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In der ersten Couture-Woche 2022 waren Schultern wortwörtlich hoch im Kurs

Auf diese Schultern stützen sich die Trendprognosen für ein 80er-Revival: Bei der Pariser Couture-Modewoche luden vor allem extreme Schulterdesigns zum nostalgischen Träumen ein.

Die Couture-Schauen in Paris waren geprägt von Cut-Out-Designs, viel Volumen und ja, auch von einem Pferd auf dem Laufsteg bei Chanel. Darüber hinaus war diese Couture-Woche aber vor allem eines: Schulterlastig. Neben Viktor&Rolf, die der Schulter wortwörtlich einen ganz neuen Höhepunkt verpassten, zeigten auch Valentino, Jean Paul Gaultier und Ronald van der Kemp schulterdominante Roben. Dürfen wir vorstellen: Das sind die breitesten, höchsten und imposantesten Schulterdesigns der Spring 22 Couture-Schauen, an die sich jedes 80er-Revival anlehnen kann.

Schiaparelli

Am Montag eröffnete Schiaparelli die Couture-Woche mit der ersten physischen Schau des Hauses seit Beginn der Pandemie. Die Kollektion „An Age Of Discipline“ wurde farblich schlicht in Schwarz, Weiß und Gold gehalten. Umso imposanter waren die Formen, die den Rahmen der Kollektion bilden. Als Zufluchtsort geschaffen, zeigte Schiaparelli in diesen Designs Volumen in architektonischen Konturen und nutzte menschliche Formen wie Zehen und Nasen, umhüllt mit 24-karätigem Gold, als Kontrastelemente. Zudem schwer zu übersehen waren die Hüte und Schultern in jeglicher Größendimension. Designer Daniel Roseberry betonte, umrundetet, entblößte und verformte die Schulter auf jede mögliche Art und Weise und sprach dem Körperteil somit eine neue Bedeutung zu.


Alexandre Vauthier

Metallisches Schimmern auf dem Laufsteg von Alexandre Vauthier entfachte Nostalgie und Erinnerung an den zu Beginn der Woche verstorbenen ehemaligen Lehrer Vauthiers, den Designer Manfred Thierry Mugler. Vauthier erzählte mit seiner Kollektion die Geschichte von der Zeit nach einer Krise in extremen Gegenströmen von Musik bis Mode. Das Gefühl eines Neuanfangs ist bei Vauthier geprägt von modernen Elementen der Art Déco sowie Nuancen des New Looks. Durch Schößchenjacken, Sanduhrformen, Miniröcke und ein mit spiegelndem Rhodoid besticktes Unterkleid fand Vauthier einen Ausgleich zwischen modernen Interpretationen vergangener Stilrichtungen und Designinnovationen. Aber auch die Schulter kam nicht zu kurz bzw. zu klein. Das klassische Sakko verzierte der Designer mit überdimensionalen Schulterpolstern. Auch an schimmernden Abendkleidern und Anzügen aus Samt ist die dominante Schulter zu sehen. Fazit: Eine Kollektion der Ausgeglichenheit, die Elemente gekonnt verbindet, ohne überladen zu wirken.

 

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Ronald van der Kemp

Der niederländische Modedesigner zeigte seine Couture-Show aufgrund der Pandemie auf der Bühne von Amsterdams berühmtem Club „Paradiso”. Model und Sängerin Pat Cleveland eröffnete und schloss die Modenschau im Videoformat. Wie für den Designer üblich, spielte auch bei der diesjährigen Kollektion Nachhaltigkeit eine große Rolle, die durch eine Vielzahl an Techniken und Ideen umgesetzt wurde. Zu sehen waren üppige Couture-Elemente, nur eben erzielt durch den Einsatz von Abfallstoffen und Vintage-Mode. Alte Blumensträuße wurden durch das Eintauchen in Harz wiederverwendet; eine dekorative Rose schuf das Design-Team aus geschmolzenen Secondhand- Zinnplatten. Was es sonst noch zu sehen gab? Ein handbemaltes Kleid, geziert von skulpturalen Schultern, ein Jeans-Ensemble aus ausrangiertem Denim, einen Disco-Jersey-Overall, asymmetrisch, mit Organza-Flügeln aus Seide. Sogar einen grafischen Rock, mit Applikationen aus Crêpe de Chine, der an die bunten Fensterbilder einer Kirche erinnert, fertigte der Designer. Ronald van der Kemp zeigte traditionell überladene Mode, die vielseitig ist und architektonisch, aber – ganz untypisch in der Welt der Couture – eben auch nachhaltig.

Valentino

Unter dem Titel „Anatomy of Couture” zeigte Pierpaolo Piccioli mit seiner Kollektion was es bedeutet, Silhouetten anhand des Körpers zu schaffen. Statt wie sonst in der Haute-Couture mit einem Hausmodell zu arbeiten und alle Teile der Kollektion dessen Körper anzupassen, arbeitete Piccioli für diese Kollektion mit 10 Models verschiedener Körperformen sowie Altersklassen und Geschlechter. Dadurch demonstrierte er eines der Herzelemente der Couture: Formen optimal zu umschmeicheln und zu betonen. Auch die signifikanten römischen Linien, für die Piccioli bekannt ist, sowie die hellenistische Drapage der Stoffe zierten neben Cut Outs, Seide und Pailletten die Couture-Kleider. Zusammen mit Federmodellen erschuf genau diese Drapage auch bei Valentino die auslandenden Schultern der Saison. Mit dieser Kollektion schreibt der Designer die Grundsätze der Haute Couture neu und drückt trotz einer Vielfalt an Materialien, Farben und Formen Poesie aus.

Jean Paul Gaultier

Der Y/Project-Designer Glenn Martens zeigte am vergangenen Mittwoch seine Interpretation des Erbe von Jean Paul Gaultier. Martens, ebenfalls Artistic Director bei Diesel, ist lediglich für eine Saison verantwortlich für die Couture-Kollektion des Hauses. Nach eigener Aussage baute er daher auf den ikonischen Momente seines Vorgängers auf und blieb der Gaultier-Frau – einer göttlichen Diva – treu. Weitere ikonische Gaultier-Merkmale wie Matrosenstreifen bekamen ein Update à la Glenn Martens, in Form von 3D Animation; seine Jacquard-Stricklooks erinnerten durch Bodysuits an die 90er-Jahre-Kreationen Gaultiers. Die klassische Sanduhr-Silhouette zeigte Martens in Form eines rekonstruiert wirkenden Korsetts, einem Strickpulloverkleid mit Zopfeinsätzen, optischen Illusionen, Schnürungen und gezielt positionierten Cut Outs. Um die Silhouette zu verstärken, arbeitete Martens mit Schulterverstärkungen. Die Verbindung der Elemente beider Designer erschafft eine unerwartete Harmonie und untermauert die Behauptungen, Martens sei das neue „Enfant terrible”.

 

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Viktor&Rolf

Die Designer teleportieren ihr Publikum mit ihrer diesjährigen Spring 22 Couture-Kollektion zurück ins Jahr 1993. Dafür rekonstruierte das Duo die Schulterlinie, die es damals für seine Debüt-Kollektion im Rahmen des Design-Wettbewerb in Hyères erschuf. Durch Korsett und überzogene Schulterlinien entstand im Zusammenspiel mit Horrormusik, dunklem Make-up und vampirischen Fingernägeln ein Ebenbild der Vorstellung Draculas im Old Hollywood. Wer Angst hat, mit der neuen Schulterlinie nicht mehr durch den Türrahmen zu gelangen, muss keine Sorgen haben: Die Kollektion bietet noch eine weitere extreme Schulter-Silhouette. Nach der Show erklärte Viktor Horsting seine Kreation wie folgt: Allein durch das Korsett entstehe die hohe Schulterlinie und somit die gesamte Silhouette. Die Designs sind jedoch auch ohne tragbar. Lassen Träger*innen das Korsett also weg, ermöglichen längliche Armlöcher ein tiefes Herabfallen der Schulter, wodurch eine überschnittene Silhouette entsteht. Eine 2-in-1-Kollektion also, die mit Elementen von weicher Spitze, Rüschen und fließenden Stoffen trotz Dracula Look eine gruselige Harmonie schafft.

Titelbild: Bilder via PR 

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Helen Veith
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