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Wie es ist, als K-Popstar durchzustarten – und zu scheitern

David Yi ging mit 14 Jahren nach Seoul, um K-Popstar zu werden – doch er entschied sich um und stellt dem Business heute ein ziemlich schlechtes Zeugnis aus. Trotzdem gibt es da etwas, das wir uns von der Pop-Szene in Korea abschauen können.

Aufgewachsen in Colorado Springs, im US-Bundesstaat Colorado, war David Yi von der amerikanischen Kultur umgeben. Doch anstatt sich anzupassen und in der Masse mitzuschwimmen besann er sich auf seine Wurzeln. David hörte K-Popmusik, bevor sie so angesagt war, wie sie es heute ist; er sah koreanische Dramen; er übte das Schreiben und Sprechen auf Koreanisch. Kurz: Er hielt an seiner Kultur fest – und seine Leidenschaft galt dabei vor allem der Musik. Irgendwann manifestierte sich dann ein Traum in ihm: David wollte K-Popstar werden.

Uns hat er jetzt von seiner Reise in die Welt des K-Pop erzählt, von dem Druck der Industrie – und warum er ihr am Ende den Rücken kehrte und eine andere Berufung fand.

Der Anfang

Als Yi zum ersten Mal beschloss, K-Popstar zu werden, übte er vor seinen Eltern und dabei tat so, als würde er für große Plattenfirmen vorsprechen. Da war er gerade 14. „Meine Eltern sagten: „Je eher du nach Seoul gehst, desto eher wirst du scheitern, deinen Traum vergessen und ein verantwortungsvoller junger Erwachsener werden“, erzählt Yi lachend. Sein Vater sagte ihm: „Auf dem Land hältst du dich für etwas Besonderes, aber wenn du in die Stadt gehst, wirst du feststellen, dass dir alle ähnlich sind.“

K-Popstar to be: auf nach Seoul

David ging also allein nach Seoul und stellte sich dort vier Wochen bei großen Plattenfirmen wie S.M. Entertainment und JYP Entertainment vor. Der Prozess umfasste jedesmal drei Phasen: Singen, Tanzen und Posen. Yi verrät: „Du gehst rein, sie filmen dich beim Singen eines Liedes, sie filmen dich beim Tanzen zu einem Track, und dann wollen sie dich vor einer Kamera modeln sehen.“ Dann gehst du entweder in die nächste Runde und die Plattenfirmen sagen, dass sie dich unterstützen wollen, oder du kannst gleich wieder gehen.

Das harte Casting-Business – und eine folgenschwere Entscheidung

Das alles schreckte den 14-jährigem Yi ganz schön ab. Als er dann eine Zusage von einem der Labels bekam, lehnte er letztendlich ab. „Bei dem Gedanken, meine Heimat und meine Eltern für immer zu verlassen und einen Vertrag für elf Jahre zu unterschreiben, bekam ich plötzlich Todesangst. Ich hatte einfach nicht das Gefühl, dass es der richtige Zeitpunkt war“, sagt er. Als Yi 18 Jahre alt wurde, packte ihn das K-Pop-Fieber dann trotzdem noch mal und er nahm an einem Gesangswettbewerb des Labels S.M. Entertainment in Los Angeles teil. „Ich erinnere mich, dass sie mir sagten, dass ich etwas übergewichtig sei und dass meine rechte Seite attraktiver sei als meine linke“, sagt er. „Ich denke, dass sie in gewisser Weise auch wirklich homophob waren, weil sie sagten: ‚So kann man das nicht sagen, das ist zu feminin.‘ Diese Worte schreckten Yi ab – er wollte sich nicht formen lassen und etwas verkörpern, dass er gar nicht war. Also kehrte er K-Pop endgültig den Rücken.

Der Druck, unter dem K-Popstars stehen

„Die jungen Stars stehen alle auf dem Prüfstand“, sagt Yi. Wer sich einmal für eine Karriere im K-Pop entschieden habe, verliere seine komplette Freiheit. Aber auch die Menschen vor den TV- und Computer-Bildschirmen machen den Stars das Leben schwer. „Die Online-Community in Korea ist so kritisch und bösartig wie keine andere auf der Welt. Oft werden Leute daher auch wegen Verleumdung und Mobbing im Internet verklagt.“ Laut Yi sind solche Maßnahmen nötig, weil viele K-Pop-Stars unter Cyber-Mobbing leiden.

„Das K-Pop-System macht es Künstlern unheimlich schwer: Alle sehen gefühlt gleich aus, singen das gleiche Lied singen und tanzen die gleiche Choreographie. Weil es so wenig Abwechslung gibt, ist der Wettbewerb umso heftiger“, sagt er.

Trotzdem gibt sich Yi optimistisch: „Ich denke dass die Branche bald offen für mehr Individualität ist und Künstler mehr sie selbst sein können“. Menschen wie Marshall Bang, der sich als erster Sänger in Korea als schwul outete, gehen mit guten Beispiel voran – sie verändern das Business langsam, aber stetig.

David Li auf Instagram:

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Wie es mit Yis Karriere weiterging

Nach dem Studium verfolgte Yi eine journalistische Karriere und brachte seine Liebe zum K-Pop mit ein. „Als ich bei den New York Daily News war, habe ich ein großes Feature über die Wonder Girls gemacht. Ich war außerdem der erste Journalist, der über die Sängerin CL schrieb.“

Mittlerweile hat sich Yi aber voll und ganz einem anderen Thema verschrieben: Kosmetik für Männer. Mit seiner Website Very Good Light möchte er dazu beitragen, dass Männer, die sich für Beauty interessieren, nicht länger schief angesehen werden. In der K-Pop-Branche sei das schon längst der Fall, daran könne man sich ein Beispiel nehmen. „Vielleicht sind viele südkoreanische K-Popstars immer noch unsicher, was dieses Thema angeht. Aber sie trauen sich viel mehr als zum Beispiel Männer in den USA. Mit Very Good Light will ich sie weiter ermutigen“, sagt David Yi – und am Ende hat sich sein Ausflug in K-Pop-Business also doch gelohnt.

 

 

 

 

 

Nylon
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