Hut auf, gut drauf: Kangol ist zurück
Das ist Nostalgie-Flair, wie wir ihn mögen: Mit einer neuen Kampagne wandert die Traditionsmarke Kangol endlich wieder in und auf unsere Köpfe.
Text: Taylor Bryant
„Jeder hat seine persönliche Kangol-Geschichte“, erzählt mir Sean Leon, Global Marketing Director von Kangol, bei einem Drink. Und all diese Geschichten drehen sich typischerweise um ein prominentes Stilvorbild. Bei der älteren Generation waren es Slick Rick and The Kangol Crew, die jüngere hatte Run D.M.C. Und die noch Jüngeren: LL Cool J. Ich war Team LL.
Mein erster Kangol-Hut war ein billiges Imitat aus Chinatown. Ich weiß nicht mehr genau, warum meine Wahl auf genau dieses Modell fiel (vermutlich, weil meine Eltern sich weigerten, mehr als 20 Dollar für einen Hut zu bezahlen) oder für welche Farbe und Stil ich mich entschied (wahrscheinlich für irgendetwas, das LL zu der Zeit trug), aber ich erinnere mich genau, dass es unbedingt ein Kangol-Teil sein musste. Ich war nicht einmal ein Hut-Typ – aber Kangol schafft es auf geschickte Art und Weise, dass du definitiv einer werden willst.
Die Geschichte von Kangol geht jedoch noch viel weiter zurück, als LL Cool J und Co vermuten lassen könnten. Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1938 von Jacques Spreiregen, einem polnischen Staatsbürger, der für die englische Armee Barett-Mützen anfertigte. Nebenbei entwarf er auch andere Dinge wie Särge, Sicherheitsgurte und Helme (Fun Fact: Kangol hat Lizenzen für Schuhe, Kleidung und in einigen Ländern sogar Make-up), doch Hüte blieben das Kerngeschäft. „Es begann mit einem Barett und verzweigte sich dann immer weiter“, erklärt Leon. „Wir haben einen Hut für so ziemlich jeden. Eine gewagte These, aber es stimmt.“
Der prominente Kundenstamm gibt ihm Recht. Spreiregen machte Mützen für die Beatles und Arnold Palmer. Selbst Lady Diana wurde mit einer Kangol-Cap 1983 für die Vogue fotografiert. Ihren Höhepunkt erreichte die Marke in den Achtzigern und Neunzigern, ehe es stiller um sie wurde. Ziemlich genau zu der Zeit nämlich, als Trucker-Caps zum Accessoire der Nullerjahre avancierten. Doch wirklich weg war Kangol nie. Sie sprachen ihr Publikum nur nicht mehr so an, wie sie es hätten tun sollen, gibt Leon zu.
Die Kernzielgruppe des Unternehmens waren immer schon Teens bis Twens – und auf genau die will Kangol sich auch weiterhin fokussieren. Aktuelle Streetwear-Trends sowie das modische Comeback der Bucket Hats spielen ihnen dabei natürlich in die Karten. Für Sean Leon ist der Instagram-Account von Kangol Korea das beste Beispiel, um sich hip und trendsicher zu präsentieren. Genau diesen Vibe möchte er nun auch zurück in die USA und nach Europa bringen – auf authentische Kangol-Weise versteht sich.
„Ich weiß nicht, ob du vom Fyre-Festival gehört hast“, sagt Leon. Natürlich habe ich davon gehört, antworte ich. „Das ist das komplette Gegenteil dessen, was wir versuchen zu tun.“ Er spielt auf die offensive Produktvermarktung der Veranstalter an. Kangol würde niemals Models, Künstler oder Influencer dafür bezahlen, ihre Hüte zu tragen. Ein Marketing-Verständnis, das gerade in der heutigen Zeit die Kommunikation mit dem vorwiegend jüngeren Publikum erschweren kann. „Ganz davon zu schweigen, wie schwer es ist, authentischen, qualitativ hochwertigen Inhalt zu kreieren. Das ist die wohl größte Herausforderung.“ Er macht eine kurze Pause und fügt hinzu: „Aber dann vielleicht auch gerade wieder nicht.“
Zum Glück spielen in der nächsten Zeit bei Kangol nicht nur die Millennials die Hauptrolle, sondern alle Generationen. Das 80-jährige Jubiläum steht an, und Ende des Monats wird die Frühjahr-/Sommer-Kampagne 2018 geshootet, wie Sean Leon erzählt. Dafür haben sie sechs Models engagiert, von denen jedes einen ganz spezifischen Kunden repräsentierten wird (älter, jünger, modisch, sportlich, retro etc.). Ziel sei es, an die ganz individuellen Kangol-Geschichten anzuknüpfen. „Einer der Hauptpunkte, auf die wir uns konzentrieren wollen, ist, eine Plattform zu entwickeln, auf der die Leute ihre Geschichten und Erinnerungen mit uns und allen anderen teilen“, so Leon.
Kangol ist eine Kultmarke. Eine, die sowohl im Mode-Lexikon unserer Eltern als auch in unserem eigenen vorkommt („Es ist ein bisschen wie bei Kleenex, wo der Markenname zum Synonym für das Produkt selbst geworden ist“, sagt Leon). Und genau dieses Vermächtnis und die Erinnerungen daran gelte es zu bewahren. „Wir haben uns eine große Aufgabe gesetzt, all die persönlichen Geschichten von Menschen rund um den Globus mit einer so kleinen Firma zu erzählen. Aber wir werden es versuchen. Wir müssen es einfach.“