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Do’s and Don’ts, wenn ihr einen Ball besuchen wollt

Durch TikTok und Serien wie „Pose” und „Legendary” sind Ballroom und vor allem Voguing vielen Menschen ein Begriff. Balls sind längst nicht mehr so underground wie früher und für Außenstehende relativ einfach zugänglich geworden. Trotzdem wissen viele Besucher*innen nicht, dass ihr Verhalten den Ball negativ beeinflussen kann.

Die warmen Sommertage kommen langsam und ihr wollt auf eine interessante Veranstaltung? Auf Instagram findet ihr einen Flyer – ein Ball! Ihr schaut euch den  Account genauer an, scrollt durch den Feed und seid fasziniert von den opulenten Outfits und tanzenden Menschen. Ihr seid überzeugt, dass ihr euren Samstagabend mit der Ballroom Community verbringen wollt. Also, Tickets vorbestellen, Freund *innen einsammeln und auf geht’s!

Wenn ihr allerdings leichtsinnig und ohne das nötige Wissen auf einen Ball geht, kann es schnell passieren, dass ihr einen Safer Space stört und die Mitglieder der Ballroom Community sich nicht richtig respektiert fühlen. Viele vergessen, dass ein Ball keine Party ist und da kommt es auch oft vor, dass der Ablauf des Balls von Gäst*innen gestört wird. Damit das nicht passiert, kommen hier zehn Dos and Don’ts für euch von einem Mitglied der Szene.

Credits: Roza Ahmad

Do’s:

1. Sich informieren

Ballroom hat eine tiefgründige Geschichte und ein Ball ist nicht einfach nur ein Spektakel, bei dem man sich berauschen lässt – wie gesagt, ein Ball ist keine Party. Deshalb solltet ihr euch vor eurem ersten Besuch genauer mit der Szene auseinandersetzen. Wenn man mehr über die Community und auch zu den Kategorien weiß, ist es noch interessanter und man bringt so auch eine gute Basis mit. Meiner Meinung nach sollte jede*r, der*die auf einen Ball geht, mindestens mal „Paris is Burning“ gesehen haben – die OG Ballroom Dokumentation. Sie handelt von der Ballroom Community der 1980er in Harlem, New York und ist eins der wichtigsten Zeitzeugnisse der Szene.

2. Stimmung machen

Ballroom Houses haben eigene „House Chants„, damit man sich ordentlich anfeuern kann. Auch für Personen, die keinem House angehören – diese werden „007s“ genannt – gibt es einen Chant. Ein Ball lebt von der Energie, die im Raum ist. Es kommt öfter mal vor, dass Mitglieder der Ballroom Community aufstehen, um ihre Leute anzufeuern und Gäst*innen ihnen dann genervte Blicke zuwerfen oder ihnen sagen, dass sie beim Anfeuern zu viel Platz einnehmen. An dieser Stelle rate ich euch: Einfach mit hypen! Die Performer*innen sowie die Judges und der MC wollen eure Energie spüren! Es gibt nichts Unpassenderes als ein voller Ball, ohne Applaus und Hype vom Publikum. Give us some Energy! Es ist ein anderes Erlebnis für alle Beteiligten, wenn Stimmung gemacht wird und gehört einfach dazu.

3. Dem MC/Commentator zuhören

Nicht umsonst gibt es einen Master of Ceremony, denn der*die MC führt uns durch den Ball und die Nacht und macht wichtige Ansagen. Deshalb solltet ihr immer zuhören, wenn diese Person etwas sagt. Ob es nun darum geht, dass mehr Platz für die Teilnehmer*innen benötigt wird, eine Kategorie schließt oder in bestimmten Momenten nicht gefilmt werden darf. Wenn MC’s sich mehrmals wiederholen müssen, weil ihnen nicht zugehört wird, ist das ärgerlich.

Credits: Roza Ahmad

4. Auf die Umgebung achten

Ballroom ist ein Safer Space und Sicherheit ist super wichtig. Wenn alle ein Auge darauf haben, dass es den Personen um sie herum gut geht, macht das schon viel aus. Falls ihr seht, dass jemand sich nicht wohlfühlt, ignoriert es nicht, sondern sucht Hilfe. Hier könnt ihr euch auch immer an die Organisator*innen des Balls wenden.

5. Support

Es werden sehr oft GoFundMe Links von Mitgliedern der Ballroom Community verbreitet, die finanzielle Unterstützung benötigen. Manchmal sind es trans* Personen, die Geld für den Prozess ihrer Transition benötigen oder es werden Gelder gesammelt, um Projekte, Events oder Spaces zu unterstützen. Selbst wenn ihr nur ein wenig beisteuern könnt,  macht es wirklich viel aus. Da wir schon dabei sind – Unterstützt doch gerne die GoFundMe Links von Yagé , Ria und Danielle.

Credits: Roza Ahmad

Don’ts

1. Zu viel trinken und Reinlaufen

Ballroom ist eng mit der Clubszene verbunden und bei Balls gibt es oft auch Alkohol! Genießt einen Drink, wenn ihr darauf Lust habt und macht euch eine gute Zeit, aber bitte trinkt nicht so viel, dass ihr euch nicht mehr beherrschen könnt. Das gilt natürlich auch außerhalb der Ballroom-Szene, stay safe! 

Ein Szenario, was wahrscheinlich jedes Ballroom-Mitglied erlebt hat: Die Kategorie ist im Gange, es läuft richtig gut, auf einmal stept eine angetrunkene Person auf den Runway und denkt, sie könne jetzt richtig abliefern und fängt an zu tanzen. 

Wir verstehen, dass ihr gerade viele tolle Eindrücke gesammelt habt und der Alkohol euch vielleicht gerade etwas Mut gegeben hat, aber now is not your time Darling. Der Ball muss dann pausiert und die Person eingesammelt werden. Die Stimmung ist danach nicht mehr die gleiche und es geht nur langsam weiter. Bei einem Ballettstück geht ihr ja auch nicht einfach auf die Bühne, warum dann also bei einem Ball? Das ist nicht nur den Teilnehmer*innen, sondern auch den Juror*innen und dem MC gegenüber respektlos, die oftmals international angereist sind.

Damit euer erster Ball also nicht zu einer peinlichen Erinnerung wird, begegnet der Community und ihrem Space mit dem nötigen Respekt

2. Freund*innen mitbringen, die möglicherweise eine Bedrohung sein könnten

Ballroom ist ein Ort, an dem sich Menschen marginalisierter Gruppen frei von gesellschaftlichen Normen in einem Safer Space bewegen können. Hier ist kein Platz für Rassismus, sowie Trans-, Queer-, oder jegliche andere Form von Feindlichkeit. Also checkt bitte eure Freund*innen. Wenn ihr Personen in eurem Umfeld habt, die rassistische, trans- oder queerfeindliche Dinge sagen, ist es eher Zeit für ein Gespräch, anstatt sie mit auf einen Ball zu nehmen und so möglicherweise einen Safer Space zu gefährden. Denn auch die eigenen Freund*innen müssen für ihr problematisches Verhalten kritisiert werden oder auch einfach mal aus dem engeren Kreis gecuttet werden.

Credits: Roza Ahmad

3. Zu viel Platz einnehmen

Wenn ihr kein Teil der Ballroom Community und nur zum zuschauen da seid, seid ihr Gäst*innen in einem Space, der von und für die Schwarze und Latinx LGBTQIA+ Community gegründet wurde. Hier gilt also: Check your Privilege – in der Welt außerhalb des Ballrooms sind weiße cis Menschen immer noch in den privilegierten Positionen. Trotzdem kommt es immer öfter zu Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Szene und Zuschauer*innen, die ihr falsches Verhalten nicht einsehen wollen.

Das Paradebeispiel ist der Kampf um die Sitzplätze. Meistens gibt es bei Balls um den Runway herum Stühle, die manchmal explizit für Häuser, manchmal allgemein für Mitglieder der Ballroom-Szene, manchmal aber auch gar nicht reserviert sind. Trotzdem kommt es oft vor, dass Gäst*innen sich auf diese Plätze setzen und nach Aufforderung aufzustehen, anfangen zu diskutieren. Selbst wenn sie nicht explizit für die Community freigehalten werden, solltet ihr reflektieren, ob ihr unbedingt in der ersten Reihe sitzen solltet. Denn dann kann es sein, dass ihr den Platz einer Person beansprucht, für die dieser Ball eine ganz andere Bedeutung hat. Wer also die Plätze um den Runway belegt, ist definitiv wichtig.

4. Unangebrachte „Komplimente” machen 

Ballroom ist sehr eindrucksvoll – imposante Outfits, großes Talent, wunderschöne Menschen. Da möchtet ihr den Leuten vielleicht ein Kompliment machen. Sehr gerne, aber überlegt euch, was  genau ihr sagt und wie eure Energie dabei ist. Ich erinnere mich nur zu gut, wie ich das erste mal die sehr intime Kategorie “Sex Siren” lief und danach in den Backstage zurück wollte. Ein fremder Mann sprach mich von der Seite an und meinte, dass ich die Baddest Bitch im Raum sei und doch mal in seinem Musikvideo tanzen solle. Komplimente, die Wertschätzung aussprechen, gerne. Aber Kommentare, die fetischisieren und sexualisieren, nein danke. Auch exzessives Starren ist für viele unangenehm, wenn man gerade gewalkt ist und sich einfach nur an der Bar etwas zu trinken holen will. Sprecht die Person lieber direkt an und drückt eure Probs freundlich aus, anstatt sie unangenehm aus der Ferne zu beobachten.

Credits: Roza Ahmad

5.  Über den Runway laufen

Der Ball ist sehr voll, die Wege sperrig und dein Getränk ist leer? Für viele ist es oft verlockend, einmal schnell über den Runway zu laufen, um zur Bar zu kommen. Bitte tut das nicht, denn vielleicht will im selben Moment jemand auf den Floor, um seine Kategorie zu laufen. Oder eine der Personen, die gerade performt, bewegt sich spontan nach hinten. Da kommt es schnell zu einem Zusammenstoß, der eventuell auch zu Verletzungen führen kann. Generell solltet ihr den Space respektieren. Habt auch gerne ein Auge auf eure Drinks, wenn ihr diese in der Nähe des Runways abstellt. Immer wieder werden sie aus Versehen verschüttet und der Ball muss pausiert werden, um sauber zu machen. Falls ein Glas zerbricht, kann das sogar gefährlich für die Teilnehmer*innen werden.

Die Do’s and Don’ts mögen anfangs nach vielen Regeln klingen, sind aber wirklich das Mindeste, was die Ballroom Community verdient hat. Für Außenstehende mag der Ball ein interessantes Erlebnis sein, für die Mitglieder der Ballroom Community ist der Ball mit viel Hustle, Struggle und Vorbereitung verbunden. Für sie ist es nicht einfach nur ein Abend, sondern ein Lifestyle, den sie leben. Deshalb kommen diese Do’s and Don’ts vom Herzen, damit alle eine gute Zeit haben. See you at the next Ball!

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Paulina Czaplewski
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