So schafft die Künstlerin Thundergirl künstlerisches Make-Up aus Pflanzen und Gemüse
Sie hat Wurzeln und Pflanzen im Gesicht. Das ist keine besonders miese Beleidigung, sondern beschreibt, wie der Account Thundergirl–xtal künstlerisches Make-Up in euren Feed bringt. Hier erzählt die Künstlerin hinterm Account, wie sie ihre Requisiten anbaut und mit krassen Reaktionen umgeht.
Wer durch den Insta-Account von @thundergirl_xtal scrollt, wird auf künstlerisches Make-Up stoßen, das so manche Vorstellungskraft überschreiten. Da wären zum Beispiel Gesichter und Hände, die vollständig von Blättern, Blütenblättern und Pflanzen bedeckt sind. Oder ein Auge, dessen Wimpern aus grünen Pflanzenknospen bestehen. Oder sogar ein Pilz, der auf ein Ohr gesetzt wird, als wäre er ein Schmuckstück.
Der virale Account wird von Moskau aus betrieben und schafft besondere, nischige Beauty-Looks, die mit natürlichen Materialien geschaffen wurden. Ob Pflanzen, Gemüse, Blumen oder Obst: Die Frau hinter dem Account – die nur als Katya bekannt ist – hat von Drachenfrüchten über Steckrüben und Salatscheiben schon alles verwendet, um sich in Kunstwerke zu verwandeln.
Am Anfang waren die Kleider
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Ursprünglich wollte Katya Modedesignerin werden, wandte sich aber schnell der Beauty-Welt zu, nachdem sie ihre Leidenschaft dafür entdeckt hatte. „Als ich 13 war, fing alles an – ich hatte komplexe, theatralische Kleider mit individuellen Elementen und Accessoires genäht“, erzählt sie mir. „Zu dieser Zeit begann ich auch, die Welt des Make-Ups und der Schönheit zu erforschen, indem ich mein Aussehen mit falschen Wimpern und künstlichen Fingernägeln ergänzte. Ich habe meine Zeit mit Perücken und verschiedenen Kleidungsstilen sehr genossen. Für mich gab es keine Geschlechtergrenzen – nur meine Rolle, ihr Ausdruck und Aussehen.“Die Verwendung von unkonventionellen Materialien aus der Natur findet ihren Ursprung in Katyas Erziehung. Auf dem russischen Land wuchs sie inmitten von Pflanzen und vielen Tieren auf – für sie eine ultimative Inspiration. Heute wählt die 24-Jährige natürliche Materialien nach ihrem Aussehen aus. „Mir fallen Materialien in der Regel in einem Geschäft, im Garten meiner Eltern, bei Spaziergängen oder beim Kochen auf“, sagt sie. „Seit kurzem bringen mir meine Familie und Freunde ganz besondere Souvenirs von ihren Reisen mit: Pflanzen und alle möglichen Dinge wie Steine und Stöcke. Das sind für mich die wertvollsten Geschenke.“
„Mir fallen Materialien in der Regel in einem Geschäft, im Garten meiner Eltern, bei Spaziergängen oder beim Kochen auf. Seit kurzem bringen mir meine Familie und Freunde ganz besondere Souvenirs von ihren Reisen mit: Pflanzen und alle möglichen Dinge wie Steine und Stöcke. Das sind für mich die wertvollsten Geschenke.“
Raver und Performance-Kunst: Inspo für die Blätter-Beauty
Katya begann ihre Kreationen mit Blick auf die bildende Kunst, bezieht heute aber einen Großteil ihrer kreativen Ästhetik aus Performances und Tanz. „Ich liebe Kunstgeschichte und Storys von verschiedenen Künstlern“, sagt sie. „Meine Inspiration stammt aus Werken von Isa Genzken, Pipilotti Rist, Donald Judd und vielen anderen.“ Im Moment ist Katyas Lieblingswerk jedoch Michele Rizzos „HIGHER xtn“, eine Techno-Rave-Tanz-Performance. „Schönheit und Inspiration – diese Performance hat einfach alles. Ich liebe sie.“
Aber zurück zu den Materialien, die Katya verwendet. Keine davon hält sie für zu seltsam. Als Maskenbildnerin, Designerin und ja, auch Landwirtin, die einige ihrer Requisiten von Grund auf neu anbaut, sieht sie ihren Arbeitsprozess als organisch an. „Aktuell ist es am anstrengendsten, den Luffa-Kürbis anzubauen“, sagt Katya über ihr jüngstes Projekt. „Ich habe sein Wachstum beobachtet, beginnend mit dem Samen im Mai, und jetzt ist er gewachsen und bereit, in meinen Projekten verwendet zu werden. Das Züchten eines Materials kann ein sehr zeitaufwendiger, aber auch ein faszinierender Prozess sein.“
Künstlerisches Make-Up: Kontroverse Werke sorgen für emotionale Reaktionen
Angesichts der ungewöhnlichen Art ihrer Materialien gab es schon heftigere Reaktionen auf Katyas Projekte. „Die Erkenntnis, dass meine Werke Gefühle und Emotionen hervorrufen können, ist für mich relativ neu“, sagt sie. „Ich wusste immer, dass einige von ihnen von Natur aus umstritten sind, aber jetzt verstehe ich, dass sie jemandem Freude und Inspiration bringen, aber auch Trauer oder sogar Angst verursachen können. Die einflussreichste Reaktion kommt von den Menschen, die mir am liebsten sind: Zwei meiner Freunde ekeln sich oder haben sogar Angst, wenn sie etwas mit Löchern sehen.“ Katya bezieht sich auf einige ihrer Werke, die Gemüse und löchrige Pflanzen beinhalten, und die sie wie eine Maske über ihr Gesicht legt. Angst als Reaktion auf diese spezifischen Arbeiten ist nicht ungewöhnlich: Die Angst oder den Ekel vor dicht aneinander stehenden Löchern nennt man Trypophobie.
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Ich habe nur mich – und bin mein eigenes Model
Um ihre Arbeit persönlicher zu gestalten, macht Katya normalerweise sich selbst zum Model – oder die, die ihr am nächsten stehen. So wie ihren Vater, dessen Hand sie einst mit Kakteen bedeckte und damit eine Art surrealen Handschuh schuf. „Es ist ganz einfach: Meine Ideen kommen immer plötzlich, und ich setze sie sofort um“, sagt sie. „Ich habe nur mich selbst und bin von niemandem abhängig – ich muss keine Treffen vereinbaren, kein Team zusammenstellen und an einem komplexen Produktionsprozess teilnehmen.“
Was dabei ironisch ist: Katya trägt im Alltag normalerweise kein Make-up und schmückt ihr Gesicht nicht. „Schönheit ist Natürlichkeit“, erklärt sie. „Selbst wenn es nicht natürlich ist, künstliche Nägel zu verwenden, ist es wunderschön – weil die Trägerin oder der Träger es für sich selbst als natürlich empfindet. Für mich geht es bei Schönheit nicht um Ästhetik, sondern um Gefühle.“
Text: Kristen Bateman // Titelbild: Instagram @thundergirl_xtal via NYLON.com
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