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Band Of Outsiders: Die Boys von Stranger Things

Wenn jemand die Wandlung von „nichtdazugehörig“ zu „eine Million plus Follower“ versteht, dann diese Jungs. Warum die coolsten Jungstars aus „Stranger Things“ auch die besten Freunde sind.

Text: Ilana Kaplan // Fotos: Sacha Maric // Styling: J. Errico


Jeans von American Eagle, Turnschuhe von Converse, Kette von David Yurman, Portemonnaie-Kette: Privat; Noah Schnapp: Jacke von GAP, T-Shirt von A.P.C., Jeans von Abercrombie & Fitch, Sneakers von Converse, Armband von Miansai, Bandana: Privat; Caleb McLaughlin: Hemd von Topman, T-Shirt von Dsquared2, Jeans von Levi's, Stiefel von Red Wing, Socken von Uniqlo

Finn Wolfhard konnte einfach nicht widerstehen. „An allen Sets gibt es Süßigkeiten und ich kann einfach nicht die Finger davon lassen. Es war ein Fehler“, gesteht er, während er -verlegen versucht, den Kuchenfleck mit einer Miniatur-Zahnbürste von seinem Shirt zu entfernen. Zu seiner Rechten trägt Gaten Matarazzo ein graues T-Shirt, auf dem steht: „Uh oh! Did my sarcasm hurt your feelings?“ Ein Spruch, der Dustin Henderson würdig wäre, dem liebenswürdigen Scherzkeks, den Gaten Matarazzo neben Finn Wolfhard in der beliebten Netflix-Serie spielt. Gaten Matarazzo, ebenfalls 14, bekommt gerade seine Locken geglättet, die sein Markenzeichen sind. Sehr zur Freude von Noah Schnapp, der mit seinen zwölf Jahren der Jüngste in der Gruppe dieser Shooting–Stars ist. Eine Gruppe, die dazu beigetragen hat, dass „Stranger Things“ die derzeit gehypteste Serie auf Netflix ist. Fehlt nur noch Caleb McLaughlin. Der energiegeladene 15-Jährige, der Lucas Sinclair spielt, ist gerade erst von einem Auftritt bei den BET Awards aus Los Angeles zurückgekommen und nun auf dem Weg ins Studio. Es ist das erste Mal seit Wochen, dass die Jungs wieder zusammen sind. Als „Stranger Things“ sich 2016 zu einem kulturellen Phänomen entwickelte, gerieten sie in einen Wirbelwind von Roten-Teppich-Auftritten, Talkshows und Fan-Zusammentreffen. Und jetzt, da die Premiere der geheimen zweiten Staffel dieser Science-Fiction-und-Horror–Serie ansteht, häufen sich die Promo-Pflichten. Während andere Kids in ihrem Alter sich in Pools abkühlen, fahren Gaten Matarazzo und Caleb McLaughlin zur Denver Comic Con, um Autogramme zu geben und für Selfies mit aufgeregten Fans zu posieren. Doch heute, obwohl es ja eigentlich auch ein Arbeitstag ist, finden die Jungs trotzdem noch die Zeit, einfach nur miteinander abzuhängen. Sie sind noch immer die besten Freunde – sogar wie Brüder, sagen sie – und es gibt eine Menge aufzuholen, Memes zu teilen und Witze zureißen.

„Wir haben Noah immer ‚Señor Biebs’ genannt“, erzählt Matarazzo – aufgrund von Schnapps -Topffrisur in der ersten Staffel und der Ähnlichkeit zum ehemaligen Haarschnitt eines gewissen kanadischen Popstars. „Er hasst es!“, fügt er hinzu, kurz bevor er Schnapp einen Finger ins Ohr steckt. Im hellen, luftigen Fotostudio wimmelt es nur so vor Presseagenten. Und weil die angehenden Stars noch minderjährig sind, sind auch ihre Eltern anwesend. Es ist ein ungewöhnlicher Anblick. Und eine Erinnerung daran, dass sie trotz ihrer sehr erwachsenen Jobs noch nicht alt genug sind, um Auto zu fahren. Finn Wolfhard, der aus Vancouver stammt und Mike Wheeler spielt, ist hier mit seinem Vater. Genau wie Matarazzo, dessen Heimat Little Egg Harbor Township in New Jersey ist. Schnapp und seine Eltern kommen aus Westchester County nördlich von New York. Schließlich trifft Caleb McLaughlin ein, der in Carmel, New York, aufgewachsen ist und einen Koffer hinter sich herzieht, der fast so groß ist wie er selbst. Caleb wird von seinem Vater begleitet, ein kräftiger Mann mit Atlanta-Braves-Cap, der mit seinem Sohn durch den Raum geht und die anderen Eltern umarmt. Es zeigt, wie eng die „neue Familie“ zusammengewachsen ist.

Linkes Bild: Caleb McLaughlin: Shirt von Topman, T-Shirt von Dsquared 2, Jeans von Levi's, Kette von Gucci; Finn Wolfhard: Jacke von Schott, Jeans von H&M, Sonnenbrille von Ray-Ban, T-Shirt: Privat. Rechtes Bild: Wolfhard: Weste von Levi's, T-Shirt von Hilfiger Denim, Jeans von Abercrombie & Fitch, Sneakers von Converse, Kette von A.P.C., Socken von Uniqlo, Bandana: Privat; McLaughlin: Top & Flanellhemd von Topman, Jeans von Dsquared 2, Sneakers von Converse, Kette von Gucci; Matarazzo: Jacke von Armani Exchange, T-Shirt von Levi's, Jeans von H&M, Sneakers von Converse, Bandana: Privat, Schnapp: Weste von Dsquared2, T-Shirt von Guess, Jeans von MSGM, Sneakers von Converse, Gürtel von GAP, Schlüsselband: Privat

„Stranger Things“ hatte seine Premiere als Underdog. Die Erfinder der Serie, die Zwillingsbrüder Matt und Ross Duffer, waren unerprobte Talente. Abgesehen von Winona Ryders Comeback als trauernder Mutter, die nach ihrem vermissten Sohn sucht, bestand die Besetzung größtenteils aus Unbekannten und Newcomern. Doch dank der doppelten Dosis an übernatürlichen Intrigen und nostalgischen 80er-Jahre-Looks – zusammen mit der spektakulären Performance einer jungen britischen Schauspielerin mit rasiertem Kopf – nahm „Stranger Things“ so schnell die Popkultur für sich ein, wie es nur wenige Serien zuvor geschafft hatten. Sie erhielt gigantische 18 Emmy-–Nominierungen. Geschaffen von den Duffer–Brüdern im Geiste der Amblin-Entertainment-Ära, in der sie aufgewachsen sind, spielt die acht Folgen umfassende erste Staffel 1983 in Hawkins, Indiana, und enträtselt das geheimnisvolle Verschwinden von Will Byers, gespielt von Schnapp. Er ist in der ersten Folge nach einer Begegnung mit dem ortsansässigen Boogeyman der Serie – einer jenseitigen Kreatur, die als Demogorgon bekannt ist – wie vom Erdboden verschluckt. Als Wills beste -Freunde, die drei Außenseiter Mike, Lucas und Dustin, sich auf die Suche nach ihm machen, entdecken sie eine Paralleldimension, die sie „The Upside Down“ nennen, sowie eine finstere Regierungsverschwörung. Sie freunden sich auch mit Elf an, das wilde Mädchen mit telekinetischen Kräften, auf ikonische Weise verkörpert von der 13-jährigen Millie Bobby Brown.

Die zweite Staffel von „Stranger Things“ startete unter ganz anderen Bedingungen als die erste. Was sich einst wie eine bruchstückhafte Produktion frei von äußerer Kontrolle anfühlte, bekam plötzlich die Atmosphäre eines großen Hollywood-Blockbusters. „Netflix wusste, dass es eine gute Serie werden würde“, sagt Caleb McLaughlin, „aber sie ahnten nicht, wie groß sie sein und dass die ganze Welt komplett ausflippen würde.“ Aufgrund des großen Interesses sowohl von Netflix als auch der Öffentlichkeit gab es plötzlich eine spürbare Sicherheitspräsenz, die den Set vor neugierigen Zuschauern und Paparazzi abschirmte – während Netflix-Bosse auftauchten, um sicherzugehen, dass ihr wertvolles Rennpferd auch wirklich galoppierte. Plötzlich gab es Erwartungen. „Wir haben mit der ersten Staffel ziemlich hohe Maßstäbe gesetzt“, sagt Matarazzo. Wenn die zweite Staffel am 27. Oktober anläuft, wird ein Jahr vergangen sein, seit Elf sich opferte, um den gesichtslosen Demogorgon zu besiegen und die Jungs im Finale von Staffel eins zu retten. Der Versuch, aus Finn, Caleb, Noah und Gaten Infos herauszuquetschen, erweist sich als sinnlos. Umfangreiche Medientrainings einschließlich detaillierter Informationen darüber, über was sie sprechen dürfen und über was nicht, haben sie in eine seltene Spezies verwandelt: Jugendliche, die ein Geheimnis für sich behalten können.


Caleb McLaughlin: Graues Shirt von Uniqlo, weißes Shirt von Dolce & Gabbana, Jeans von Armani Exchange, Kette von A.P.C., Portemonnaie-Kette: Privat; Noah Schnapp: T-Shirt von Dolce & Gabbana, Jeans von Levi's; Gaten Matarazzo: Hemd von GAP, Tank Top von Dolce & Gabbana, Jeans von Levi's

Was sie aber sagen können: Staffel zwei ist größer, dunkler und gruseliger. Es gibt auch eine Neue in der Stadt, gespielt von Sadie Sink. „Sie ist eine Skaterin, eine Art Punk-Girl, und sie wird langsam Teil der Gruppe“, sagt Finn Wolfhard. Er erzählt auch, dass seine Rolle infolge von Elfs Verschwinden depressiver und „zum Einzelgänger“ wird. Was sie nicht sagen können: so ziemlich alles andere. Aber es sind nicht nur Journalisten, die sie um Informationen anhauen. „Wann immer du von den Fans erkannt wirst, fragen sie dich meistens, ob du etwas aus Staffel zwei verraten kannst. Es ist definitiv etwas stressig“, so Gaten Matarazzo.

Eine der größten Veränderungen für die neue Staffel ist die Ausweitung von Noah Schnapps Sendeanteil. Da seine Rolle den überwiegenden Teil der ersten Staffel in einer Paralleldimension gefangen war, verbrachte Schnapp viel Zeit zu Hause in New York, während alle anderen in Atlanta vor der Kamera standen. „Dieses Jahr war es viel einfacher, denn letztes Jahr musste ich zur Schule gehen und das war hart. Jetzt konnte ich mich konzentrieren“, erklärt er. Obwohl er am Schluss aus der Paralleldimension gerettet wurde, sahen wir Noah Schnapp zuletzt, wie er eine glitschige Kreatur aus seinem Mund zog – ein verdächtiges Zeichen, dass mit Will Byers eben nicht alles gut ist. Für Noah, dessen Charakter in der ersten Staffel größtenteils via Weihnachtsbeleuchtung kommunizierte, brachten die neuen Folgen auch neue schauspielerische Herausfor-derungen mit sich. Der Zwölfjährige fühlte den zusätzlichen Druck und bat bei besonders emotionalen Szenen gelegentlich seine Serien-Mom Winona Ryder um Hilfe. „Wir wussten, dass wir einen starken Schauspieler brauchten, falls es eine zweite Staffel geben würde. Weil wir wussten, dass er eine Hauptattraktion würde“, erzählt Matt Duffer. „Wir brauchten nicht nur einen guten Schauspieler, sondern einen wirklich, wirklich guten.“ Schnapp wurde laut den Duffers diesen Erwartungen gerecht. „Shawn Levy sagte: ‚Wir hatten die ganze erste Staffel über einen Ferrari in der Garage. Und jetzt steht das verdammte Garagentor offen.“


Links: Hemd von Peels, Shirt von Levi's, Kette von A.P.C.; Rechts: Gaten Matarazzo: Weste von Levi's, Tank Top von Alternative Apparel; Noah Schnapp: Jacke von GAP, T-Shirt von A.P.C.

Die Duffers wussten, dass die Kinderstars über Top oder Flop der Serie entscheiden würden. „Es gibt wirklich nichts Schlimmeres als eine schlechte Kinder-Performance“, sagt Ross Duffer. „Du kannst dir keine Schwächen erlauben – oder die acht Stunden der Staffel werden unerträglich sein.“ Zusammen mit ihrem Casting Director sahen sich die Duffers an die 900 Kinder an. Ein Unterfangen, von dem sie heute sagen, es sei einfacher gewesen, als es klingt, da sie bereits in den ersten paar Minuten wussten, ob ein Schauspieler das Zeug hatte, das sie brauchten.

„Du suchst etwas Authentisches, doch die meisten Kinder haben das nicht“, so Ross Duffer. „Es gibt welche, die offensichtlich gut ausgebildet sind. Aber es fühlt sich zu sehr nach Disney an, wie sie in die Kamera zwinkern.“ Was die Duffers dann mit ihren vier Jung-Stars fanden, waren Kinder, die wie echte Kinder schienen. Gaten Matarazzo war der Erste, der gecastet wurde. Sein Vorsprechen war so beeindruckend, dass er schon auf dem Rückweg vom Flughafen erfuhr, dass er die Rolle bekommen hatte. „Wir wussten selbst nicht genau, wie der Charakter von Dustin wirklich sein sollte, bis wir Gaten gefunden haben“, erinnert sich Matt Duffer. „Er war ein typischer Nerd mit Brille. Er war ein Klischee.“ Matarazzo wuchs mit einer Erkrankung auf, die als Kleidokraniale Dysplasie bezeichnet wird und das Wachstum von Knochen und Zähnen hemmt. „Wir wollten eine Serie über Außenseiter drehen. Über Kinder, die nicht so recht hineinpassen, die gemobbt werden und über die sich andere lustig machen“, sagt Matt. „Gaten war wirklich in der Lage, all das zu liefern.“

Caleb McLaughlin und Gaten Matarazzo kannten sich von ihrer Zeit in zwei der größten Broadway-Shows. Matarazzo spielte Gavroche in „Les Misérables“, McLaughlin den Simba in „König der Löwen“. Sie hatten sich oft in einem Park gesehen, der von „Broadway-Kids“ besucht wird, wie Matarazzo sie nennt. Finn Wolfhard und Noah Schnapp hatten ebenfalls eine frühe Verbindung aufgebaut – quasi. „Er erinnert sich nicht mehr an mich, aber ich erinnere mich an ihn“, erzählt Finn. „Weil ich ihn gefragt habe, was er für andere Projekte gemacht hat. Und er sagte: ‚Ich war die Stimme von Charlie Brown in ‚Die Peanuts – Der Film‘. Und ich so: ‚Was?! Du bist Charlie Brown?‘ Ich bin total durchgedreht.“

Noah Schnapp war im Sommercamp, als „Stranger Things“ auf Netflix anlief. Er durfte sein Telefon nicht bei sich haben, doch kurz nach der Premiere checkte einer seiner Berater seinen Instagram-Account: 80.000 Follower. Am nächsten Tag waren es 85.000. „Ich dachte mir: ‚Warte, was ist hier los?’ Ich glaube, ich hatte zuvor gerade mal einen Follower“, erzählt Noah. Die Verbindung zwischen den Jungs wird durch die surreale Wendung, die ihr Leben genommen hat, nur gestärkt. „Sie sind wirklich meine besten Freunde“, sagt Matarazzo. „Wir können uns miteinander viel mehr identifizieren, als andere Menschen das könnten“, sagt Finn Wolfhard. „Es ist eine einzig-artige Freundschaft.“ Wolfhard achtet darauf, seine Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen. „Wenn du nach Hause gehst und nur übers Schauspielen sprichst, bist du ein Vollidiot“, sagt er. „Deine Kumpels wollen nichts von deinem Job hören, sie wollen nur herumalbern.“ Außerdem: Wenn du 14 Jahre alt bist, ist es nie cool, über die Arbeit zu reden, auch wenn diese beinhaltet, dass du gegen einen gesichtslosen interdimensionalen Dämon kämpfst …

Die Duffer-Brüder haben bereits bestätigt, dass es eine dritte Staffel „Stranger Things“ geben wird – und auch schon Ideen für Nummer vier existieren. Das bedeutet, dass die Jungs ihre Teenager-Jahre in einer der populärsten Serien verbringen werden. Die Duffers müssen dann in die Fußstapfen von Langzeit-Phänomenen wie „Game of Thrones“ und „Harry Potter“ treten und sicherstellen, dass ihre Kinderstars nicht schneller als ihre Rollen heranwachsen. „Ich habe Angst davor, dass einer von ihnen einen Wachstumsschub mitten während einer Staffel bekommt. Aber solange sie außerhalb der Dreharbeiten wachsen, mache ich mir keine allzu großen Sorgen. Wir müssen es dann nur in die Geschichte einbinden.“ Alle vier Schauspieler sagen, sie wollen auch als Erwachsene im Showgeschäft bleiben. „Sie lieben es, zum Set zu kommen, sie lieben es zu arbeiten, sie lieben es zu schauspielern“, sagt Matt Duffer. Was den Ruhm betrifft, ist er ein Nebeneffekt, der einigen mehr liegt als anderen. Natürlich machst du dir Sorgen und fragst dich: ‚Was, wenn sie merken, dass dies nicht -ihre wahre Leidenschaft ist?’ Sie sind so jung. Aber dieses Jahr haben diese Ängste nachgelassen. Das ist das Wichtige, dass sie genießen, was sie tun. Und dass sie es leidenschaftlich gern tun.“

Haare & Make-Up: Ruth Fernandez; Styling-Assistenz: Marissa Smith & Nicole Draga

Robin Micha
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