Slow Fashion in Puerto Rico: Wie diese Frauen mit ihren Designs Gutes tun
Frauen wie Aris Mejias oder Polet Guzman sind nicht einfach nur Designerinnen – sie wollen mit ihrer Mode ihre Heimat Puerto Rico stärken. Ob Fashion jemals relevanter war, als in diesen Tagen?
Text: Alicia Kennedy // Bilder via NYLON.com
„Morgen ist Vollmond“, sagt Polet Guzman, als mir einfällt, dass ich unser Gespräch aufnehmen muss – nachdem wir bereits eine halbe Stunde lang über ihre Designarbeit und ihren künstlerischen Hintergrund diskutiert haben. „Wir sollten eine Flasche Wein öffnen“, ergänzt Aris Mejias, eine Schauspielerin und Designerin aus Puerto Rico, die hinter der in Brooklyn ansässigen Bekleidungsmarke Skin Onion steht. Wir sitzen im hinteren Teil von Polet Guzmans Concept Store MUZA in der Hester Street in New Yorks Lower East Side an einem Nähtisch.
Polet Guzmans und Aris Mejias‘ Bekleidungsstile sind extrem unterschiedlich: Guzman setzt auf körperbetontes, schlichtes Design, Aris Mejias Entwürfe sprechen eher reifere Frauen an. Trotz der Unterschiede gibt es da etwas, dass die beiden zusammen gebracht hat: Ihr Wunsch, Mode aus Puerto Rio bekannter zu machen.
Aris Mejias, die seit ihrem sechsten Lebensjahr näht, gründete ihr Label Skin Onion im Jahr 2012, nachdem sie an der FIT Modellbau und Modedesign studiert hatte. Genau wie Polet Guzman begann sie irgendwann, für sich und ihre Freunde zu entwerfen. „Mit unserer Mode wollen wir ausgewanderte Puerto Ricaner an ihre Kultur und ihre Herkunft erinnern“, so Polet. „Sie sollen sich in ihrer Kleidung sexy und schön fühlen“, fügt Aris hinzu.
Neben ihrer Leidenschaft für die Mode geht es beiden auch darum, nachhaltig zu arbeiten. So hat Aris‘ Label Skin Onion sich mit der puertoricanischen Slow-Fashion-Initiative „Retazo“ zusammengetan. Polet produziert die Kleider für ihr Label MUZA diesen Sommer in einer Genossenschaftsfabrik in Guatemala. „Ich helfe der Gemeinde dort und schaffe Arbeitsplätze für die Menschen“, erklärt sie.
Nach dem Hurrikane Maria, der im September 2017 wütete und in Puerto Rico eine massive Bevölkerungs-Abwanderung zur Folge hatte, möchten die Designerinnen die Menschen in ihrer Heimat mehr denn je unterstützen. „Im Moment ist es für mich wichtiger denn je, lokal zu produzieren“, sagt auch die auf der Insel lebende Designerin Sally Torres Vega, die von einem Studio in einer Bergregion namens Cidra aus arbeitet. „Normalerweise stelle ich Handwerker und Praktikanten aus benachbarten Städten ein; sie kommen meist von Berufs- oder Hochschulen, die Design unterrichten“, sagt sie. „Glücklicherweise kann ich auch Stoffe aus einigen Familienbetrieben in Puerto Rico beziehen.“
Auch Estefanía Colón, die das Online-Magazin AL betreibt, will Puerto Rico mit einem Fashionprojekt unterstützen: Kurz nach Maria startete sie einen Online-Shop und Showroom. „Wir haben am 1. Oktober 2017 – kurz nach Maria – offiziell eröffnet, ohne Hoffnung, dass wir irgendwas verkaufen würden – glücklicherweise haben wir uns sehr getäuscht.“ Mit jedem Verkauf in ihrem Laden, sagt sie, wird die Hurrikanehilfe unterstützt.
Estefanía Colón, Aris Mejias oder Polet Guzman: Alle diese Frauen haben das Bestreben, ihre Kunden und ihr Zuhause ganzheitlich zu stärken – ob Mode jemals relevanter war, als in diesen Tagen auf Puerto Rico?