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Wie man als Paar zusammenzieht,
ohne sich gegenseitig umzubringen

Deins, meins, unseres.

Text: Kaitlyn Wylde

Der Moment, in dem ihr euch entscheidet, zusammenzuziehen, ist wahrscheinlich voller Glücksgefühle. Ihr vertraut in eure Beziehung und es scheint nur richtig, den nächsten Schritt zu gehen. Oder die Stadt, in der ihr lebt, ist es zu teuer, um alleine zu leben. Und da ihr sowieso nie Zuhause seid, habt ihr keine Lust mehr, die Miete alleine zu tragen. Wie auch immer es bei euch ist – die Aussicht, bald mit seinem Partner zusammen zu leben, ist am Anfang sehr aufregend. Ihr werdet das Gefühl haben, noch stärker zusammenzuwachsen. Ihr werdet Pläne für euren IKEA-Einkauf machen und Pinterest nach neutralen Einrichtungsideen durchforsten, mit denen ihr eure Stile kombinieren könnt. Ihr werdet euch gegenseitig Links zu Teppichen, Lampen und Tagesdecken schicken. Ihr werdet von gemeinsamen Frühstückszeremonien träumen und davon, wie es ist „unser…“ zu sagen.

Und dann wird der Tag des Umzugs kommen, und ihr werdet ausflippen – aber nicht vor Freude. Ihr werdet beide furchtbar gestresst und aufgewühlt sein, mit Wehmut auf das Single-Leben, das ihr aufgegeben habt, zurückblicken und ein leichtes klaustrophobisches Stechen fühlen. Vielleicht könnt ihr am ersten Abend in eurer neuen, gemeinsamen Wohnung eure Sorgen mit einer Flasche Wein und Pizza verdrängen, die ihr wie im Film auf Umzugskisten esst. Aber wenn ihr am nächsten Morgen inmitten eures Chaos aus Kartons aufwacht und eure Bank euch über euer hoffnungslos überzogenes Konto informiert, weil ihr komplett unterschätzt habt, wie viel so ein Umzug kosten würde, könnte es schwer werden, Begeisterung über euer neues Leben aufzubringen. Es ist übrigens statistisch belegt, dass Paare, die vor der Heirat zusammenziehen, sich später eher scheiden lassen als solche, die mit dem Zusammenziehen warten. Aber wie soll man entscheiden, ob das, was sich im Moment für die Beziehung richtig anfühlt, in Wirklichkeit ein Kampf gegen die Statistik der Zukunft ist? Und wie findet man als Paar eigentlich heraus, ob man überhaupt bereit ist, zusammen zu ziehen?

Ich habe mit der Psychologin Dr. Alex Lash darüber gesprochen, was Paare, die zusammen leben, machen können, um ihre Beziehung weiterhin glücklich und stabil zu halten. Zu der beunruhigenden Statistik oben und zum richtigen Zeitpunkt des Zusammenziehens wusste sie Folgendes zu sagen: „Was Beziehungen angeht, gibt es keine allgemeingültigen Regeln, die für alle gleichermaßen gelten. Es gibt also auch nicht den richtigen Zeitpunkt zum Zusammenziehen. Was es aber gibt, sind Faktoren, die auf eine starke und gesunde Beziehung hinweisen, und ohne eine starke Basis kann es schwer werden.“

Dr. Lash schlägt vor, dass ihr euch folgende Fragen stellt, bevor ihr zusammenzieht:

1) Wie gut kennt ihr einander? 
Kennt ihr die Ängste des anderen? Wisst ihr, wie ihr euch umeinander kümmern könnt, wenn einer von euch einen schlechten Tag hat oder krank ist? Kennt ihr die ganzen kleinen Dinge, die euch zu dem machen, was ihr seid? Außerdem sollte ein Paar auch über die größeren Lebensentscheidungen reden, bevor es den Schritt des Zusammenziehens wagt: Wollt ihr Kinder haben? Glaubt ihr an die Ehe? Wo und wie wollt ihr in Zukunft leben? Welches Einkommen ist akzeptabel für euch beide? Manches davon mag euch viel zu früh oder aber überflüssig vorkommen, aber wenn ihr euch nicht als gleichberechtigte Partner auf Augenhöhe darüber unterhalten könnt, ist Zusammenziehen vielleicht nicht der richtige Schritt.

2) Habt ihr euch wirklich gern? 
Was fühlt ihr wirklich für einander: Ist der andere für euch der tollste Mensch, den ihr kennt? Steht ihr hinter ihm? Habt ihr ihn gern um euch? Wenn ihr erwägt, zusammen zu ziehen, sollte es aus dem Grund sein, dass euer Partner besser als ein Lottogewinn ist und ihr am allerliebsten eure Zeit mit ihm verbringt – und nicht, weil dann die Miete günstiger wird und alle eure Freunde heiraten.

3) Was sind eure Probleme? 
Jedes Paar hat seine Probleme, und jedes Paar hat Streit. Wichtig ist, wie man mit diesen Problemen umgeht und wie man streitet. Stellt sicher, dass ihr um eure Probleme und wiederkehrenden Streitpunkte wisst und sie auf kommunikative, gesunde Art und Weise ansprechen könnt.

Und was die ach so langweiligen, unromantischen Aspekte des Zusammenlebens betrifft, empfiehlt Dr. Lash: Diskutiert eure Erwartungen und Grenzen, die das alltägliche Leben betreffen. Wer bezahlt welche Rechnungen? Wie hart oder weich sollte eine Matratze sein? Wie lange braucht ihr jeweils morgens im Bad? Wer kocht, wer geht einkaufen, wer überweist die Miete? Bei einer Änderung der Lebensumstände ist Planung sehr hilfreich.

Und wenn der Schritt des Zusammenziehens getan ist und es zu Spannungen kommt, schlägt Dr. Lash vor: Bleibt realistisch. Änderungen im Leben sind nun mal nicht leicht und brauchen eine Zeit der Anpassung! Ihr seid nicht verloren, wenn am Anfang nicht alles glatt verläuft. Geht nachsichtig miteinander um – ihr seid schließlich ein Team, und ihr macht beide Fehler. Versucht, die Perspektive des anderen einzunehmen und sein Handeln nachzuvollziehen – und bittet euren Partner darum, dasselbe zu tun.

Aber abgesehen von den ganzen psychologischen Ratschlägen sollte man als Paar unbedingt folgende Dinge in die Umzugskosten mit einberechnen:

Ein gutes Bett. Eigentlich hört es sich ja nach einer spaßigen Idee an, gemeinsam im Bettenladen alle angebotenen Matratzenarten zu testen, aber je größer die Auswahl, desto größer auch der Stress. Macht euch das Leben einfacher und bestellt euch eine Matratze online. Das einzige, was man in vielen Shops auswählen kann, ist die Größe, und das ist auch gut so. Wenn ihr tatsächlich vollkommen verschiedene Schlafbedürfnisse habt, solltet ihr ein Helix-Bett in Erwägung ziehen; jeder kann online seine eigene Matratze so gestalten, wie er sie haben möchte – das Gesamtpaket wird dann geliefert.

Eine Reinigungskraft. In einer idealen Welt macht ihr natürlich beide sauber, weil ihr erwachsen seid und euch etwas daran liegt, in einer schönen Wohnung zu leben. Aber in der Realität sieht es so aus, dass tagelang dreckiges Geschirr in der Spüle liegenbleibt und euch die Haaransammlung im Bad jedes Mal, wenn ihr duschen wollt, zum Würgen bringt. Ich habe Dutzende verheirateter Paare gefragt, was ihrer Meinung nach das Wichtigste sei, für das ein Paar Geld ausgeben sollte, und alle antworteten: eine Putzhilfe. Schiebt euch nicht gegenseitig die Schuld in die Schuhe – lasst es einfach jemand anderen machen.

Geräuschunterdrückende Kopfhörer. Ein Muss, besonders wenn ihr auf engem Raum lebt. Kopfhörer bringen euch zu einem anderen Ort, an dem es ruhig ist und ihr allein seid. Flippt nicht aus, wenn euer Partner spätabends noch fernsehen will: Setzt einfach eure Kopfhörer auf. Streitet nicht darüber, wie laut man Lana Del Rey beim Anziehen hören sollte: Setzt einfach eure Kopfhörer auf. Selbst, wenn ihr keine Musik hören, sondern einfach nur eure Ruhe haben wollt: Setzt eure Kopfhörer auf.

Kleideraufbewahrungssysteme. Solltet ihr einen Schrank haben, der mühelos die Kleidung von zwei Personen beherbergen kann und in eure Wohnung passt, behaltet ihn für immer. Aber wenn ihr nicht solch einen Schrank habt, fahrt zu IKEA und besorgt euch Kleideraufbewahrungssysteme, mit denen eure Kleidung getrennt und ordentlich aufbewahrt werden kann.

Unternehmt etwas miteinander. In all dem Durcheinander des Zusammenziehens kann man schnell vergessen, warum man überhaupt zusammengezogen ist. Und wenn man sich nicht mehr verabreden muss, kann es passieren, dass man außerhalb der eigenen vier Wände kaum noch etwas mit dem Partner unternimmt. Geht gemeinsam zu einem Yoga-Kurs. Oder probiert zusammen etwas Neues aus, wie Glasblasen oder Flugstunden. Hauptsache, am Ende des Monats bleibt genug Geld für die Putzkraft übrig.

 

Nylon
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