Search:

Teen Trash Movie? Über Teen-Romanzen, ‚Midnight Sun‘ und ‚Twilight‘

Eigentlich „nur“ eine romantische Teen-Story, aber kontrovers diskutiert: Ist ‚Midnight Sun‘ der neue ‚Twilight‘?

Text: Jesse Hassenger

Romantik ist tot. Können wir Twilight die Schuld geben? Sowohl die Aussage als auch die Frage sind zugegebenermaßen ein wenig verdächtig; selbst innerhalb der Grenzen der Filmwelt gibt es immer noch romantische Elemente, die mitschwingen (Wonder Woman hatte einen solchen – mitten in seiner feministischen Superhelden-Action-Story, erst letztes Jahr), und die Twilight-Serie ist sicherlich von den Vorwürfen überladen, vor allem jungen Frauen zu gefallen und ja, auch nicht besonders gut zu sein.

Aber die „Romanze“ als Filmgenre hat schon bessere Zeiten erlebt. Da wär die Tatsache, dass sich Studios selten mehr die Mühe machen, Rom-Coms zu produzieren, nachdem sie selbst die Kinoleinwand mit zu viel „Plastik-Produktion“ von Kate Hudson oder Katherine Heigl vergiftet haben, und dann das Genre für vergiftet erklärt und verurteilt haben. Aber auch das romantische Drama, das eine Zeit lang die Rom-Com zu ersetzen schien, könnte in Gefahr sein. Und obwohl seine Grenzen komplizierter sind als nur die Existenz von Twilight, kann es schwierig werden, über den Einfluss dieses Fünf-Film-Gemischs aus passivem Verhalten, Stalking und Not-Much-Happening hinweg zu sehen. Und dann gibt es die größte angeblich romantische Filmreihe seit Twilight, die kürzlich abgeschlossene 50 Shades of Grey-Trilogie, die aus einem Buch adaptiert wurde, das sein Leben als selbstveröffentlichte Twilight-Fanfic begann. Es gibt aber in den Romanen junger Erwachsener  weniger direkte Verbindungen dazu als solche, die ohne die Existenz von Twilight nicht weit verbreitet sein könnten.

Der Einfluss von Twilight ist so groß, dass der Film ‚Midnight Sun‘ mit Bella Thorne und Patrick Schwarzenegger, der am Donnerstag im Kino angelaufen ist, trotz fehlender übernatürlicher Elemente durch diese Brille betrachtet werden muss. Die siebzehnjährige Katie (Bella Thorne) ist eine junge Absolventin, die zu Hause unterrichtet wurde, weil die Außenwelt ihr feindlich gesinnt ist: Sie leidet an XP (Xeroderma Pigmentosum), einem seltenen Zustand, der sie sehr empfindlich gegenüber Sonnenlicht macht. Für sie ist es nur sicher, sich nachts nach draußen zu wagen, weshalb sie so viel Zeit damit verbringt, ihren absoluten Crush aus ihrem UV-geschützten Fenster dabei zu beobachten, wie er mit dem Skateboard vorbei fährt. Dieser Schwarm ist Charlie (Patrick Schwarzenegger), und später im Film treffen sie sich zum ersten Mal an einem Bahnhof, wo Katie abends singt und Gitarre spielt.

Angesichts von Katies Abneigung gegenüber Sonnenlicht und sogar seines Titel, Midnight Sun (nicht zu verwechseln mit den Twilight-Titeln New Moon oder Breaking Dawn), klingt dieser Film sehr nach einem rollenvertauschten Twilight, mit Katie als de facto Vampir, der einen schöner und normaler Mensch werden will. Wenn es euch krass vorkommt, eine kranke, junge Frau mit einem Vampir zu vergleichen, dann deshalb, weil es wirklich so ist: XP ist eine seltene, aber sehr reale Krankheit, und die Mehrheit derjenigen, die darunter leiden, schaffen es nicht weit ins Erwachsenenalter. Doch in der Welt dieses Films fühlt es sich wie ein gut eingesetzter Trick an.

Das liegt daran, dass XP als eine Art großes Hindernis behandelt wird: Es ist der Grund, weshalb die jungen Liebenden nicht zusammen sein können, oder zumindest nicht auf die gleiche Weise wie andere, normale Teenager-Paare. Das erlaubt es dem Film, bei Katie und Charlies Verbindung genauso vage zu sein, wie darin, was er berichtet und was er über Katies Krankheit fälscht. Es ist nicht neu für Filme, medizinische Krankheiten zu verwenden, um ihre romantischen Beziehungen hervorzuheben; es war nicht einmal im Entferntesten neu, als Nicholas Sparks-Verfilmungen massenhaft in die Kinos eindrangen.

Ob Bella Thorne richtig an „Filmkrebs“ leidet oder nicht, ist nicht der Punkt. Das Seltsame an ‚Midnight Sun‘ ist, dass fast alles im spannender ist als die zentrale Romanze. Katie hat eine enge Beziehung zu ihrem Vater (Rob Riggle), die, obwohl sie die Charaktere, die höflich über die quasi zufälligen Witze des anderen lachen, nicht zu melodramatisch ist. Und ihre beste Freundin Morgan wird von Quinn Shephard gespielt, die nicht ganz über ihre geklopften Sprüche hinausgehen kann, aber eine Präsenz und einen Funken besitzt, der zumindest ihre Szenen zum Leben erweckt (Anfang des Jahres schrieb, inszenierte und spielte sie in ihrem eigenen Film Blame). Die kaum sichtbare Romanze zwischen Morgan und ihrem nerdigen Kollegen hat mehr Feuer als Katie und Charlies ganze Kuschel-Montage.

Diese Beziehung wiederum hat die angeborene Romantik, nur unter dem Deckmantel der Nacht zu spielen, wenn sich selbst eine unscheinbare Kleinstadt sich geheimnisvoll oder glamourös anfühlen kann. Sie braucht trotzdem jede Hilfe, denn Katie und Charlie sind keine besonders interessanten Menschen. Charlie hat leichte Anzeichen dieser Edward-Cullen-Christian-Grey-Dominanz in der Art und Weise, wie er fest darauf drängt, dass Katie sein Interesse an ihr akzeptiert und ihre Ängste zu überwinden, um ihre Musik mit anderen zu teilen. Er schlägt ihr de facto sogar vor, ein Konzert in Seattle zu besuchen, da sie ja als nachtaktiver Mensch zu dieser Zeit ohnehin am meisten Geld ausgibt.

Das alles sind kleine Probleme, aber sie summieren sich, und die flüchtige Magie des Films löst sich schnell genug auf, sodass man sich fragen kann, wie es wohl wäre, wenn es sich im Film um echte Erwachsene handeln würde. Teenager-Liebesgeschichten haben ihre Vorteile; der Idealismus der Jugend ist eine perfekte Abkürzung für eine sternenklare Romanze ohne mühsame Flirt-Kämpferei. Midnight Sun enthält jedoch wenig Einblick, wie es ist, jung zu sein und, trotz der meisten Szenen, die aus Katies Sicht entstanden sind, noch weniger, wie es ist, ein Teenagermädchen mit diesem besonderen Zustand zu sein (der Regisseur und der Drehbuchautor sind beide Männer…). Obwohl er nur einzelnen, davor starken Nuancen Twilight ähnelt, verwandelt sich dieser süß-natürliche Film immer noch in einen emotionalen Vampir, der die Gefühle aussaugt, bevor er den Körper beiseite wirft.

Nylon
No Comments

Sorry, the comment form is closed at this time.

Girls we Heart: Tanwi Nandini Islam Previous Post
Alle Fragen, die ich nach «Fifty Shades Darker» habe Next Post

Follow us

Username field is empty.