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Die coolsten Städte für einen Kurztrip

Was zum Teufel ist dieses Paris? Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten für den nächsten Städte-Trip. Hier kommen unsere (Geheim-)Tipps.

Text: Laura Studarus

Nicht, dass ihr uns falsch versteht: Wir haben nichts gegen die großen Touristenattraktionen Europas. Es gibt schließlich auch Gründe genug für die Beliebtheit von Paris, London oder Rom (Das Essen! Die Mode! Die Geschichte! Und die idealen Instagram-Bedingungen!). Aber mit Billigflieger-Angeboten kann man ja auch mal flexibel sein und auf der nächsten Reise den typischen Touri-Parcours hinter sich lassen – wer weiß, vielleicht entdeckt ihr ja ein neues Lieblingsziel? Um euch auf den Geschmack zu bringen, stellen wir hier unsere 6 Lieblingsstädte auf dem Radar vor:

Tallinn, Estland
Ein Besuch von Tallinns unberührter Altstadt ist die reine Freude, nicht nur für Architektur- und Geschichtsliebhaber – aber bitte vergesst nicht: während Osteuropa als Bezeichnung für Länder, die im geographischen Osten dieses Kontinents liegen, durchaus in Ordnung ist, wurde die Idee eines „osteuropäischen“ (sprich: rückständigen) Landes weitgehend abgeschafft. Die ehemalige Sowjetrepublik hat in den letzten Jahren einiges für ihr internationales Ansehen getan: Dazu gehört zum Beispiel die Tallinn Music Week (die sich natürlich um Musik, aber mittlerweile auch um Essen, Kunst, Mode und soziale Gerechtigkeit dreht) und die Möglichkeit für alle, E-Bürger zu werden, was die Anzahl der Startups in Estland deutlich erhöht hat. Tallinn eignet sich perfekt zum Studium der Kontraste – wo sonst kann man im KGB-Museum den Kommunismus nacherleben und danach beim Cocktail in der Depeche-Mode-Bar darüber diskutieren? Wenn ihr ein Souvenir braucht, lasst die kitschigen Touri-Shops links liegen und schaut euch stattdessen in Telliskivi um. In diesem Viertel der Kreativen gibt es Konzerte, Flohmärkte, Vintage-Boutiquen, Cafés und Fair-Trade-Shops (Finnland ist schließlich nicht das einzige Land mit Design-Genies).

Riga, Lettland
Riga ist von Touristen bisher weitgehend unentdeckt geblieben, und so kann man zu jeder Jahreszeit durch die pastellfarbene Altstadt wandern, ohne auf Menschenmassen zu treffen. An alle Edelsteinfans: Hier könnt ihr Bernstein erstehen, für den der Ostseeraum berühmt ist. Er wird an jeder Straßenecke und in allen möglichen Formen und Strukturen verkauft, aber haltet eure Augen nach leuchtenden, rissfreien Exemplaren offen. (Genau wie bei Diamanten wird die Qualität des Bernsteins über Farbe und Klarheit ermittelt.)

Wie in vielen osteuropäischen Ländern besteht auch das Essen in Lettland meist aus einer köstlichen Vereinigung von Fleisch und Kartoffeln. Auf dem Markt könnt ihr alle Zutaten für eine traditionelle Mahlzeit zu lachhaft günstigen Preisen einkaufen. (Und dazu: Essiggurken – Lettlands Beweis dafür, dass alles Eingelegte noch besser schmeckt.) Wenn ihr es nicht ganz so herzhaft und füllend mögt, probiert das Fat Pumpkin aus, ein Rohkost-Restaurant, das zeigt, dass das Baltikum auch vegetarisch kann – und wie! Lasst den Abend dann in der Bar I Love You ausklingen. Das Kaffeehaus-Flair dort – mit allem, was dazugehört: gemütliche Sofas, ausreichend Lesestoff, obskure Hintergrundmusik – ist perfekt für verschmuste Pärchen, Freunde mit Redebedarf und jeden, der mal etwas anderes als eine typische Bar sehen möchte.

Bergen, Norwegen
Unser Geheimtipp: Nehmt nicht das Flugzeug nach Bergen. Der Flug von Oslo aus dauert zwar weniger als eine Stunde, aber dafür verpasst ihr eine von Europas schönsten Zugstrecken. (Beweise? Teile von Das Imperium schlägt zurück wurden hier gedreht.) Und die Instagram-Perfektion geht bei eurer Ankunft weiter: Stellt eure Handy-Kamera auf „Panorama“ und nehmt die Fløibanen-Seilbahn auf einen der Hügel, die die Hafenstadt säumen (sucht euch dafür aber klares Wetter aus, sonst habt ihr nicht viel vom Ausblick). Oder mietet euch ein Auto und fahrt hinaus zu den Fjorden, um dem dramatischen Wellenspiel an den Klippen zuzusehen – am besten im Winter, denn dann könnt ihr mit etwas Glück auch die Polarlichter bewundern.

Aber auch in der Stadt selbst gibt es viel zu erleben. Die Musikliebhaber unter euch wird interessieren, dass sowohl Sondre Lerche als auch AURORA und Sigrid in Bergen zuhause sind, und manchmal hat man das Gefühl, als wäre die halbe Stadt in ein paar coolen Musikprojekten involviert. Um sich in der Szene zurechtzufinden, solltet ihr Apollon besuchen, einen Plattenladen mit Bar, wo euch bei einem hier gebrauten Bier wie Hansa ein Mitarbeiter darüber aufklären kann, wer gerade in welchem der vielen Clubs auftritt. Natürlich könnt ihr hier auch Alben von Regionalhelden wie Chain Wallet, Alexander von Mehren und Tellef Raabe erwerben.

Vilnius, Litauen
Vilnius ist die Heimat des Knit Bombing, der lächelnden Engelstatuen, die über die ganze Stadt verteilt sind, und zwei „Tributes to Frank Zappa“. (Es gibt da keine besondere Verbindung, sie mögen Zappa einfach.) Um eine Idee von Litauens aufblühender Kunstszene zu bekommen, solltet ihr einen Spaziergang durch Užupis machen. In diesem Viertel gibt es nicht nur beeindruckende Street Art, es hat sich auch am 1. April 1997 zum unabhängigen Staat erklärt – mit einer eigenen Währung, Nationalhymne und 11 Mann starker Armee. Zu den wichtigsten Artikeln der Unabhängigkeitserklärung gehören: „Jeder hat das Recht, seine eigene Unwichtigkeit anzuerkennen“, „Jeder hat das Recht, seinen Geburtstag zu feiern oder auch nicht zu feiern“ und „Niemand hat das Recht einer anderen Person Schuldgefühle einzuflößen“.

Für eine traditionellere Besichtigungstour geht’s erst mal den Fernsehturm hoch, um ganz oben in der Retro-Lounge einen Drink zu nehmen. Nein, das ist nicht euer Kopf – die ganze Plattform dreht sich für die bestmögliche Aussicht langsam im Kreis. Direkt außerhalb der Stadt liegt der Europapark, in dem ihr wunderbar Alice im Wunderland spielen könnt, wenn ihr durch den Wald lauft und auf die übergroßen Kunstwerke des Bildhauers Gintaras Karosas stoßt. Lasst eure Abenteuer bei Drama Burger ausklingen – Fritten schmecken hier überall.

Budapest, Ungarn
Man nennt Budapest auch die Hauptstadt der Heilbäder – eine Tradition, die seit den Römern bekannt ist. Es gibt 12 Thermalquellen in der Stadt, aber für ein opulentes Badevergnügen im alten Stil solltet ihr das Gellért Heilbad aufsuchen: Hier sitzt man in warmen, kunstvoll gekachelten Pools voll von Kalzium, Magnesium, Hydrocarbonat, Alkalien, Chlorid, Sulfat und Fluorid. Von dieser natürlichen Mischung wird behauptet, sie könne so gut wie alle Krankheiten heilen – aber auf jeden Fall ist sie der perfekte Kickstart für eine lange Nacht. (Und vergesst nicht, dort auch eine Massage zu buchen – der Wechselkurs ist günstig und ihr habt es euch verdient.)

Wenn ihr euch abgetrocknet habt, solltet ihr den Abend mit einem traditionellen Gericht (Kartoffel, Sahne und Kohl – uh-oh!) im Kék Rózsa Restaurant beginnen. Dann bei einem Glühwein (oder zwei) Leute gucken im Szimpla Kert, das in ehemaligen Altbauwohnungen, jetzt eine Bar, ein Theater und ein Open-Air-Kino beherbergt. Wenn ihr am nächsten Morgen merkt, dass ihr es ein bisschen übertrieben habt (was leicht passieren kann – die Stadt hat ein pulsierendes Nachtleben, besonders um den siebten Bezirk herum), holt euch Lángos in der Großen Markthalle. Lángos ist eine Art frittiertes Brot, großzügig mit Kohl, Tomaten, Zwiebeln und Mayonnaise belegt, und das beste Katerfrühstück, was es jemals gegeben hat.

Utrecht, Niederlande 
Wie ein kleines Kind im Schatten seiner älteren Schwester wird Utrecht immer wieder zugunsten der lasziveren niederländischen Hauptstadt übergangen. Aber da Amsterdam und Utrecht nur eine halbe Stunde mit dem Zug voneinander entfernt sind, muss man sich wirklich mal fragen: „Warum denn nicht beide?“

Leiht euch in Utrecht ein Fahrrad und erkundet die Kanäle und Grachten der Stadt, ohne in Touristenmassen hinein zu fahren. Oder verschafft euch oben vom Turm des Doms einen besseren Blick über die Minimetropole. (Unnützes Wissen: Der alte Kirchturm läutete kurz nach dessen Tod die Glocken für David Bowie.) Hungrig? Holt euch ein paar Oliebollen, frittierte, mit Zucker umhüllte Mini-Donuts, und entspannt euch beim Leutegucken auf dem Neude-Platz. Koffein-Liebhaber sollten The Village Coffee aufsuchen: In diesem studentenfreundlichen Café gibt es freies WLAN und der Kaffee wird in Illuminaten-Bechern serviert. (Witz oder versteckter Hinweis? Eure Entscheidung.) Wenn ihr auf der Suche nach einem Coffee Shop im traditionellen Sinne seid: Die gibt es hier auch. Auf dem Culture Boat zum Beispiel habt ihr Aussicht auf den Kanal. Da die niederländischen Raucher in der Minderheit sind, wird dies nicht unbedingt eine authentisch lokale Erfahrung – aber Miffy-Spotting wird umso lustiger: Haltet Ausschau nach dem berühmten Cartoon-Kaninchen, das auf niederländisch Nijntje heißt, während ihr wieder in die Innenstadt radelt. Ihr werdet sie an jeder Ecke sehen. Wer davon immer noch nicht genug hat, kann sie auch in ihrem eigenen Museum besuchen.

Nylon
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