entstehen. Ansonsten braucht man vor allem gutes Tageslicht. Wenn die Sonne scheint, gibt das einen extra Reflex im Auge und lässt grüne und blaue Augen zum Beispiel leuchten. Bei dunklen Augen entsteht aber auch ein toller Schimmer.
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Programme, Bearbeitung und Anschnitt:
Huji und VSCO waren gestern – auf welche Bildbearbeitungs-App schwörst du gerade?
Auf gar keine… Ich bearbeite Fotos mit Programmen wie Lightroom und Photoshop oder gar nicht… (VSCO ist meiner Meinung nach immer noch am einfachsten zu händeln). Übertriebene Filter sind oft nicht steuerbar und wirken nur bei zwei von zehn Bildern toll. Lightroom gibt es soweit ich weiß aber auch als App. 😉
Was ist eine coole Art, ein Bild zu beschneiden, die viele vielleicht noch nicht kennen?
Das ist Geschmacksache, aber ich finde gerade ungewöhnliche Posen (wo „oben und unten” nicht ganz ersichtlich sind) oder auch Gesichter im Anschnitt machen einen Feed oft spannender. Es müssen nicht immer alle Körperteile zu sehen sein und auch nicht alle Linien im Bild gerade sein. Bilder können auch gerne Mal gedreht werden – das lässt Leute öfter Mal kurz inne halten.
Ich habe zum Beispiel auch mal einen Stuhl vor eine weiße Wand gestellt, die Beine angewinkelt und dann den Stuhl weg retouchiert. Plötzlich sah es so aus, als würde ich schweben.
Props, Requisiten und Hilfsmittel:
Was lässt sich easy als Fotohintergrund umfunktionieren?
Wandfarben…ich hab meine Küche schon drei Mal umgestrichen. Wenn man das nicht machen möchte, eignen sich auch Bettlaken oder große Stoffe und Decken. Auch toll sind Spiegel ohne Branding, vor allem wenn man sie auf den Boden legt und von oben fotografiert.
Auf welche Bildkomposition würdest du achten, wenn man zuhause fotografiert? Den goldenen Schnitt?
Ich finde den goldenen Schnitt für Werbung eher relevant als für Social Media. Wenn ich zuhause Fotos mache, baue ich mir immer eher kleine Sets, die auf einer Idee basieren. Oder ich nutze Gegenstände aus dem Badezimmer und schleppe sie in die Küche, um eben genau das zu erreichen, was ich mir visuell vorstelle… es ist also eine Menge Hin- und Her-Geräume und die Wohnung ist danach auch Chaos pur – aber oft lohnt es sich.
Auch in deinem Post zur „My Homecourt” Kampagne von FILA sprichst du davon, jedes Möbelstück in deiner Wohnung so auszusuchen, dass es auch als Foto-Prop taugt. Mal angenommen, ich habe gerade kein Budget für neue Interior-Pieces – mit welchen Standard-Stücken aus jeder Wohnung kann ich auch schon arbeiten?
Stühle funktionieren immer. Man kann die Kamera so positionieren, dass von unten oder von oben fotografiert wird, im Anschnitt oder den Stuhl drehen… Ich habe zum Beispiel auch mal einen Stuhl vor eine weiße Wand gestellt, die Beine angewinkelt und dann den Stuhl weg retouchiert. Plötzlich sah es so aus, als würde ich schweben.
Worin findest du in deiner Wohnung noch Inspiration für Bildideen?
Nach 14 Monaten Corona gehen auch mir langsam die Ideen aus. Ich habe das Privileg, in einer sehr hellen und fotogenen Wohnung zu wohnen. Ich würde beim Einsetzen von gutem Wetter also eher nach draußen gehen und schauen, was da möglich ist. Ohne dabei natürlich anderen Menschen zu Nahe zu kommen.
Fotos: Marlen Stahlhuth