Warum Boss-Attitude und Balance-Talk zusammengehören, weiß Musikerin Layla
Boss-Attitude im Musikvideo, Balance-Talk und Self-Care im Privatleben? Wie und warum beides selbstverständlich zusammenpasst, verrät die Sängerin und Rapperin LAYLA hier – und liest aus ihrem Tagebuch vor.
Köln oder Berlin? Layla weiß noch nicht so recht. Die Sängerin und Rapperin kommt gerade von einer Wohnungsbesichtigung in Köln, in ein paar Tagen folgt in Berlin die nächste. Kurze Zeit nach unserem Gespräch wird sie sich vielleicht schon für eine Stadt entschieden haben, aber als Layla an diesem Tag den Hörer abnimmt, überlegt sie noch, ob sie ihre Karriere demnächst aus der Heimat NRW (sie ist in Münster aufgewachsen) vorantreiben oder doch lieber in Berlin bleiben möchte. Beide Städte könnten die Vision der Musikerin schließlich nachhaltig formen und verändern. Solche Veränderungen hätte natürlich schon die Corona-Krise herbeiführen können. An ihrer Vision hat sich für Layla aber nicht viel geändert. „Ich will immer noch genauso viel machen wie vorher“, verkündet sie über das Handynetz in die Welt. Layla klingt entspannt und trotzdem aufgeweckt, klar und doch nachdenklich, ausgeglichen und dennoch bestimmt.
Das passt, denn Layla geht es – wie den meisten Künstler*innen – um Facettenreichtum. Derzeit startet sie mit deutschsprachigen Songs durch, ihr Track „Choppa“ wurde zu einer Art Hymne für Attitude und Selbstbewusstsein. Ihr Song „Blicke“ erscheint kurz nach unserem Gespräch, das softe „24/7“ ist zu ihrem meistgestreamten Song bei Spotify geworden. Layla scheint gekommen, um deutsche Musik mit dem zu versehen, was sie persönlich daran vermisst. Neben der Repräsentation von Frauen – Women of Color im Besonderen – sei das vor allem eines: Authentizität. „Mittlerweile finde ich schon mehr deutsche Musik zum Hören“, sagt Layla, „aber das, was im Mainstream passiert, spricht mein Herz und meine Seele nicht an.“ Es fehle Künstler*innen oft an Substanz, sagt sie. Bevor Layla selbst ihren Durchbruch hatte, setzte sie auf englischsprachige Songs. Und auf lange Sicht beinhalte ihre Karrierevision auch wieder englische Nummern.
Jeden Morgen schreibt Layla auf Englisch in ihr Journal. Heute steht dort: „I am limitless. I can do, have or be anything I want to. I am healthy, I am energized.“
Mantras und Manifeste: Layla setzt auf ihre „Journal”-Routine
Facettenreichtum, Sprache, das sind Stichworte, die auch im privaten Leben der Layla eine Rolle spielen. Sie manifestieren sich in ihren Tagebüchern, Layla nennt die auf Englisch „Journals“. Wenn sie es schafft, nimmt sie sich jeden Morgen drei Stunden Zeit, um zu meditieren, zu lesen – und um in jene Journals zu schreiben. Davon hat Layla nämlich gleich zwei. Eines ist für random Gedanken bestimmt: „Da schreibe ich morgens rein, wie ich geschlafen habe, was ich denke, und wenn ich mich über etwas abfucke.“ Im anderen Journal aber stehen nur positive Dinge – Mantras, Manifeste und bestärkende Sätze. Ihre Inspiration zieht Layla hierfür vor allem aus internationalen YouTube-Videos. Kein Wunder also, dass Layla auch die Worte, die ihre Selbstvision unterstreichen sollen, auf Englisch niedergeschrieben hat: „I am limitless. I can do, have or be anything I want to. I am healthy, I am energized.“ Besonders die letzten Sätze verkörpert sie nicht nur inhaltlich, sie ziehen sich durch Laylas lockere und wache Stimme.
Schaut man sich das Musikvideo zu ihrem Song „Hustla“ an oder hört Laylas bisheriges Repertoire, könnte man davon im ersten Moment überrascht sein. In ihren Videos und Songs trifft man eine Künstlerin im tieferen Register, mit starker Boss-Attitude und Selbst- bewusstsein, das suggeriert: „Don’t fuck with me!“ Dass sich Selbstbewusstsein und Spiritualität, Soft- und Sassiness aber keinesfalls ausschließen, weiß Layla selbst am besten: „Balance ist das Stichwort. Dadurch dass ich als Mensch superviel Energie habe und nach vorne gehe, ist Spiritualität für mich wie Runterkommen. Ich finde es immer wichtig zu sagen, was man denkt, und man kann auch mal laut sein, aber für mich ist es eben wichtig, eine Balance reinzubringen.“ Layla weiß, sie hat ihre besten Zeiten dann, wenn sie ihre Morgenroutine durchziehen kann. „Ich merke selbst, wie gut mir das tut und wie viel besser ich mich dann fühle. Wie viel klarer ich denke, wie viel besser ich reagieren kann auf Sachen, die mir nicht in den Kram passen.“
„Wenn man nur 20 Prozent des Tages in sich selbst investiert, sind die restlichen 80 Prozent schon effektiver“, hat
Layla in einem Buch gelesen. Bei ihr selbst sei das Verhältnis aber eher 40 zu 60
Laylas Motto: Hilf erst dir selbst, damit du andere supporten kannnst
Sachen, die einem nicht in den Kram passen – dafür hätte es in denn letzten Monaten genug Steilvorlagen gegeben. Trotzdem wähnen aber viele Menschen in der gemeinsamen Krisenbewältigung, zum Beispiel im Kontext von Social-Justice-Bewegungen, auch einen neuen Zusammenhalt. Glaubt Layla also an die Stärke der Einzelnen oder an die Kraft des Kollektivs? „Man ist nur gut für andere, wenn man gut für sich selbst ist“, antwortet sie überzeugt, aber diplomatisch. „Mein Motto ist: ,Fill your cup first, so you can be helpful to others.‘ Wir brauchen uns und wir sollten zusammenhalten, aber uns zuerst auf uns selbst konzentrieren. Das finde ich nicht egoistisch, sondern notwendig.“
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Wer diese Stärke immer wieder in sich selbst findet, muss sich nicht auf den Zuspruch anderer verlassen – am Ende sind wir alle für uns selbst verantwortlich, findet Layla. „Wenn man den ganzen Tag im Bett liegt, sich ungesund ernährt und so weiter, können einem noch so viele Menschen nette Nachrichten schreiben, aber das hilft nicht. Natürlich ist das schön, aber damit kommt man nicht weiter im Leben.“ Trotzdem ist sie selbst auf ewig dankbar für positives Feedback und kann kaum fassen, dass Menschen einen persönlichen Bezug zu ihren Lyrics finden: „Wenn ich weiß, ich motiviere andere, gibt mir das natürlich auch immer wieder Kraft.“ Als Hörerin geht es Layla übrigens so, wenn sie Songs von Megan Thee Stallion hört. Die Lyrics der Hype-Rapperin geben ihr „Energie, Confidence und Kraft“. Und vielleicht sind das die Worte, die Layla morgen schon in ihr Journal schreibt. Egal von welcher Stadt aus, egal in welcher Sprache.
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Fotos: Julian Essink
Art Direction: Mina Hashemi
Styling: Christina Neri-Essink & Mina Hashemi
Dieser Artikel ist ursprünglich in unserer Ausgabe #10 (2/2020) erschienen und wurde angepasst.
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