Haut-Pflege mit Köpfchen

Apr 26 2017

Haut-Pflege mit Köpfchen

Es wird Zeit, sich mal ausgiebig um unseren Scheitel und Co. zu kümmern. Denn unsere Kopfhaut benötigt nicht minder viel Pflege, wie der Rest des Körpers. Ein Plädoyer für mehr Aufmerksamkeit.

Text: Taylor Bryant

Warum wird unsere Kopfhaut oft so stiefmütterlich behandelt? Dafür gibt es Gründe: Zunächst ist nicht unbedingt das attraktivste Thema für einen Small Talk, wie die Kopfhautspezialistin Anabel Kingsley anmerkt. Stimmt. Natürlich erzählt man nicht jeder erstbesten Person, die man auf der Straße trifft, wie sehr man sie um ihre perfekt gepflegte und gesunde Kopfhaut beneidet, oder? Außerdem gilt: Aus den Augen, aus dem Sinn. „Während das Gesicht stets im Fokus steht, ist die Kopfhaut in der Regel mit Haaren bedeckt, also denkt man automatisch nicht allzu viel darüber nach,“ argumentiert Kingsley weiter. Die Hautärztin und Gründerin von LivSo, Dr. Shari Hicks-Graham weiß: „In erster Linie sind wir auf die Pflege unseres Haares fokussiert, weniger auf das, was darunter passiert. Wir wünschen uns einen attraktiven Look, denken aber viel zu wenig darüber nach, wie wir diesen erzielen können. Bedeutet, wir beziehen den Aspekt, dass gesundes Haar nur auf gesunder Kopfhaut wachsen kann, viel zu wenig mit ein.“

Fest steht jedoch: Mit der Zeit werden sich mehr und mehr Frauen dieser Tatsache bewusst werden. Nicht zuletzt deshalb, weil die Marken zunehmend Produkte lancieren, die speziell auf die Bedürfnisse der Kopfhaut abzielen. Ohnehin steigt das allgemeine gesellschaftliche Bewusstsein für die Gesundheit, und diese Entwicklung ist nur ein Teil davon.

Dr. Hicks-Graham glaubt aber auch, dass die Übersättigung des Marktes eine große Rolle spielt. Shampoos, die Volumen, Kraft und Glanz versprechen, gibt es zur Genüge, so dass Produkte mit anderen, neuen Wirkversprechen automatisch auf dem Vormarsch sind. „Die Marken erkennen dieses Potenzial und die steigende Nachfrage beflügelt diese Entwicklung“, betont sie.

Und es ist nicht so, dass die Konsumentinnen lediglich Neulust verspüren, offensichtlich gibt es auch einen tatsächlichen Bedarf. So registriert Dr. Hicks-Graham eine Menge Patientinnen mit lockigem oder krausem Haar, die über Wunden auf der Kopfhaut, Haarverlust oder extremes Jucken klagen, das in der Fachsprache als „seborrhoische Dermatitis“ bezeichnet wird. Ihrer Ansicht nach könnte dies mit dem Umstand zusammenhängen, dass diese Frauen bevorzugt entweder die aktuell populäre und umstrittene ‚No-Poos’-Methode anwenden, also ihre Haare ohne Shampoo waschen, oder eine reinigende Spülung bevorzugen, die nicht schäumt und verspricht, besonders schonend zur Kopfhaut zu sein.

Beide Shampoo-Alternativen sollen sich insbesondere auf problematische Haar- und Kopfhautzustände positiv auswirken. Aber die Expertin gibt zu bedenken: „Manchmal sind diese reinigenden Spülungen einfach nicht intensiv genug, um natürliche Hefepilze von der Kopfhaut zu entfernen, die sich mit der Zeit immer weiter ausbreiten. Wenn dann beispielsweise noch Kokosnussbutter oder vergleichbare Produkte zum Zuge kommen, kann der Hefepilz in einer feucht-warmen Umgebung wunderbar gedeihen und krankhaft-entzündlich werden.

Die Dove-Haarexpertin Dr. Francesca Fusco bringt es anhand eines treffenden Vergleichs auf den Punkt: „Wenn man im Gesicht trockene Haut hat, steht man auch nicht morgens auf, geht ins Bad und trägt eine Creme auf, ohne die Haut vorher zu reinigen. Man muss sein Gesicht einfach jeden Tag waschen.“

Kingsley merkt an, dass darüber hinaus die Ernährung in Sachen Kopfhautgesundheit eine große Rolle spielt. „Wenn man eine Neigung zu Schuppen hat, können fetthaltige Milchprodukte wie Käse oder Sahne die Beschwerden verschlimmern. Das Gleiche gilt für sehr scharfe oder süße Lebensmittel und sogar für Champagner“, sagt sie abschließend. Höchste Zeit also, unsere Pflegeroutine auf den Kopf zu stellen.

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