Día de los Muertos: DJ Yoan Lokier erklärt den mexikanischen Totentag
Glitzer-Altar, Totenköpfe aus Zucker – und vor allem bunte Blumen: In Mexiko feiert man die Toten am „Día de Los Muertos” mit Symbolen für Leben und Freude statt für Trauer. Die mexikanische DJ und Producerin Lokier erklärt uns im exklusiven NYLON-Film, was dahintersteckt, was der Tag für sie bedeutet – und wie wir ihn selbst umsetzen können.
Am meisten vermisst Yoan Rodriguez Lokier, kurz Lokier, am „Día de Los Muertos” das Essen. Sie vermisst das Brot. Am Anfang unseres Gesprächs ist die DJ aus Mexiko noch ein wenig schüchtern, aber spätestens als es um das „Pan de Muertos” geht – ein kreisförmiges, süßes Brot mit aus Zucker nachgebauten „Knochen” – taut sie auf. Es ist eine von Yoans bildhaftesten Erinnerungen an eine der größten Traditionen ihrer Heimat. Es ist Erinnerung an den Tag, über den wir heute mit ihr sprechen: Den Día de Los Muertos.
In Yoans Heimat Mexiko wird der Tag der Toten am 1. und 2. November gefeiert, genau dann, wenn in vielen deutschen Bundesländern der stille Feiertag „Allerheiligen” stattfindet. Der Legende nach kommen Verstorbene an diesem Tag aus dem Jenseits zu Besuch. „Ich halte den Feiertag für eine wunderschöne und farbenfrohe Art, sich mit etwas so düsterem wie dem Tod zu beschäftigen”, erzählt Yoan. Sie lebt in Berlin und bespielt seit 10 Jahren weltweit Clubs mit ihren Techno-Sounds, die sie selbst als „Dark Beats“ beschreibt. Die Tagline „farbenfroh” trifft’s für die Tradition ihrer Heimat aber wiederum ziemlich gut – schließlich wird der Día de los Muertos vor allem über seine bunten Gabentische, die „Ofrendas“, definiert. Man baut sie aus BLumen und bunten Requisiten, von denen jede eine eigene Bedeutung hat und deren Erklärung unser Treffen mit Yoan und den Rahmen dieses Textes wohl easy sprengen würde. Nur so viel: Es gibt Totenköpfe aus Zucker, gerahmte Bilder der Verstorbenen, Marienfiguren, Figuren von Todesengeln, Essen – und eben Blumen, Blumen, Blumen.
Alles dreht sich um den Altar: Die NYLON-„Ofrenda” 2k19
Das Herzstück ist dabei die mexikanische „Cempasúchil“, in Deutschland genannt Studentenblume. Bei uns hat sie ausgerechnet zur Zeit des Día de Los Muertos keine Saison – für den exklusiven NYLON-Altar hat Floristin und Kreativmentorin Maggie Coker in Zusammenarbeit mit Tollwasblumenmachen.de deshalb unter anderem Dahlien, vereinzelte Lilien und Nelken verwendet (lest das Feature zu ihr hier bei BLONDE!). Die verschiedenen Blumen bringen in geupdateter Version den fröhlichen Vibe rüber, für den der Día de Los Muertos im Umgang mit dem Thema Tod steht.
Maggies Altar ist quasi die 2k19-Version einer traditionellen „Ofrenda”. Die Altare definierten die Feierlichkeiten, sagt Yoan, sie seien der wichtigste Punkt. Und irgendwie passen sich auch sie aktuellen Entwicklungen zum Día de Los Muertos an: Der Feiertag steht immer mehr unter dem Einfluss von Halloween. Auch in Deutschland eignen sich Spooky-Fans immer mehr Blumenkränzen und totenkopfgeschminkten Gesichtern der mexikanischen Tradition an – ohne zu wissen, dass der Ursprung in ihr liegt. Und nicht zuletzt wegen der örtlichen Nähe zu den USA nähert sich der Feiertag auch in Mexiko immer mehr Umständen von außen an. „Eigentlich sollen wir am Día de Los Muertos keine Kostüme tragen”, erinnert sich Yoan. „Dank des Einfluss von Halloween tun wir es aber nun doch“. Wer den Día de Los Muertos in Deutschland respektvoll umsetzen will, sollte sich auf den Gabentisch und die Blumen konzentrieren, findet die Producerin. Die bunten Blumen sind das Herzstück, die nicht nur mit ihrem Duft mehr Leben einhauchen, sondern auch durch ihre Farben direkt alle Augen auf sich ziehen. Das macht es einfacher für deutsche Fans des Totentags, die den mexikanischen Corner-Shop nicht um die Ecke haben. Requisiten wie Bilderrahmen oder kleine Gläser finden sich leicht, aber die Wahl der Blumen ist das, worauf es ankommt. Keine „Ofrenda” ohne „las flores”.
Día de los Muertos bedeutet Community
In Mexiko feiert jeder Mensch eine eigene Version des Totentags. Wobei das viel zu sehr nach einsamen Sad Hours klingt: Für Yoan steht der Feiertag ganz im Sinne der Community. „Zwar geht es beim Día de Los Muertos darum, was man selbst daraus macht, aber der Tag ist nichts rein ,persönliches‘. Bei den Feierlichkeiten sind eine Menge von Menschen beteiligt – und genau dadurch werden sie miteinander vereint.” Beim Thema Gemeinschaft erinnert sich Yoan vor allem an den Altarbau in der Schule: „Wir haben uns Totenkopf-Süßigkeiten besorgt und sie zusammen mit den Blumen dekoriert. Vielleicht kommt meine Liebe zu Totenköpfen sogar daher, mittlerweile ist nämlich mein gesamtes Zimmer voll davon”.
Am Ende sind das „persönliche” am Día de Los Muertos also einzelne Dinge, die jeder/jedem eine Freude bereiten. Yoan erzählt zuletzt von den „Calaveras literarias”, kleinen, funny Gedichten, die auch noch Lebende auf humoristische Weise an den Tod zu erinnern sollen. Und vielmehr als solche kleine Pieces an Tradition braucht es für Yoan gar nicht. „Mich begeistert es, einen Altar zu sehen und mit Freunden etwas zu Essen und zu Trinken”, verrät. „Das reicht mir persönlich schon. Ich liebe aber trotzdem, wie bunt die Städte zu dieser Zeit sind“. Es ist die Zeit, in der die Cempasúchil nicht nur auf den Altaren präsent ist, sondern auf den Straßen Mexikos fast schon zu wachsen scheint. Es ist die Zeit vom Pan de Muertos, von Girlanden, von Farben. Es ist die Zeit von Freude und Gemeinschaft – egal ob tot oder lebendig.
Flower Design: Maggie Coker aka ragandbonemanvintage
Besonderer Dank an Superskull – der Shop für den Día de los Muertos.
Video: Jánik von Wilmsdorff
Fotos: Julian Essink
Produktion: Jenny Weser & Nina Petters
Grooming: Julia Krohse
Video-Assistenz: Patricio Fontebasso
Bezahlte Partnerschaft mit Tollwasblumenmachen.de.
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