Blush Davis: Zwischen Traumstrand und Tagebuchgefühlen
In einem kleinen Berliner Café treffe ich Blush Davis. Mit ihrer neuen Single „The Beach“ zeigt die 29-jährige Sängerin eine sehr persönliche Seite: warme, atmosphärische Sounds treffen auf ehrliche Lyrics, die fast wie Tagebucheinträge wirken. Schon nach wenigen Minuten wird klar, dass hier jemand sitzt, der genau weiß, wer sie ist – und was sie erzählen will.
V: Deine neue Single The Beach ist gerade erschienen. Welche Bedeutung hat der Strand in diesem Song für dich?
B: „Man könnte schnell denken, dass es ein Song über meine Wurzeln ist – schließlich komme ich von der Nordseeinsel Föhr. Aber das stimmt so nicht. Für mich ist der Strand eher eine Traumvorstellung, ein abstrakter Ort. Inspiriert hat mich der Film The Beach mit Leonardo DiCaprio aus den 90ern – da gibt es dieses wunderschöne Paradies, das auf den ersten Blick perfekt wirkt, aber im Hintergrund ziemlich düster ist. Genau das wollte ich auch in die Klangwelt bringen: warm und schön, aber mit einer Tiefe, die weh tut. Die Lyrics sind wie Tagebucheinträge – sehr nah, sehr ehrlich, und es war echt nicht leicht, die rauszugeben.
V: Du legst damit deine Gefühle ziemlich offen. Fällt dir das schwer?
B: „Ja, manchmal schon. Oft schlüpfe ich beim Schreiben in Rollen – lasse mich inspirieren von Filmen, Büchern oder auch Geschichten von Freund:innen. Aber bei The Beach war das anders: Da bin ich wirklich ich, ohne Charakter, einfach verletzlich.“
V: Wie entstehen deine Songs – spontan oder hast du feste Rituale?
B: „Ich laufe eigentlich immer mit offenen Augen und Ohren rum, sauge alles auf. Wenn ich dann schreibe, gibt es immer irgendeinen Auslöser – vielleicht was, das ich erlebt oder gesehen habe. Mal fange ich mit einer Melodie an, mal mit Texten. Aber irgendwas muss da sein, ich gehe nie mit dem Gedanken ins Studio: ‚Mal schauen, was passiert.‘“
V: Und wenn mal gar nichts geht – hattest du schon Schreibblockaden?
B: „Auf jeden Fall. Aber ich gehe heute anders damit um. Früher dachte ich gleich: ‚Es geht gar nichts mehr.‘ Jetzt versuche ich, mir mit einer warmen, positiven inneren Stimme zu begegnen. Manchmal ist es auch gar keine richtige Blockade, sondern einfach ein Moment, wo die Inspiration noch nicht da ist – und das ist okay.“
V: Gibt es gerade etwas, das dich besonders inspiriert?
B: „Ja, total – die 80er und 90er. Neulich habe ich „Flashdance“ geschaut, und der hat mich total geflasht. Seitdem will ich unbedingt mal ein Video in so einem Stil machen. Aber auch Filme wie Pulp Fiction oder Pretty Woman oder die Fotografie von Peter Lindbergh finde ich mega inspirierend. Mich reizt die Frage: wie verbindet man Sound mit Bildern?“
V: Wenn du deinen Sound in drei Worten beschreiben müsstest – welche wären das?
B: „Intuitiv, verspielt, atmosphärisch. Besonders dieses Intuitive ist wichtig für mich – Sachen ausprobieren, Spaß haben, mich nicht zu sehr von Trends lenken lassen. Ich habe erst angefangen, Musik zu veröffentlichen, als ich aufgehört habe, aktiv nach ‚meinem Sound‘ zu suchen. Ab dem Moment habe ich einfach meiner inneren Stimme vertraut. Mein Sound soll offen und spielerisch bleiben.“
V: Deine Songs thematisieren auch Female Empowerment, zuletzt in Starlet und davor in Begging. Was bedeutet dir das?
B: „In Starlet geht es darum, sich von Erwartungen und Rollenbildern zu befreien und selbstbestimmt zu leben. Begging fasst verschiedene Erfahrungen zusammen. Grundsätzlich geht es um Co-Abhängigkeit und vor allem um die Frage: Bleibe ich, weil ich liebe – oder weil ich geliebt werden will?“
V: Gibt es einen Moment, in dem Alina aus Föhr zu Blush Davis wurde?
B: „Nicht den einen Moment. Musik und Kunst waren schon immer ein Teil von mir. Ein wichtiger Schritt war, dass ich kurz pausiert habe, um nicht mehr nur für andere zu schreiben, und stattdessen eigene Songs veröffentlicht habe. Mit der ersten Single habe ich den Grundstein gelegt, wirklich als Performer:in unterwegs zu sein.“
V: Was würdest du deiner Blush Davis von vor fünf Jahren raten?
B: „Nicht zu sehr nach links oder rechts schauen. Vertraue auf deine eigene Intuition. Als junge Musikerin denkt man oft, jeder weiß es besser. Aber man muss sich selbst mehr zutrauen und seiner inneren Stimme folgen.“
Was bleibt?
Blush Davis schafft es, auf eine ganz besondere Weise Musik, Bilder und Gefühle zu verbinden. Mit The Beach öffnet sie eine Tür zu ihrer verletzlichen, ehrlichen Seite – und gleichzeitig bleibt ihr Sound verspielt, intuitiv und atmosphärisch. Wer sie live erlebt oder ihre Songs hört, merkt schnell: Hier spricht jemand, der genau weiß, wer sie ist – und seiner inneren Stimme ohne Kompromisse folgt.