Mit Anxiety umgehen, ist schwer – so kann es trotzdem funktionieren
Es gibt viele Wege, wie man mit Anxiety umgehen kann – aber nicht alle funktionieren für Jede*n von uns. Unsere Autorin hat einen fast „simplen” Weg getestet – der sie auf ein Boot in Mexiko geführt hat.
Neben Selbsthilfebüchern und Therapeuten-Besuchen gibt’s auch noch andere Möglichkeiten und Tipps, wenn mit Anxiety umgehen willst. Unsere Autorin hat auf einer Reise einen neuen Ansatz getestet – angefangen mit verlorenen Koffern in Mexiko. DISCLAIMER: Dies hier ist eine persönliche Erfahrung ohne medizinische Grundlage, die zusätzlich zu einer medizinischen Therapie angewandt wurde. Wenn du das Gefühl hast, mit deinen Angstzuständen und Gefühlen überfordert zu sein, wende dich bitte an Vertrauenspersonen in deinem Umfeld und deine/n Arzt/Ärztin. Wenn du akute Hilfe brauchst, kannst du dich zum Beispiel unter der 0800/111 0 111 an die Telefonseelsorge wenden.
Mit Anxiety umgehen, Step 1: Die Angst als Partner
Meine Angst ist, wie ich, eine Frau. Ich habe ihr noch keinen Namen gegeben, aber wenn sie einen hätte, würde sie „Hitzewallung” oder „Schwindel” heißen: So fühle ich mich, wenn sie bei mir ist. Wir leben nun seit acht Jahren zusammen. Sie ist gnadenlos und bösartig und genießt es, auf meinen Unsicherheiten herumzureiten, bis sie sich in Paranoia verwandeln. Lange Zeit habe ich versucht, herauszufinden, wie ich mit Anxiety umgehen – indem ich mit ihr diskutierte und versuchte, die Dinge positiver zu sehen – und selbstverständlich ging ich auch zur Therapie. An Tagen, an denen sie all meine Aufmerksamkeit forderte und an meinen Kräften zerrte, an den Tagen also, an denen ich nichts hätte tun können um sie zum Schweigen zu bringen, versuchte ich mit ihr auf ein, zwei Drinks auszugehen. Ich wollte sie beruhigen und manchmal kam es dabei vor, dass ich ihren wilden Theorien Glauben schenkte und aufgab, mich zu wehren.
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Es ist offensichtlich: Mit meiner Angst zu leben ist unfassbar anstrengend. Das Jahr 2017 war dabei die mit Abstand schlimmste Zeit, die wir gemeinsam verbrachten. Den vielen dramatischen Veränderungen, sowohl in der Welt als auch in meinem Privatleben, verdankte ich das Gefühl, es wäre für mich wahrscheinlicher im Lotto zu gewinnen, als gegen meine Ängste anzukämpfen.
Weiter geht’s – aber du tust einfach gar nichts
In den letzten beiden Wochen aber hatte ich dank eines kleinen Tricks wieder das Gefühl, die Kontrolle über meine psychische Verfassung zu haben: Ich hörte auf, mich wegen jeder Kleinigkeit selbst klein zu machen und fand heraus, wie ich nachts erholsamer schlafen kann. Der Trick, wenn man mit Anxiety umgehen will, liegt darin, nicht wie sonst immer mit dem Chaos in meinem Kopf zur Arbeit zu gehen und auf Besserung zu hoffen – sondern einfach nichts zu tun. Ich hörte einfach damit auf gegen die Wellen aus Panik, Schmerz und Furcht zu kämpfen; ich fasste die Entscheidung, sie so anzunehmen, wie sie kommen – die großen und die kleinen. Es funktionierte. Die Veränderung kam jedoch weder durch die Unterstützung meines Therapeuten noch durch ein Selbsthilfebuch, sondern im Anschluss an einen Wellnessurlaub.
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Ich packte damals meine Koffer und machte mich auf zu einer Schiffsreise nördlich von Mexico, um durchzuatmen. Der Trip beinhaltete, wie ihr euch denken könnt, viele geläufige Urlaubsaktivitäten wie Schnorcheln mit Seelöwen, Kayak fahren, Lagerfeuer am Strand und Wellness-Sport-Programme wie Poweryoga, gedankenverlorene Wanderungen, Meditationskurse und mehr. Ich hatte endlich wieder das Gefühl morgens gerne aufzustehen. Ihr denkt euch jetzt vielleicht: Wer soll denn bitte auch unter diesen Umständen Ängste verspüren?
Koffer weg, Angst da: Wie mit Anxiety umgehen, wenn alles schiefläuft?
Da habt ihr wohl noch nicht meine Ängste kennengelernt, die ihren ersten großen Auftritt hatten, als ich in Mexiko ankam und meine Koffer verloren gegangen waren. Meine Freude auf die Reise löste sich umgehend in Luft auf. Sogar für jemanden, der nicht unter Panikattacken und Ängsten leidet, ist der Gedanke, mehrere Tage ohne frische Kleidung und Kulturbeutel auf einem Schiff zu verbringen, beängstigend. Ich fühlte mich wie ein kleiner Eremit, der sich nichts mehr wünschte, als schnell wieder nach Hause zu fahren. Die Ironie an der Tatsache, während eines Wellnesstrips an Panikattacken und Ängsten zu leiden, lehrte mich wichtige Lektionen. Ich musste aufhören, an Dingen festzuhalten, über die ich keinerlei Kontrolle besaß. Und so zog ich entspannt und fröhlich die Badehose eines netten Schiffsangestellten an, obwohl mein Kopf versuchte, mir die gute Laune auszureden. Dass der Trip so begonnen hatte, war für mich ein glücklicher Zufall, der mich lehrte, das Beste aus einer Situation zu machen, die für mich normalerweise ein Alptraum gewesen wäre. Mein Trip sollte schließlich eigentlich aktive Erfahrungen bieten und gleichzeitig mentale Ruhe schaffen, wie der Reiseveranstalter im Vorfeld erklärte.
Manchmal ist Wellness the Key
Annebeth Eschbach, Gründerin und CEO von Exhale, stimmt diesem Ansatz zu und betont, dass immer mehr Menschen ihren Urlaub dazu nutzen, Wellness zu betreiben. „Die Menschen sehnen sich danach, ihrem Alltag zu entkommen. An Bord erleben die Teilnehmer eine neue Art, die Schönheit der Landschaften und Inseln um sie herum wahrzunehmen, wobei jeden Tag Wellness-Aktivitäten und Workouts unter Anleitung von Lehrer*innen und Therapeut*innen angeboten werden.“ Und ich entkam meinem Alltag. Am dritten Tag, als meine Koffer endlich ankamen, war ich so beschäftigt damit, das Beste aus meinem Leben herauszuholen, dass meine ständigen Gedanken und Sorgen verschwunden waren. Eschbach betont, dass Menschen, die an Panikattacken und Ängsten leiden, die perfekten Kandidaten für Wellness-Exkursionen sind. „Die außergewöhnliche Einsamkeit in der Natur ist ein guter Ort, um den Geist zur Ruhe zu bringen. Wunderschöne Orte, das Schimmern des Meeres, Buchten, Strände, und niemand der neben einem ist außer Vögeln und Meerestieren.“
Ich weiß, „es zuzulassen“ ist für die meisten nicht einfach und funktioniert nicht immer. Aber zu wissen, dass dies eine Option ist, hat mir geholfen, mich immer wieder daran zu erinnern, einfach loszulassen. Gerade dann, wenn ich merke, dass ich an meine Grenzen komme. Ein Wellnessurlaub kann der perfekte Ort dafür sein, runterzukommen und seinen Geist vom äußeren Stress zu befreien.
Text: Hafeezah Nazim // Titelillustration: Lindsey Hattrick via NYLON.com
Dieser Artikel ist ursprünglich am 31. Januar 2018 erschienen.