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Keisha Castle-Hughes spricht über ihre Pläne nach „Game Of Thrones“

Und verrät, warum es ganz schön cool ist, eine Bitch zu spielen.

Text: Trish Bendix // Foto: Ryan Hunter Photo // Haare & Make-up: Arron Barry // Styling: Devon Nuszer

Achtung, Spoiler! Wer noch nicht mitten im Fieber der 7. Staffel GoT ist, sollte auf keinen Fall weiterlesen. 😱



In letzter Zeit war einiges los bei Keisha Castle-Hughes. Schließlich nahm ihr drei Staffeln andauernder Auftritt bei „Game of Thrones“ ein gewaltsames Ende: Die von ihr verkörperte Obara Sand wurde auf brutalste Weise vom niederträchtigen Euron Greyjoy mit ihrem eigenen Speer aufgespießt. Keisha Castle-Hughes beschrieibt ihren Serienausstieg dennoch als „bittersüß", da die Rolle ihr einiges abverlangt hat – sowohl körperlich als auch mental. „Obara ist nicht die gesündeste Person, mit der man seine Persönlichkeit teilen kann", sagt Castle-Hughes. „Ich erinnere mich an den Beginn der letzten Staffel. Sich permanent mit jemandem zu beschäftigen, der so sehr darauf programmiert ist, zu töten und wütend zu sein, ist ganz schön viel zu ertragen. Also gab es ein gewisses Gefühl der Erleichterung, als es zum Ende kam."  Die 27-jährige Schauspielerin ist dennoch dankbar, Teil einer solch speziellen Serie gewesen zu sein – eine der beliebtesten weltweit. Und für die Chancen, die sich ihr dadurch boten und die sie andernfalls nicht gehabt hätte.  „Du erlebst so etwas nicht jeden Tag... Einmal haben wir zum Beispiel im Alcázar in Sevilla gedreht, und sie haben ihn drei Tage lang für uns geschlossen", erinnert sie sich. „Das war eine dieser wirklich traumhaften Erfahrungen."  Keisha Castle-Hughes ist stolz darauf, dass „Games of Thrones“ endlich eine Reihe Frauen in mächtige Positionen gebracht hat. Und sogar der recht rabiaten Art und Weise, wie ihre weiblich geführte Film-Familie zusammen mit anderen starken Frauen wie Yara Greyjoy und Daenerys Targaryen zusammenarbeitete, kann sie etwas abgewinnen.

„Die meisten dieser Frauen sind politische Persönlichkeiten. Sie sind einsame Wölfinnen, sie handeln auf eigene Faust. Daher habe ich den Beitrag begrüßt, den die Sandschlangen leisten konnten. Als Frauen konnten wir zusammenarbeiten und uns gegenseitig beschützen. Natürlich kam es dabei auch zu Reibereien zwischen den Geschwistern. Wenn es hart auf hart kommt, herrscht ein rauher Umgangston unter den Schwestern – doch wehe jemand anderes kommt ihnen blöd. Dann gnade ihm Gott!“  

Castle-Hughes’ Abschied vom Fernsehen hat jedoch nicht lang angehalten. Seit dem 1. August ist sie in den USA in der starbesetzten Miniserie „Manhunt: Unabomber“ zu sehen. Dort spielt sie die FBI-Agentin Tabby Milgrim, eine zusammengesetzte Rolle, die auf mehreren Frauen basiert. Sie alle arbeiteten mit Agent Jim Fitzgerald (Sam Worthington) daran, die wahre Identität des Mannes hinter den Postbomben ausfindig zu machen, die zwischen 1978 und 1995 drei Menschen töteten und 23 andere verletzten.  

„Was mich in erster Linie daran gereizt hat, war, dass Andrew Sodroski, unser Autor ein sehr starkes Bild davon hatte, wer Tabby Milgrim als Person ist. Sie ist sehr stark ihre eigene Person. Er hat sehr intensiv darüber nachgedacht, wer sie ist und wie sie sich verhält und wie sie denkt. Und das trotz einer Welt voller Agenten… Oft liest du diese Skripte, und es gibt gefühlte acht männliche Charaktere, so dass sie eine Frau hinzufügen mussten und einfach den Namen geändert haben. Und das hat sich hier nicht so angefühlt. Tabby fühlt sich wie Tabby an. Sie gehört nicht diesem Klischee an und das begeistert mich.“  

Sie habe es genossen, eine Frau in einem größtenteils männlich dominierten Umfeld der frühen 90er Jahre zu spielen und sich dabei selbst eine ganz eigene Identität angeeignet zu haben, sagt Keisha.

„Schließlich muss man schon eine ganz bestimmte Person sein, um in Quantico seinen Abschluss zu machen [Anmerkung der Redaktion: In Quantico, Virginia, ist die FBI Training Academy beheimatet]. Ich meine die dafür erforderliche Beteiligung und körperliche Leistungsfähigkeit, und das gilt noch mehr für Frauen. Du musst lernen, wie du es mit den Jungs aufnehmen kannst. Ich denke, das war das Gute: Tabby kann sich definitiv neben den Jungs behaupten, aber sie büßt dabei nichts von ihrer Weiblichkeit ein.“  

Milgrims „Weiblichkeit“ aufrechtzuerhalten, war für Keisha Castle-Hughes wichtig. So sehr, dass sie mit Regisseur Greg Yaitanes sprach, um sicherzustellen, dass ihr Charakter eine ausgeprägte Dualität hat.  

„Wir sehen oft das Bedürfnis, Frauen ihre Weiblichkeit wegzunehmen, damit sie auf dem Bildschirm stark wirken. Ich halte das nicht für notwendig, weil ich sehr viele sehr sexy Frauen kenne, die wirklich stark sind. Daher wollten wir diese Balance finden. Ich glaube, das ist uns auch gelungen und darüber freue ich mich.“  

Als nächstes kehrt die oscar-nominierte Schauspielerin mit „Thank You For Your Service“ auf die große Leinwand zurück – ein Drama über posttraumatische Belastungsstörungen. Keisha Castle-Hughes spielt neben Miles Teller, Haley Bennett, Amy Schumer und Beulah Koale. Ihre Rolle der Alea basiert auf einer wahren Begebenheit: Eine Frau, die ihrem amerikanisch-samoanischen Mann Solo half, sich von den Schrecken des Irak-Krieges zu erholen, nachdem er von der Armee zurück zu seiner Familie gekehrt war.  

„Die beiden Protagonisten haben geheiratet, als sie wirklich jung waren. All diese Frauen heiraten, wenn sie 20 sind, und ihre Ehemänner gehen in den Krieg, und kommen als andere Menschen zurück, als die, in die sich ihre Frauen verliebt haben. Und die Männer sind wirklich wütend und haben eine Menge Probleme. Aber sie wurden als Menschen auf das Wesentliche reduziert und dekonstruiert, um sich mit diesem Zeug nicht zu befassen. Diese Traumata nicht einmal als echtes Problem anzuerkennen. Alea war diese unglaubliche Säule der Stärke, die Solo zurück ins Leben geführt hat. Sie hatten eine Familie, und das war vorrangig der Grund für ihn, gesund zu werden.“  

Aber Castle-Hughes merkt auch vorsichtig an, dass sie die Rolle der Ehefrau und Mutter nicht immer wieder spielen möchte.  

„Wenn du eine Schauspielerin in deinen frühen 20ern und späten Teenager-Jahren bist, bekommst du viele Rollen von Frauen, die Erfahrungen mit ihrer Sexualität machen. Und dann plötzlich, werden die Angebote in die Rolle der Mutter verwandelt. Dazwischen gibt es gefühlt nicht viel. Daher mache ich es definitiv zu meiner persönlichen Mission, Rollen zu suchen, denen konkrete Menschen zugrunde liegen, die wir in dieser Welt sehen. Frauen, die ich kenne, Frauen, die ich sein möchte, Frauen, die tatsächlich existieren. Nicht diese skizzierten Charakterversionen von ihnen.“  

Zum Glück hat sie bislang Rollen gefunden, die nicht unter diese eintönige Kategorie fallen. Im vergangenen Jahr spielte sie die lesbische Toningenieurin Donna in der kurzen Musik-Serie „Roadies“ neben Co-Stars wie Luke Wilson, Carla Gugino und Imogen Poots. Eine Besetzung, die Keisha als „wirklich traumhafte Gruppe von Menschen“ beschreibt.  „Es gab so enge Parallelen zwischen mir und Donna“, erzählt sie. „Aber ich denke, das war aufgrund der Umgebung, in der wir uns befanden. Viele von uns sind enge und sehr gute Freunde. Somit ist es einfach, mehr von dir selbst zu geben, wenn du jeden Tag mit deinen Freunden abhängst und zusammen lachst.“  Die leichte Thematik half dabei – etwas, womit sich Castle-Hughes auch in den nächsten paar komödienfokussierten Projekten beschäftigen möchte, nach Jahren schwerer Materie.

Aber welche Arbeit sie auch immer macht: Viele ihrer Projekte scheinen Variationen eines bestimmten Themas zu sein, worauf sie ihr Freund und ehemaliger „Roadies“-Kollege Colson Baker hingewiesen hat. Eines, das sowohl für Obara Sand als auch für Tabby Milgrim gilt.  

„Er glaubt, der gemeinsame Faden aller Charaktere, die ich spiele, sei, dass sie alle verschiedene Versionen einer Bitch sind“ [lacht] „Er sagte, ‚Warte, ich hab’s gesehen. Du sagst den Leuten, in verschiedenen Akzenten und auf verschiedene Weise, dass sie sich ficken sollen’. „Ich antwortete: ‚Okay, damit kann ich leben. Darum geht es. Und das ist überhaupt keine schlechte Sache.'“

 

Turid Reinicke
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