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Back to School mit Mabel

Nach einem mehr als vielversprechenden Mixtape, einer ausverkauften Supporting-Tour mit Harry Styles und Features mit hochgradigen Name-Dropping-Potenzial steht dieses R’n’B-Girl auf der Sprungschanze für den Mega-Erfolg. Vorher muss Mabel mit uns aber trotzdem in der neuen Throwback-Kollektion von Tommy Jeans die Schulbank drücken.

Wer im Showbiz das Kind zweier Superstars ist, will sich in der Regel nicht darüber definieren. Vor allem dann, wenn man künstlerisch noch im gleichen Becken wie Mama und Papa fischt. Ein bisschen ist das, als wenn einem die Eltern zu Schulzeiten absolut oberpeinlich sind. Ein Leben lang „die Tochter von“ sein? No thank you, das will keiner. Wie gut, dass die­ses Problem bei UK-Shootingstar Mabel gar nicht aufkommt. „Ich bin superstolz auf das, was meine Eltern geschafft haben“, erklärt uns die 22-Jährige im Interview. So far, so neutral. Anders als bei den Paris Hiltons und Brooklyn Beck­hams dieser Welt wissen die meisten außerhalb der Musikszene aber auch überhaupt nicht, dass Mabels Eltern ebenfalls Superstars sind. Kurzer Blick hinter den Vorhang: Sie ist die Tochter der schwedischen Soul-Queen ­Neneh Cherry und eines Produzenten der 90er-­Band Massive Attack. Wem das nichts sagt, don’t worry, denn so schnell, wie wir den Family-­Vorhang lüften, fällt er auch wieder – ganz einfach, weil Mabel diese Connections gar nicht braucht. Mabel McVey ist gekommen, um sie selbst zu bleiben.

Gehen wir aber nun mal zurück zu peinlichen Parent-Moments und dem Schulszenario. Mit­­tlerweile steht Mabel auf internationalen Bühnen, war im Frühjahr mit Harry Styles auf Tour und covert auf ihrem Mixtape „Ivy To Roses“ mit links Drake. Heute aber shooten wir sie in einer Londoner Schule, Basketball-Court und Classroom inklusive. Mabel trägt die neue Kollektion von Tommy Jeans, deren Inspira­tion passenderweise auch die Yearbook-Vibes der 90er sind. Für die Sängerin könnten da ja trotz Shootingstar-Status so einige peinliche Erinnerungen an die Schulzeit hochkommen, oder? Na ja, fast, die Schule hat sie nämlich gar nicht vor Ort beendet. Sie wurde zu Hause un­terrich­­tet und hat Abschlussbälle, Klassenfahrten, das typische High-School-Life eben, nie miterlebt.

„Meine schwierige Schulzeit hat mich zu einer stärkeren Personen gemacht.“

„Die Schule war ziemlich schwie­rig für mich. Viele denken daran zurück und wünschen sich, dass sie die Zeit zurückdrehen könnten – bei mir ist das definitiv nicht so! Ich hatte ziemlich mit Ängsten und Depressionen zu kämpfen. Ich war sehr intelligent und hatte Spaß am Lernen, aber wenn man Teil einer gro­ßen Klasse ist, wird der Stoff allen auf dieselbe Art und Weise beigebracht. Das hat für mich nicht funktioniert und mich ängstlich gemacht.“ Heute merken wir von dieser Angst nicht mehr viel. Zwischendurch lacht Mabel laut, meist überraschend, unbefangen und ­locker, ganz der Post-Teenage-Sunshine. Für Sekunden schwingt trotzdem ein Hauch Nervosität mit. Dann schiebt sie mit Nachdruck etwas hinterher, um nicht an den dunklen Er­in­nerungen hängen zu bleiben: „Wenn ich jetzt daran zurückdenke, bin ich trotzdem glücklich, weil mich das zu einer stärkeren Person gemacht hat.“

„Mein Rat an andere Girls: Lass dich nicht verändern. So habe ich meinen Erfolg gefunden.“

Überhaupt spricht Mabel oft von ihrer neu ge­fun­denen Kraft und der eigenen Art der Selbst­reflexion. Sie sei jetzt netter zu sich, versuche, sich nicht mehr selbst zu ignorieren und ihre wilden Alltags-Erlebnisse mehr wertzuschätzen. „Früher war ich wirklich hart zu mir. Mittlerweile nehme ich mir die Zeit zu sagen: ,Hey, das war echt lit. Nicht direkt weiterziehen. Be proud.“ Zum neuen Selbstbild gehört für die Sängerin auch, sich nicht mehr konstant mit anderen zu vergleichen – ob das nun andere Stars sind, Fremde auf der Straße oder doch mal die eigenen Eltern. Ihr Rat für junge Frauen? „Versucht nicht, in irgendeine Rolle zu passen. Wir als Frauen versuchen oft, uns auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten: Wir schauen uns andere Girls auf Instagram an und vergleichen uns mit ihnen. Mein Rat wäre: Lass dich durch nichts verändern. So habe ich meinen Erfolg gefunden. Hört sich echt einfach an, ist es aber nicht immer.“

„Auf meinem Album muss es eine Storyline geben, ich will Geschichten erzählen.“

Mit wem aber sollte Mabel ihr aktuelles Jetset-­Leben auch heute noch vergleichen? Als Halb-­Schwedin wurde sie in Málaga in Spanien ge­bo­ren, ging in Stockholm zur Schule und lebt mittlerweile in London – zumindest wenn sie mal zu Hause ist. Die Karriere läuft nämlich gerade erst so richtig an, das Debütalbum steht in den Startlöchern. Mit der Veröffent­li­chung lässt sich unser Coverstar aber noch einen Moment Zeit. „Es muss eine Storyline geben, ein Narrativ, es kann nicht einfach nur eine Auswahl von Songs sein. Ich will eine Geschichte erzählen und muss entscheiden, wie genau ich die Songs präsentieren will.“ Mabels eigene Storyline wäre jedoch schon jetzt etwas für die Trophäenvitrine auf dem Schulflur: Nomi­nie­run­gen in der Kategorie Critic’s Choice bei den Brit Awards und den schwedischen Grammis, internationale Festival-Slots, eine EP und ein Mix­tape im 2000er-R’n’B-Stil und eben die Tour mit Harry Styles. Andere 22-Jährige haben hier maximal einen Abschluss an der Uni. Die hat Mabel übrigens ebenfalls nie besucht, aber, na klar, auch das bereut sie nicht.

Vielleicht lässt sich deshalb das Motto ihres Songs „Low Key“ auch auf ihren Lifestyle über­tragen. Darin singt sie mit weicher Stimme über einen soften, Fugees-inspirierten ­Beat: „I don’t want no pressure, appreciate the effort, but if you wanna be with me, better keep it low-key.“ Low-key hält sie es auch selbst seit einem Jahr, so lange ist Mabel wieder Single. Sollte sich an ihrem Beziehungsstatus etwas ändern, werden Fans das allerdings nicht so schnell erfahren. Für ihr Idol liegt die Grenze zu „Oversharing“ näm­­lich exakt in einer neuen Partnerschaft: „Ich glaube, ich bin schon sehr offen mit dem, was ich von mir preisgebe, ­meine Ängste zum Beispiel. Für mich sind Beziehungen aber die eine Sache, bei der ich nicht möchte, dass die Leute sie beurteilen. Das ist eine ­ei­gene Welt, über die andere nicht Bescheid wissen. Für mich ist eine Beziehung etwas Wunderschönes, das man langsam angeht und in dem man Dinge gemeinsam entdeckt.“

„Für meine kleinen Cousinen wünsche ich mir bessere Disney-Vorbilder, als ich sie hatte.“

Bei so viel gedanklicher Ausgeglichenheit können wir an dieser Stelle nur die Vermutung wagen, dass Mabel trotz Low-key-Attitude auch ein bisschen der Typ für die große Märchen­­romanze wäre. Von den High-School-­Vibes der Looks von Tommy Jeans kommen wir beim Shooting auf Prom-Queens und auf Disney-­Prinzes­sinnen zu sprechen. Wie sie selbst eine Disney-Prinzessin gestalten würde, will Mabel nicht verraten, für sie war jedoch „Mulan“ die Einzige, mit der sie sich als Kind identifizieren konnte. Ganz einfach, weil sie nicht dem weißen Standardbild glich. „Für meine kleinen Cou­­­sinen wünsche ich mir heute, dass sie bessere Vorbilder haben, zum Beispiel wie in der neueren ,Vaiana‘-Verfilmung . Da sagt man ja, sie sähe aus wie ich“, lacht sie. Und ja, das ­De­büt­album mag vielleicht noch nicht mal erschienen sein, dennoch möchten wir an dieser Stelle schon mal eine Message an die Disney –Studiobosse schicken: Für einen neuen Sound­track wäre eine gewisse Mabel auf jeden Fall zu haben.

Am Ende unseres Shooting-Tages angekommen hat Mabel vielleicht sogar noch mehr mit einer Disney-Prinzessin gemein, als sie denkt. Sie ist ein wenig nervös, als die Schulglocke klingelt. Gleich werden sich vor den gelben Spin­den Massen von Schülern ausbreiten. Hier, an einer normalen englischen ­Schule im Stadtteil Hackney, kennt sie jeder. Die ­Gefahr, dass dieser Moment zu einem Flashback wird, der frühere Zeiten wieder hochkommen lässt, ist groß. Als Mabel aber auf dem Schulflur für ­Fotos ­posiert, ist er vielmehr das, was man im ­Englischen „Redemp­tion“ nennt: eine Wie­der­gutmachung, eine Erlösung, ein Ausgleich. Manchmal lohnt es sich eben doch, die Zeit ­zurückzudrehen.

Fotos: Stephanie Sian Smith
Outfits: Tommy Jeans
Styling: Nina Petters
Styling-Assistenz: Jenny Weser
Make-Up: Maria Asadi
Haare: Nuriye Sonmez
Nägel: Izzy Bellamy
Fotoassistenz: Paolina Stadler & Caylee Hankins

Robin Micha
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