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Konzentriert euch!

Das ist nicht einfach, aber ihr schafft das …

Text: Carolyn Yates // Fotos: Getty Images via NYLON.com

Kennt ihr das, diese Gedankengänge und dann plötzlich: Ups, worüber haben wir gerade noch mal gesprochen? Manchmal ist es schwierig fokussiert zu bleiben, vor allem in einer Zeit in der man sich von tausend Sachen ablenken lassen kann. Entweder ist es etwas, auf das ihr euch gerade nicht wirklich konzentrieren möchtet – wie zum Beispiel die Arbeit; oder es passiert, wenn ihr etwa in einer überfüllten Bar mit einem Freund ein Gespräch führt – manchmal ist es einfach verdammt schwer, sich auf das zu konzentrieren, das ihr gerade vor euch habt.

Sich ablenken zu lassen – von jemandem der euch anschaut oder vom Klingeln eures Telefons, kann euch einen Dopamin-Schub versetzen, ein Grund, warum das so verlockend ist. Ein anderer Grund in Zeiten von Multitasking – die Ablenkung ist einfach zu verlockend. „Wir sind an Multitasking und die konstante Ablenkung gewöhnt, sprich, auch wenn wir gerade vor einem Projekt sitzen oder uns unterhalten, hat sich unser Gehirn daran gewöhnt, andere Dinge zu fokussieren“, sagt Natalie Bell, eine Bewusstseinstrainerin mit Sitz in Los Angeles.

Ablenkbarkeit kann das tatsächliche Verhalten übersteigen. „Ihr lasst euch vielleicht ablenken weil ihr sensorische Probleme habt oder Probleme Bilder zu verarbeiten oder tendenziell Dinge langsam verarbeitet bzw. Schwierigkeiten habt, euch Sachen zu merken – manchmal sind auch biochemische Vorgänge eine Ursache“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Kelly Dorman. „Wenn eure innere Chemie aus dem Gleichgewicht geraten ist, funktioniert euer Gehirn nicht mehr richtig.“ Was ihr esst und wann, kann diese Chemie beispielsweise beeinträchtigen. Mahlzeiten ausfallen zu lassen, dem Körper überfordernde oder nicht ausreichend nahrhafte Dinge zuzuführen, kann die Konzentration ebenfalls erschweren.

Darüber hinaus spielt es eine Rolle, was gerade so in eurem Leben passiert und wo ihr euch aufhaltet. Es mag sein, dass es Umgebungen gibt in denen ihr mehr oder weniger abgelenkt seid. Oder wenn ihr mit bestimmten Aufgaben befasst seid. Oder mit bestimmten Menschen sprecht. „Auch ganz einfache Dinge, beispielsweise wieviel Schlaf ihr bekommt, können Einfluss auf euer Konzentrationsvermögen nehmen. Es sind sehr viele beeinflussende Faktoren. „Es kann dauern, herauszufinden, welche Ursachen in Frage kommen, zu reflektieren wo ihr gerade so steht, um dann entsprechende Anpassungen vorzunehmen, um euch auf das konzentrieren zu können, was gerade zählt“, sagt Natalie Houston, eine Produktivitätstrainerin aus der Gegend von Boston.

Aber es ist möglich, die Spannbreite eurer Aufmerksamkeit zu verändern. Fangt klein an um die Konzentrationsfähigkeit zu verändern. „Sucht euch einen Punkt den ihr fokussieren wollt oder eine bestimmte Aufgabe. Wählt lediglich einen Punkt, schiebt alles andere einfach beiseite“, sagt Bell.

Wenn ihr an einem Projekt arbeitet, räumt alle Materialien weg, die damit nichts zu tun haben, schließt Tabs, räumt Papiere vom Schreibtisch, stellt euer Telefon auf lautlos. „Ein Eindruck von visueller Ruhe hilft, euch besser zu fokussieren“, sagt Houston.

Schaut euch auch euer Umfeld insgesamt an: „Hilft euch die Stille? Oder arbeitet ihr besser mit Ambient-Sound im Hintergrund? Oder sogar mit lauter Musik? Wie bequem ist euer Stuhl? Erledigt ihr gewisse Dinge besser in einer bestimmten Umgebung? Ihr könnt euer Bewusstsein auch trainieren indem ihr euch auf euren Atem konzentriert. Setzt euch ein Zeitlimit von drei Minuten und konzentriert euch voll und ganz auf eure Atmung, lausche wie die Atmung ein- und ausströmt. Bringt eure Gedanken zurück zur Atmung wenn diese drohen abzuwandern. „Sich mit dieser Bewusstseinstechnik zu refokussieren, kann wirklich helfen, sich konstant auf eine Sache zu konzentrieren“, erklärt Bell.

Wenn die Fokussierung auf den Atem nicht hilft, versucht einmal eure Aufmerksamkeit auf eure Fußsohlen zu lenken und wie diese den Boden berühren. Oder wie es sich genau anfühlt, auf eurem Stuhl zu sitzen, wie sich eure Hände berühren. „Versucht euch mit sensorischen Techniken zu fokussieren, wenn ihr euch mittendrin in einer Aufgabe befindet“, sagt Bell. „Jedes sensorische Gefühl kann dabei helfen euch zu erden.“

Mitfühlend mit euch selbst zu sein hilft auch. Wenn ihr abgelenkt seid, weil euer Inneres unruhig ist oder gerade etwas Bedeutsames in eurem Leben passiert, seid nett zu euch und erinnert euch selbst daran, wo ihr gerade steht. „In Bezug auf die Achtsamkeit sagt man, ‚Benenne es um es zu zähmen. Wenn ihr eine schwierige Erfahrung beim Namen nennen könnt, kann euer Gehirn anfangen, dieses Gefühl in eurem Körper zu regulieren“, sagt Bell. Teilt dies mit jemandem aus eurem Umfeld, falls die Möglichkeit dazu besteht. Falls nicht, richtet die Ansprache an euch selbst, gebt euch selbst eine freundschaftliche Stütze. Legt eine Hand auf euer Herz, umarmt euch selbst. „Seid gut zu euch. Körperlich beruhigende Berührungen entlassen Oxytocin und andere Opiate aus eurem Blutkreislauf und helfen gegen Stress. Dies ist eine wirklich effiziente Form von Neurologie“, erläutert Bell.

Wenn ihr abgelenkt seid, weil ihr gerade wirklich richtig busy seid, legt euch einen Notizblock neben euch, um Gedanken niederzuschreiben, die euch in den Kopf kommen, so dass ihr keine Sorge haben müsst, sie zu vergessen. Auf diese Weise „kann euer Gehirn entspannen, anstatt euch alle zehn Minuten förmlich auf die Schulter zu klopfen und zu melden. ‚Nicht vergessen’“, ergänzt Houston.

Und habt keine Angst vor der Ablenkung, denn das lenkt ab. Wenn es passiert, registriert es und bringt eure Aufmerksamkeit behutsam zurück. Denkt daran, wenn ihr euch einmal an das Prinzip der Achtsamkeit gewöhnt habt, wird es leichter, sie überall zu praktizieren. „Je mehr ihr sie übt, je mehr erreicht ihr bei euch selbst die gewünschte Reaktion. Ihr müsst euch einfach daran erinnern, dass ihr es könnt“, sagt Bell.

Jedoch, absolute Achtsamkeit und Balance bedeuten eine Lüge, die wir uns selbst einreden, um am Leben zu bleiben. „Als Idee ist das beides superwichtig, aber auf gewisse Weise sind diese Dinge auch Fiktion“, konstatiert Houston. Stattdessen „sukzessive Veränderungen zuzulassen hilft uns, dem Gefühl einer gewissen Unzulänglichkeit entspannter zu begegnen, wenn wir uns nicht einem fiktionalen Ideal der absoluten Work-Life-Balance hingeben, die ohnehin nur ganz wenigen Menschen gelingt.“ Denn am Ende des Tages ist Ablenkung ein kapitalistisches Konstrukt. „Wir leben in einer Welt, in der große Unternehmen vor dem Hintergrund ihrer finanziellen Interessen alles dafür tun, uns abzulenken. Wenn wir abgelenkt sind, verbringen wir mehr Zeit online, sehen uns diversen Werbeanzeigen ausgesetzt und verbringen viel Zeit in einer Art Trance, sprich wir essen, trinken, kaufen ein und konsumieren auf individuelle Weise, um uns von den ernsthafteren Fragen des Lebens abzulenken“, sagt Houston.

Wichtig ist, aus diesen Strukturen auszubrechen, um sich in kleinen Momenten des Alltags immer wieder zu fokussieren, und von dort aus aufzubauen. „Wir müssen uns selbst wieder dahingehend konditionieren, Gefallen an der fokussieren Aufmerksamkeit zu finden. Die ja tatsächlich vorhanden ist“, sagt Bell. Denn was uns die Fokussierung bringt ist ein Gefühl von Ruhe in Körper und Geist, das sollte es wert sein.“

Nylon
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