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LGBTQIA+ Reisestudie von Booking.com zeigt Herausforderungen für queere Reisende auf: Drag Queen Bambi Mercury im Travel-Interview

Sommer bedeutet nicht nur Ferien, sondern auch die damit verbundene Reisezeit. Doch für LGBTQIA+Reisende ist Urlaub auch immer mit Recherche zum Thema persönlicher Sicherheit verbunden. Die Reiseplattform Booking.com veröffentlicht jetzt eine Studie dazu. Wir haben im Rahmen der Ergebnisse mit Drag Queen Bambi Mercury über sichere Orte, eigene Erfahrungen und ihre letzte Reise gesprochen.

Ende Juli bei schlechtem Wetter in Deutschland sitzen? Dann doch lieber für ein paar Tage in wärmere Regionen fliehen. Spanien, Türkei, Bali? Eigentlich egal. Hauptsache es passt ins Budget und das Thermometer zeigt durchgehend 25 Grad im Schatten an. So oder so ähnlich dürfte die spontane und manchmal auch fiktive Urlaubsplanung vieler Menschen aussehen. Dabei lautet die Devise: Einfach weg. Doch diese freie Art eines spontanen Getaways ist meist weißen cis hetero Personen vorbehalten. Menschen, die zur LGBTQIA+ Community gehören, befassen sich vor dem Urlaub nicht als Erstes mit der Frage, welche Sonnencreme sie einpacken sollen, sondern ob der Ort, an den sie reisen, sicher ist. Denn weltweit gibt es immer noch 64 Länder, die gleichgeschlechtliche Beziehungen kriminalisieren – darunter elf, in denen die Todesstrafe verhängt werden kann.

Die Zahlen der aktuellen Booking.com Reisestudie, bei der 11.555 LGBTQIA+-Reisenden – 1.000 Teilnehmende aus Deutschlandin 27 Ländern und Regionen auf der ganzen Welt befragt wurden, zeigt deutlich, welchen Herausforderungen sich queere Personen heute immer noch stellen müssen. Zum Beispiel sagen zwei Drittel der deutschen Befragten und 64 % weltweit, dass konkrete Reiseziele für sie völlig tabu sind. Ein weiteres Drittel hat das Gefühl, dass sie ihr Verhalten ändern müssen, um eine voreingenommene Beurteilung oder unangenehme Interaktionen mit anderen zu vermeiden. Um diesen Zahlen und der Unsicherheit von queeren Reisenden entgegenzuwirken, hat Booking.com bereits 2021 das Travel Proud-Programm eingeführt. Dabei handelt es sich um ein kostenloses Training für Unterkunftspartner, welches dabei helfen soll, ein besseres Verständnis für die spezifischen Herausforderungen zu entwickeln, mit denen LGBTQIA+-Reisende konfrontiert sind. Mittlerweile gibt es weltweit mehr als 33.000 durch das Programm zertifizierte Unterkünfte auf Booking.com und Travel Proud-Aufenthalte sind in 122 Ländern und Gebieten sowie in über 9.000 Städten verfügbar. 

Auch die Drag Queen Bambi Mercury ist nicht zuletzt wegen ihres Jobs oft unterwegs in verschiedenen Städten. Wir haben mit ihr im Rahmen der Studie über die Herausforderungen beim Reisen und die Orte gesprochen, an denen sie sich bis jetzt am sichersten gefühlt hat.

NYLON: Wo ging deine letzte Reise hin?
Bambi Mercury: Ich war das vorletzte Wochenende zuerst in Frankfurt und habe auf der Pride aufgelegt und die Demonstration besucht. Danach ging es direkt nach Leipzig zu einer Pride Abschlussveranstaltung. Ich war als DJ gebucht. 

Was ist auf jeder Reise immer in deinem Koffer?
Ein Haufen Make-up! 1-2 Outfits. Meine DJ-Technik und sehr viele Abschminktücher. Reisen als Drag Queen ist eine richtige Challenge! Man braucht seine Arbeitskleidung und auch die Freizeitkleidung und alles in einen Koffer zu bekommen ist schon fast wie bei Tetris. Wenn ich mal als Tim auf Reisen bin, dann sind mir meine Kopfhörer das Wichtigste. Und eventuell Ohrstöpsel. Mein Freund schnarcht nachts Arien.

An welchem Ort bzw. Orten hast du dich bis jetzt am sichersten gefühlt?
Ich glaube, am entspanntesten empfand ich es in den Niederlanden. Vor allem Amsterdam. Ich habe dort sehr viele Freunde. Die Niederlande gelten als sehr liberales Land bezüglich der Rechte queerer Menschen und deren Gleichstellung. Sie waren weltweit das erste Land, das die gleichgeschlechtliche Ehe eingeführt hat.  Ansonsten ist Los Angeles auch ein cooler Place to be. 

In der Booking.com Reisestudie wurden LGBTQIA+ Reisende aus 27 Ländern befragt. 80 % davon geben an, dass sie bei der Wahl ihres Reiseziels ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden als queere Person berücksichtigen müssen. Wie gehst du vor, wenn du nach einem Urlaubsziel suchst?
Wir sind alle selbst für unser eigenes Handeln verantwortlich. Wir selbst entscheiden auch, in welches Land wir reisen wollen, welches wir mit unserem Geld unterstützen und blenden natürlich auch das meiste aus. Hier geht es dann um uns, den Urlaub und nichts anderes. Aber kann ich wirklich in einem Land Urlaub machen, wo Frauenrechte mit Füßen getreten und queere Menschen gefoltert oder sogar getötet werden? Es gibt einige Länder, die ein gewisses Pinkwashing betreiben, aber hinter den Kulissen sieht es dann doch ganz anders aus. Am besten vorher immer gut recherchieren, wo die Reise dann endgültig hingehen soll. 

Fast ein Drittel der Befragten haben das Gefühl, dass sie ihr Verhalten ändern müssen, um eine voreingenommene Beurteilung oder unangenehme Interaktionen mit anderen auf Reisen zu vermeiden. Sieht es bei dir ähnlich aus?
Zu 100%. Ich mache mich meisten in den Locations, in denen ich gebucht bin, erst fertig. Das heißt ich schminke mich vor Ort und schminke mich auch vor Ort ab. Ich umgehe Blicken und Worten und möchte einfach nur entspannt mit dem Taxi hin- und wieder zurückkommen. Ich hatte schon alle erdenklichen Situationen. Und wenn du auf dem Weg zum Job bist, ist der Abend nach einem negativen Erlebnis meistens gelaufen, muss aber trotzdem professionell bleiben. 

Reist Bambi Mercury anders als Tim?
Tim reist mit Bambi Mercury im Koffer. 

Machst du dich aus Sicherheitsgründen erst einmal mit der Stadt bzw. dem Land vertraut, wenn du für Shows und Jobs angefragt wirst?
Meistens kenne ich die Orte. Aber oft schaue ich via Google Maps wo der Hauptbahnhof ist, das Hotel und die Eventlocation. Ich plane das Zeitmanagement, wann ich wo sein muss, um mich ready zu machen. Es ist viel mehr zu organisieren, als es eigentlich auf den ersten Blick aussieht. 

Die Welt nach den eigenen Regeln zu entdecken, sollte allen Menschen offenstehen. Wie können wir Reisen für die LGBTQIA+ Community so sicher wie möglich machen?
Durch Travel Proud haben Menschen der Community die Möglichkeit, sich schlau zu machen, wo es sicher ist und Gastfreundschaft garantiert wird. Es gibt viele queere Menschen, die in dieser Branche tätig sind und mitunter einen großen Einfluss auf das Geschehen und Handeln haben. Vieles ändert sich und wird aufgeschlossener. Teilweise war es das auch schon. 

Was war deine schönste Reiseerfahrung?
Es war keine Urlaubszeit mit Touristenmassen. Es war an der Ostsee, nahe Binz, klare Luft. Bei offenem Fenster schlafen und das Meeresrauschen hören und bei Sonnenaufgang und Untergang am Strand spazieren. Mit meinem Partner. Unbezahlbar. 

Welche Orte würdest du gerne noch bereisen?
Ich bin ja so ein kleiner Planungs-Muffel, wenn es um Reisen geht. Ich bin sehr froh, wenn mein Partner sich um das Organisieren und Buchen kümmert. Er schwärmt immer von Rom! Ich glaube das ist das nächste Ziel. 

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Miriam Woelke
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