Charlotte OC und ihre neue EP – Seriously Love, Go Home
Charlotte OC zeigt sich auf ihrer neuen EP „Seriously Love, Go Home“ (2025) verletzlich und kraftvoll. Die Singer-Songwriterin aus Blackburn verarbeitet Schmerz und Selbstfindung. Begleitet wird der Release von einer exklusiv für NYLON von ihr erstellten Playlist, die sie durch dunkle Zeiten getragen hat.
Eine Rückkehr zu sich selbst
Geboren als Charlotte O’Connor, Tochter eines irischen Vaters und einer halb-indischen, halb-malawischen Mutter, wurde sie bereits früh von der Musik gerettet. Ihr Vater – ihre größte Unterstützung – erkannte ihr Talent, als
sie selbst noch keinen Plan für ihr Leben hatte. „Ich war schlecht in der Schule, hatte eine unerkannte Lernschwäche und keine Ahnung, wohin mit mir“, erinnert sie sich. Bis zu dem Tag, an dem ihr Vater sie unter dem Vorwand, Süßigkeiten zu kaufen, zu ihrer ersten Gitarrenstunde fuhr – und ihr damit ein neues Leben schenkte. Später lud sie ihre ersten Songs auf MySpace hoch – aufgenommen mit einem Gerät, das ihr Vater ihr schenkte. Mit 18 wurde sie bei einem Major-Label gesignt, nur um wenige Jahre später wegen künstlerischer Eigenständigkeit wieder fallengelassen zu werden. Doch Charlotte machte weiter. Ihr gefeiertes Album Here Comes Trouble (2021) zeigte eine kompromisslose Künstlerin, die bereit war, auch durch die dunklen Täler zu gehen. Nach persönlichen und beruflichen Tiefschlägen zog sie zurück nach Blackburn – und startete neu.
„Seriously Love, Go Home“ – Eine EP wie ein Befreiungsschlag
Die fünf Songs auf der EP dokumentieren diesen Prozess:
- „God, We Tried“ – ein düsteres, episches Stück über eine zerstörerische Liebe, in der Hoffnung und Schmerz nicht mehr zu unterscheiden sind.
- „Cider and Black“ – ein jazziger, ironischer Song über Chaos als Selbstausdruck.
- „The Letter“ – was wäre, wenn betrunkene Nachrichten echte Briefe wären?
- „Romeo“ – eine verführerische Gitarrenhymne über zwei verlorene Seelen, die sich gegenseitig heilen.
- „Strange Influence“ – ein stiller Abschied, ein Lied über das Weiterleben mit dem Gefühl,
- dass geliebte Menschen irgendwie bleiben.

Foto: Steward Baxter
Charlotte OC über die EP
“I really hope this EP can reach anyone who’s going through it, whether you’re feeling heartbreak, falling in love for the first time, or learning how to carry loss. I hope it keeps you company.”
Playlist: Songs That Saved Me
(zusammengestellt von Charlotte OC)
Zur EP hat Charlotte OC eine persönliche Playlist veröffentlicht – Songs, die ihr über schwierige Zeiten geholfen haben, die sie geprägt haben oder die einfach bestimmte Momente für immer eingefangen haben.
Charlotte über ihre Auswahl:
🎧 It Takes a Muscle – Spectral Display
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„Ich hab den mit 19 entdeckt, voller Teenie-Emotionen. Der Song hatte eine magische Kraft. Ich hab ihn jeden Morgen gehört – er hat mich aus dem Bett geholt.“
🎧 Watching – ESG
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„So viel Attitüde. Der ultimative ‚Lass mich in Ruhe, Kumpel‘-Track.“
🎧 Coconut – Harry Nilsson
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„Gehört in Practical Magic. Es ist so albern, so ein Vibe. Ich denke dabei an mich und meine Schwestern, wenn wir betrunken Quatsch machen.“
🎧 W – Cobblestone Jazz
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„Elektronisch, düster, warm. Dieser Track ist wie eine gute Nacht in Musikform.“
🎧 I Wanna Be Your Right Hand – Nemahsis
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„Ich liebe sie einfach. Der Song trifft mich jedes Mal.“
🎧 Cider and Black – Charlotte OC
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„Ich hatte Angst, ehrlich zu sein. Jetzt bin ich froh, es offen gesagt zu haben.“
🎧 Slippery People (Live) – Talking Heads
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„Kindheit, Eltern, Partys – ich fühl mich jedes Mal großartig.“
🎧 Anything – Adrianne Lenker
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„Ich will sofort meine Gitarre nehmen oder… die Wohnung aufräumen. Keine Ahnung warum.“
🎧 Deadly Valentine (Soulwax Remix) – Charlotte Gainsbourg
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„So düster, so perfekt. Das Klavier macht mich fertig – im besten Sinne.“
🎧 Cornelius (NiCe7 Remix)
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„Wunderschön und düster, aber für mich hängt daran so viel Freude. Dieser Track findet immer wieder zurück zu mir.“

Foto: Steward Baxter
Was bleibt?
Charlotte OC hat mit Seriously Love, Go Home ein Werk geschaffen, das nicht nur ihre musikalische Klasse zeigt, sondern auch eine emotionale Offenheit, die selten geworden ist. Zwischen Trauer und Selbstermächtigung, Aufbruch und Rückschau steht eine Künstlerin, die sich nicht mehr versteckt – und genau darin liegt ihre größte Stärke.
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