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Was meine Reise nach Las Vegas mich über Selbstliebe lehrte…

Gönnt euch! Ein Plädoyer für mehr Spaß im Namen der Selbstfürsorge.

Text: Keryce Chelsi Henry // Collage: David Becker/Getty Images; Keryce Chelsi Henry via NYLON.com

Las Vegas: Eine Stadt, die häufig mit Ausschweifungen und Verführungen verbunden wird, mit potenziellen Leberschäden und dem Verschwinden von Freunden einen Tag vor ihrer Hochzeit. Feinsinnige Geister mögen ihre Nasen angesichts eines solchen Urlaubsziels rümpfen – vor allem dann, wenn sie sich zu fein dafür sind, betrunken um zwei Uhr an einem Sonntagnachmittag zwischen Paaren mittleren Alters in einem verrauchten Kasino umher zu torkeln. Aber Las Vegas besteht nicht nur aus Dingen, die sich ausschließlich für euren privaten Insta-Account anbieten. Tatsächlich lernte ich nach einem besonders verschwenderischen Wochenende in Amerikas Sin City, wie wichtig es ist, sich hin und wieder nur um sich selbst zu kümmern.

Schritt 1: Paradies im Spa

Meine Reise führte mich ins berühmte „Caesar’s Palace Hotel & Casino“. Ich übernachtete im Palace Tower, wo die Luxus-Suiten einen tollen Blick über den riesigen Pool freigeben und die Bäder so verdammt groß sind, dass sie glatt als großes Schlafzimmer durchgehen könnten – nicht, dass ich versucht hätte, in der Wanne zu schlafen oder so. Aber das war nicht der einzige Ort, an dem ich mich entspannen konnte. Schließlich ist ein römisch inspiriertes Hotel und Casino nicht komplett ohne ein Badehaus – und das „Qua Baths und Spa“ macht seinen Job wirklich perfekt. Dort überwand ich meine Phobie, mich von Fremden über einen längeren Zeitraum berühren zu lassen und buchte meine allererste (!) Massage. Wie sich herausstellte, trage ich das Gewicht der Welt auf meinen Schultern und meinem unteren Rücken und verließ das Spa wie ein tanzender Lil Uzi Vert.

Schritt 2: Story-Time bei Mr. Chow

Nach dem Dinner wurde das Gefühl nur noch stärker. Ganz ehrlich: Würde es nicht zig prahlerische Rap-Songs geben, die „Mr. Chow“ anführen, um einen teuren Geschmack zu illustrieren, hätte ich den Laden nicht gekannt. Und jetzt kann ich ihn nicht mehr vergessen. Dort ist das Essen nicht nur köstlich, es wird auch auf brillante Art und Weise zubereitet (ganz zu schweigen von der hängenden Skulptur in der Mitte des Raumes, die ganz beiläufig einen vom Sonnenuntergang inspirierten Tanz hinlegt). Der Chefkoch persönlich kam während des Essens aus der Küche, um zu zeigen, wie er seine berühmten Nudeln macht – was bedeutet, dass er mit einem lauten Knall den Teig auf den Tisch schlug, bis dieser sich in seinen Händen wie von Zauberhand trennte. Die Show ging auch nach dem Essen weiter, als der berühmte TV-Barkeeper Rob Floyd in aller Schnelle einen „Pepsi 1893 Moskow Mule“ mixte und dabei die Geschichte von Wodka-Händlern erzählte. Diese hatten während des Kalten Krieges ihre Mühe, das Getränk unter die Leute zu bringen, da die Amerikaner alles Russische ablehnten. Aber mein Drink war so lecker und die Geschichte so erhellend, dass ich prompt vergaß, dass Wodka für mich immer schon nach flüssigem Schmerz geschmeckt hatte.

Schritt 3: Erkenntnis: Mehr Self-Love!

Am Ende des Wochenendes fühlte ich mich erfrischt, verjüngt und verdammt fancy. Bis ich zu der enttäuschenden Erkenntnis kam, dass die Reise vor allem deshalb einen so starken Einfluss auf mich hatte, weil ich mich selbst im Alltag ziemlich vernachlässige. Vor dem Vegas-Trip bestand meine Selbstfürsorge vor allem darin, auch mal Nein zu Ausflügen zu sagen, damit ich mehr schlafen oder ein paar Extra-Dollar für Klamotten sparen konnte. Während Studien zeigen, dass Geld-Ausgeben durchaus seine Vorteile hat – vorausgesetzt, es findet innerhalb der eigenen finanziellen Mittel statt – erkennen viele Menschen nicht, dass es förderlicher ist, sein Geld in Erfahrungen zu investieren statt in materielle Dinge (es ist übrigens allgemein anerkannt, dass kleine Schläfchen unter Erfahrungen verbucht werden). Viele, die ihr Geld lieber in Dinge statt in Ereignisse stecken, sind sich des hohen Werts von Lebenserfahrungen nicht bewusst. Ich für meinen Fall habe mich jedoch immer mit Schlafen und Shoppen begnügt, um mich zu verwöhnen, weil ich dachte, Erfahrungen müssten sonst wie gigantisch sein, damit sie effektiv sind. Als wenn ich nur richtig glücklich sein könnte, wenn ich nach Mykonos oder St. Tropez fahre und nicht, wenn ich einfach nur in einem schicken Restaurant zu Abend esse.  Aber dieser Luxustrip nach Vegas lehrte mich, dass Letzteres genau das war, was ich in meinem Leben brauchte: gelegentliche, sinnvolle Investitionen in Erfahrungen, die mitunter subtil, aber hochwirksam für meine mentale Gesundheit sind. Nach der Reise beschloss ich, mir monatlich eine Massage zu gönnen – am besten nach einer besonders stressigen Arbeitswoche – sowie ein Dinner mit Freunden in einem Restaurant mit weißen Tischdecken und großartigen Getränken (vor allem solchen, die mit Floyds „1893 Moscow Mule“ mithalten können). Dafür muss ich mich den Rest der Zeit streng an mein Budget halten, aber es ist ein würdiges Opfer für die Aufrechterhaltung meiner geistigen Gesundheit. Und ich fordere alle auf, die ihr Stresslevel reduzieren wollen, es mir gleich zu tun: Findet die alltäglichen Erfahrungen, die euch glücklich machen und gönnt euch regelmäßig innerhalb eurer finanzieller Mittel etwas, das der Königin in euch gerecht wird. Also los: Bucht eine Pediküre in diesem Salon, der Veuve Clicquot ausschenkt. Geht zu dem exklusiven Tattoo-Künstler, der super schwierige Designs malt. Oder – wo wir schon mal dabei sind – gönnt euch einen Trip nach Vegas.

 

Robin Micha
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