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Wie siehst du 2020? Aktivistin, Skaterin und Schauspielerin Ajani Russell reflektiert das Jahr

Ajani Russell hat so viele Berufe, dass selbst das Internet kaum mithalten kann: Von Skateboarding bis Verlagsgründung kann sie schon so einiges von ihrer Bucketlist streichen. Wer also würde sich besser eignen, um über Erfahrungen in diesem wilde Jahr zu reflektieren? Im Q&A beschreibt uns Ajani ihre Perspektive.

Schauspielerin in US-Produktionen wie „Betty“ und „Skate Kitchen”, Skaterin, Aktivistin gegen Rassismus und kulturelle Aneignung, Model, Drehbuchautorin, Verlegerin und Künstlerin sowieso: Es gibt viele Bereiche, in denen wir schon auf Ajani Russell hätten aufmerksam werden können. Und während der US-Star quasi Multitasking in Person ist, hat sie längst noch nicht alle Projekte auf ihrer Liste umgesetzt. Einen Status Quo können wir trotzdem festhalten: Ajani hat gerade den Vertrag bei einer großen Talent-Agentur unterschrieben, die auch Stars von Adele bis The Weeknd repräsentiert. Außerdem war sie in Rihannas letzter Fenty-Kampagne oder im Musikvideo zu „Cabin Fever” von Jaden Smith zu sehen. Ihr erstes VOGUE-Cover kann sie auch noch für dieses Jahr verbuchen. Klingt nach großen Schritten für 2021 oder? Wären da nicht auch die Schwierigkeiten, die dieses Jahr mit sich gebracht hat. Im Q&A erklärt uns Ajani, wie sie 2020 dennoch die Balance gehalten hat. Und zwar nicht nur im Skaten.

Top von Pyer Moss, Korsett von Orseund Iris, Hose von Rochas, Boots von Sies Marjan, Schmuck von Bond Hardware

Ajani, welche Themen hast du in diesem Jahr am häufigsten durch eine Suchmaschine gejagt?
Pflanzenkommunikation, Oktopusse, „Spüren Kakerlaken Schmerzen?”, Perücken für Cosplay, Bücher, die ich kaufen will, Kollodium-Fotografie, Anime.

Du hast in diesem Jahr für dein erstes Cover der italienischen VOGUE posiert. Die Ausgabe mit vielen Covern trug den Titel „Hoffnung”. Andere Wörter dafür sind zum Beispiel die Ambition oder das Ziel – was sind deine für 2021 und darüber hinaus?
Ganz oben auf der Liste meiner Ziele steht mein College-Abschluss. Und ich will ein Drehbuch fertig schreiben, an dem ich gerade arbeite. Ich konnte bei einem Projekt meiner Freunde an der Julliard-Akademie Regie führen und hab mich so sehr in das Stück verliebt, dass ich sie darum bat, mit mir daraus einen Film daraus zu machen. Außerdem will ich mit meinen Brieffreund*innen in Kontakt bleiben – ich liebe es, Briefe zu schreiben. Und auf längere Sicht möchte ich weiterhin bedeutungsvolle Kunst schaffen: Bedeutungsvoll in dem Sinne, dass sie dem Publikum andere Perspektiven und Denkweisen näherbringt. Ich möchte Spaces aufbauen, die ein Gefühl von Gemeinschaft und Behaglichkeit schaffen. Wissen bedeutet für Freiheit und es bringt mir wirklich Freude, Menschen mit Informationen zu versorgen, zu denen sie sonst vielleicht keinen Zugang hätten.

 Mantel von MSGM, Body und Hose von MM6 Margiela, Boots von Dolce & Gabbana, Schmuck von Bond Hardware

„Mit Zweifeln oder Diskriminierung konfrontiert zu werden zeigt dir, dass dich viele Menschen vielleicht nicht verstehen werden und auch keine Absicht dazu haben. Sie verhöhnen dich vielleicht sogar dafür, dass du du selbst bist. Das kann in jedem gesellschaftlichen Setting oder Arbeitsumfeld passieren. Ich will nicht, dass diese Menschen die Macht darüber haben zu entscheiden, wer ich bin. Mein Schicksal soll in in keinen Hände liegen außer meinen eigenen.”

Trenchcoat von The Attico, Ohrringe von Bond Hardware

Du bist auch Skaterin. Hat dich die Welt des Skatens etwas gelehrt, dass du heute auf dein Leben als Künstlerin, Model, Schauspielerin oder Aktivistin übertragen kannst?
Durch das Skaten habe ich gelernt, dass ich selbst meine größte Hürde bin. Ich erinnere mich ständig daran, dass ich meine Angst nicht über meine Handlungen oder Emotionen herrschen lassen kann, weil sie nicht meine wahren Intentionen widerspiegelt. Mit Zweifeln oder Diskriminierung konfrontiert zu werden zeigt dir, dass dich viele Menschen vielleicht nicht verstehen werden und auch keine Absicht dazu haben. Sie verhöhnen dich vielleicht sogar dafür, dass du du selbst bist. Das kann in jedem gesellschaftlichen Setting oder Arbeitsumfeld passieren. Ich will nicht, dass diese Menschen die Macht darüber haben zu entscheiden, wer ich bin. Mein Schicksal soll in in keinen Hände liegen außer meinen eigenen.

Die Gemeinschaft vs. das Individuum

Besonders in den letzten Monaten und Jahren gibt es immer mehr Aufmerksamkeit besonders für Schwarze Skater*innen, egal, ob es dabei um das „klassische“ Skateboarding oder Rollerskating usw. geht. Wie glaubst du wird das in Zukunft den Mainstream beeinflussen?
Die Skateboarding-Community ist sehr offen und akzeptierend. Diejenigen, die durch ihre gesellschaftlichen Umstände marginalisiert werden, finden Zuflucht im Skating. Bevor ich mit dem Skateboarden anfing, hatte ich noch keine Gefühle von wahrer Freundschaft oder Support gespürt. Wenn ich skate, fühlte ich mich selbstbewusst und am wenigsten von Außen verurteilt. Ich möchte, dass die Schönheit, so eine Bestärkung zu finden, in unsere Gesellschaft dringt.

„Die Kraft der*des einzelnen wird in der Gemeinschaft verstärkt. Wenn meine Familie und Freunde mich nicht darin ermutigt oder bestätigt hätten, dass was ich tue nicht sinnlos ist, wäre ich nicht dort, wo ich heute bin. Es ist so leicht, den Glauben an deine Arbeit zu verlieren, wenn sie auf diese Art und Weise niemand vorher so gemacht hat. Individuen tragen Einzigartigkeit und Nachhaltigkeit zur Gemeinschaft bei.”

Was hast du aus diesem Jahr mitgenommen, das man vielleicht nicht erwarten würde?
Ich hatte in diesem Jahr mehr Zeit dazu, mich selbst kennenzulernen. Das habe ich vorher für selbstverständlich gehalten. Ich habe nicht mitbekommen, dass ich in der Geschwindigkeit meines Lebens Teile von mir zurückgelassen hatte. Ich bewegte mich zu schnell, um alles was ich erlebte zu verarbeiten. Also verbrachte ich viel Zeit mit meiner Geduld und meiner Fähigkeit, mich anzupassen. Dadurch war ich in der Lage, mehr Selbstliebe zu spüren und zu lernen, wie ich mich nicht im Chaos verliere. Außerdem habe ich gelernt, Frieden, Stille und Alleinsein mehr zu schätzen.

„Ich fühle mich sehr geliebt” – Ajani shootet mit bester Freundin Danielle

Bei diesem Shooting mit deiner besten Freundin Danielle teilt ihr intime Momente. Was an deinen persönlichen Beziehungen würdest du in Zukunft gerne verstärken oder verringern?
Danielle und ich stehen uns wirklich nahe, also hat es wirklich Spaß gemacht, mit ihr zu arbeiten. Mit all meinen engen Freund*innen fühle ich eine grenzenlose Freiheit, in der ich ich selbst sein kann. Ich kann mit vollem Ernst sagen dass ich mich sehr geliebt fühle, also habe ich kein Problem damit, ihnen gegenüber offen zu sein und zu vertrauen.

Bei Menschen, denen ich nicht so nahestehe, zerbreche ich mir manchmal zu sehr den Kopf über Kommunikation. Mir fällt es schwer, Nein zu sagen und Grenzen zu setzen. Darüber nachdenken zu können, wie man sich fühlt, ist ein Privileg. Für eine lange Zeit habe ich meine Gefühle zugunsten von anderen ignoriert und mich selbst an letzte Stelle gestellt. Ich will den Luxus nicht vergessen, mir nicht mehr so viele Sorgen über alltägliche Probleme zu machen, dass ich mich hinsetzen und darüber nachdenken müsste, wie ich gerade fühle.

    

beide: Total Looks von Orseund Iris, (Ajani, rechts) Ohrringe von Mayol

Glaubst du an die Kraft der Gemeinschaft oder die der Einzelnen?
Ich glaube an die Kraft von Beiden. Die Kraft der*des einzelnen wird in der Gemeinschaft verstärkt. Wenn meine Familie und Freunde mich nicht darin ermutigt oder bestätigt hätten, dass was ich tue nicht sinnlos ist, wäre ich nicht dort, wo ich heute bin. Es ist so leicht, den Glauben an deine Arbeit zu verlieren, wenn sie auf diese Art und Weise niemand vorher so gemacht hat. Individuen tragen Einzigartigkeit und Nachhaltigkeit zur Gemeinschaft bei. Während ich die Stärke von Einzelnen bewundere liebe ich auch die Schönheit, die in der Zusammenarbeit liegt.

„Ich liebe Plattformen, die es Content Creator*innen erlauben, direkt von ihren Skills und Talenten zu profitieren. Außerdem mag ich die Freiheit, die se im Gegensatz zu beliebteren Plattformen lassen.”

Mehr Freiheit auf OnlyFans & Co

Was rätst du Menschen, die in den aktuellen Umständen ihre Vision, Mission, Motivation oder Kraft verloren haben?
Für mich ließ sich der Stress der aktuellen Situation damit verbessern, dass ich Spaß an den Dingen fand, die ich sonst für selbstverständlich hieelt. Ich ging in den Straßen meiner Nachbarschaft spazieren, setzte mich neben ein paar Blumen, skatete direkt vor meiner Haustür. Wenn du deine Umstände nicht verändern kannst, ändere die Art, wie du sie siehst. Üb dich darin, dir selbst „Ich liebe dich” zu sagen. Finde deine Community und hab keine Angst davor, um Hilfe zu bitten. Schreib deine Ziele für die Zukunft auf – sie aufgeschrieben zu sehen hat mir dabei geholfen, sie weiter zu verfolgen.

Welche Plattform würdest du im nächsten Jahr gerne wachsen sehen?
OnlyFans, Discord und Patreon. Ich liebe Plattformen, die es Content Creator*innen erlauben, direkt von ihren Skills und Talenten zu profitieren. Außerdem mag ich die Freiheit, die se im Gegensatz zu beliebteren Plattformen lassen.

links: Trenchcoat von The Attico, rechts: Outfit von Orseund Iris, Schuhe von Balmain, Ohrringe von Mayol
Blazer von Pyer Moss

Fotos: Izack Morales
Creative Direction: Ajani Russell
Styling: Mariana Guerrero
Make-up: Cherry Le

Wen ihr neben Ajani Russell noch kennenlernen könnt: 

NYLON-Freundebuch: Hi, Baby Queen!
Digital Cover: Schauspiel-Shootingstar Jack Dylan Grazer über Sinnsuche & Skateboarden
Im Interview mit Hautpflege-Expertin Samantha Smith: Warum Beauty und Heilung unzertrennlich sind

Robin Micha
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