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Internationaler Tag der Menstruationshygiene: Eine Ode an deine perfekte Vagina

Weißt du, wie du deine Vagina richtig pflegen solltest, welche Art von Ausfluss normal ist und welche du besser untersuchen lassen solltest? Wir haben zum internationalen Tag der Menstruationshygiene eine Expertin gefragt und ein ganz komisches Produkt gefunden, das keine Frau braucht – für echt gesunde Pussy Power! 

Vagina richtig pflegen

Hast du gerade deine Tage? Um die Vagina zu pflegen, hast du dir dann sicher kürzlich Hygieneartikel gekauft – leider werden diese immer noch mit 19 Prozent besteuert und liegen damit auf einem Level mit anderen Luxusartikeln, statt wie zum Beispiel frische Trüffel zu den Grundbedarfsmitteln gezählt zu werden. WHAT? Geht gar nicht, oder? Das NEON Magazin hat sich mit anderen Aufgebrachten zusammengetan und diese Petition gestartet! Du kannst sie hier unterschreiben. 

Davon ausgehend, dass du nicht unter Krankheiten wie Endometriose oder Ähnlichem leidest, wirst du deine Monatsblutung wohl ohne größere Komplikationen überstehen – wie jeden Monat. Das ist nicht überall auf der Welt so. Geschweige denn, dass viele Mädchen keinen oder unzureichend Zugang zu Hygieneprodukten wie Tampons oder Binden haben, müssen sie in weniger enttabuisierten Ländern wie Indien oder in Teilen Afrikas nach der ersten Regelblutung ihr Zuhause und Schulen verlassen. Um das Schweigen zu brechen, und jungen Frauen auf der ganzen Welt ihre persönliche Power über ihren Körper zu ermöglichen, die Stigmata aufzubrechen, wurde der heutige, 28. Mai, zum internationalen Tag der Menstruationshygiene erkannt. Und selbst wir Deutschen können noch etwas dazulernen.

Text: Hafeezah Nazim

Alles begann mit der Instagram-Message meiner Freundin Sarai. Sie schickte mir das Foto eines hübschen Mädchens, das jung und glücklich wirkte. In ihrer Hand hielt sie eine kleine Flasche mit rosafarbenen Pillen. Die Headline über ihrem Bild lautete: „Wenn dein Schatz dir sagt, dass du besser als je zuvor geschmeckt hast, aber er nicht weiß, dass du MySweetV benutzt.“ Saria schrieb: „Ich glaub’s nicht. Noch ein Produkt, das uns sagt, wir seien nicht gut genug.“ Ich antwortete: „Ich glaube, du hast mir gerade die Idee für meine nächste Story geliefert.“

MySweetV, lernte ich später, ist eine Firma, die Ergänzungsmittel für Frauen vertreibt, um Vaginalsekrete „süßer“ schmecken zu lassen – „alles natürlich und von der FDA genehmigt“ (Anmerkung der Redaktion: FDA steht für „Food & Drug Administration“ und ist die wichtigste Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelzulassungsbehörde der USA). Laut Website – ein scheinbar eilig zusammengebauter Shopify-Account – sorge das Produkt nicht nur für einen „semi-fruchtigen“ Geschmack, sondern maximiere auch die weibliche Leistungsfähigkeit und die Lust auf Sex. Hm.

Damit wir uns richtig verstehen: Ich habe kein Problem mit diesem spezifischen Produkt oder Unternehmen (obgleich jeder mit Augen und WLAN-Verbindung sehen kann, dass an dieser Firma etwas faul ist: Das Instagram-Konto, das ich fand, ist deaktiviert, die Website sieht aus wie die Online-Version eines gruseligen Kerls, der seltsame Dinge aus seinem Trenchcoat verkauft, und die geposteten Lobeshymnen sind Memes). Vielmehr habe ich ein Riesenproblem mit allen Firmen, die Produkte herstellen, verkaufen und promoten, die uns Frauen und Mädchen erzählen, wir seien von Natur aus fehlerhaft. Und würden Produkte benötigen, die genau dies beheben.

Ich dachte darüber nach, wie Unternehmen wie MySweetV aussehen würden, wenn sie professionell aufgezogen wären. Wenn sie Kundinnen auf der ganzen Welt hätten, Promis und Influencer als Testimonnials. Und dann dämmerte es mir: Genau diese Firmen existieren bereits. Nach Blumen oder Obst duftende Intimseifen, Pillen, Getränke und unzählige andere Artikel sind sowohl online als auch in der Drogerie zu f

0inden. Sie sprechen gezielt Frauen an – nur dieses Mal geschickter, mit wissenschaftlichen Begriffen wie „pH-ausgleichend“ oder „gynäkologisch bestätigt“. So wollen sie uns glauben lassen, wir hätten eine gesundheitsbewusste Wahl getroffen, um unsere Vaginalhygiene-Routine auf ein höheres Level zu heben. Im Gegensatz zu den Aussagen auf den Etiketten, braucht man in Wirklichkeit aber nur eine Sache, um sich richtig zu reinigen: Wasser. Doch wer will sich inmitten solch überzeugender Produkte schon freiwillig mit einer schlichten, einfach nur nach Vagina duftenden Vagina zufrieden geben, wenn man sich so schön wie eine Blume fühlen und so lecker wie Obst schmecken könnte?

Während es in den vergangenen Jahren unglaubliche Fortschritte auf dem Gebiet der positiven Körperwahrnehmung gegeben hat, haben wir noch immer viel Arbeit vor uns, um toxische Märchen wie dieses ein für alle Mal auszurotten. Und da das leider nicht über Nacht geht, habe ich beschlossen, einige dieser Gesundheitsmythen aufzudecken, die unsere Unsicherheiten ausnutzen. Ihr wisst schon: genau die Unsicherheiten, die uns glauben lassen, wir würden schlecht riechen oder schmecken oder unsere Vagina sei hässlich. Genau die Unsicherheiten eben, die es lächerlichen Produkten wie MySweetV ermöglichen, zu existieren.

Unterstützung bekam ich dabei von Dr. Jennifer Aquino, klinische Assistenzprofessorin für Geburtshilfe und Gynäkologie am NYU Langone Medical Center. Sie verrät alles, was ihr über eure Vagina wissen müsst, aber euch bislang nicht getraut habt zu fragen.

Herzlich willkommen zu deiner neuen Vaginal-Pflege-Routine!

Was ist vaginaler Ausfluss? Ist es gut oder schlecht? Oder beides? Ist es normal, jeden Tag ein bisschen Ausfluss zu haben? Scheidenausfluss kann absolut normal sein. Tatsächlich kommt es bei den meisten Frauen täglich zu einer kleinen Menge an klarer, weißer Flüssigkeit. Diese natürliche Flüssigkeit beschichtet das Vaginalgewebe mit Feuchtigkeit und trägt zur Scheidengesundheit bei. Die Häufigkeit, die Menge und die Konsistenz dieses Ausflusses können während des Menstruationszyklus variieren. Zusätzlich zum natürlichen Ausfluss hat die Vagina auch gesunde Mengen an Bakterien, mit deren Hilfe sie Infektionen bekämpfen kann. Das Hormon Östrogen spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in der Scheidengesundheit, weil es den Anteil an Glykogen (eine Zuckerform) in der Vagina erhöht. Dadurch können sich Laktobazillen besser entwickeln, da sie Zucker als Quelle für Wachstum nutzen. Die erhöhte Menge an Laktobazillen führt zur Produktion von Säure, so dass unsere Scheide stets einen gesunden Säure- oder pH-Wert aufrechterhält, der normalerweise bei 3,5 bis 4,7 liegt. Die natürliche Säure der Vagina verhindert, dass Bakterien außer Kontrolle geraten. Veränderungen des Hormonspiegels, Scheidenspülungen, Sex, Infektionen oder die Verwendung irritierender Produkte wie Spermizide können ein Ungleichgewicht der Bakterienarten bewirken, die in der Vagina leben. Ist die Balance gestört, klagen Patientinnen häufig über Symptome einer Scheidenentzündung, einschließlich Juckreiz, Brennen sowie unnatürlicher Ausfluss.

Was genau ist eine Scheidenentzündung? Und mit welchen Produkten kann ich sie behandeln?
Die Schädlinge einer Scheidenentzündung sind die Bakterien, die während der Zeit des Ungleichgewichts „übernehmen“ und die bakterielle Vaginose (22 bis 50 Prozent), Hefen (17 bis 39 Prozent) sowie die Trichomoniasis (4 bis 35 Prozent) einschließen. Die Abklärung einer Scheidenentzündung beginnt mit einer gründlichen Untersuchung der Vagina. Allerdings können die Symptome sehr unangenehm sein, so dass sich einige Patientinnen vor dem Arztbesuch bereits mit rezeptfreien Medikamenten selbst versorgt haben. In diesem Fall kann unsere Einschätzung und Diagnose beeinträchtigt werden. Daher ermutige ich die Patientinnen, zuerst zu mir zu kommen, bevor sie sich selbst behandeln. Die Diagnose entscheidet über die weitere medizinische Therapie – je nachdem, welche Bakterien in der Überzahl sind. Unkomplizierte Infektionen erfordern in der Regel eine einmalige Behandlung, während rezidivierende sich über einen längeren Therapiezeitraum erstrecken können.

Wie kann ich den pH-Wert meiner Vagina beibehalten? Helfen Seifen, Ergänzungsmitteln oder Ernährungsumstellungen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um eine gesunde Scheidenflora und eine bakterielle Balance zu erhalten. Zum Beispiel der Verzehr von Joghurt und Knoblauch, eine kohlenhydratarme Ernährung sowie hormonelle Manipulation. Vor allem dann, wenn Patientinnen die Anti-Baby-Pille nehmen.

Wie reinige ich meine Vagina oder Vulva richtig? Welche Rolle spielen Scheidenspülungen?
Scheidenspülungen gehören zu den Dingen, die Sie im Sinne eines gesunden Scheidenmilieus vermeiden sollten. Sie können das Gleichgewicht der Vagina stören und das Risiko für Gebärmutterhalsentzündungen erhöhen. Versuchen Sie auf Intim-Sprays oder deodorisierende Tampons zu verzichten. Die Verwendung von Kondomen während des Geschlechtsverkehrs verhindert auch, dass Sperma die Scheidenzusammensetzung verändert. Ich rate meinen Patientinnen, Seifen und Duschgele zu vermeiden, wenn sie ihre Vagina pflegen und einfach nur Wasser zu verwenden. Außerdem empfehle ich, von vorne nach hinten zu wischen und keine zu enge Unterwäsche oder Kleidung zu tragen.

Wie kann die Sexualaufklärung Frauen besser über ihre Menstruationszyklen informieren?
Ich bin oft überrascht, dass viele Frauen nur wenige Kenntnisse über ihren Menstruationszyklus haben. Die meisten Patientinnen wissen, dass sie jeden Monat einen Zyklus haben sollten. Allerdings gibt es noch so viel mehr zu wissen! Ich gehe für gewöhnlich mit meinen Patientinnen den Menstruationszyklus durch, damit sie verstehen, wie er funktioniert und zwischen normal und unnormal unterscheiden können. Ich glaube definitiv, dass der weibliche Zyklus ein Teil der Sexualerziehung sein sollte. Vor allem, weil Jugendliche oft viele Unregelmäßigkeiten in ihrer Monatsblutung durchlaufen, wenn sie ihre Periode bekommen.

Wie kann ich einen besseren Überblick über meine Periode bekommen? Ist etwas falsch mit meinem Zyklus, wenn er unregelmäßig ist?
Das durchschnittliche Alter, in dem Mädchen erstmals ihre Tage bekommen, beträgt 12 Jahre. Die Länge des Zyklus ist der Zeitraum zwischen dem ersten Tag der Periode bis zum ersten Tag der nächsten Monatsblutung. Die normale Länge des Zyklus liegt in der Regel zwischen 24 Tagen und 38 Tagen. Alles, was kürzer oder länger ist, kann unnormal sein. Ich rate meinen Patientinnen, ihre Zyklen in Diagrammen festzuhalten – vor allem, wenn ihre Periode unregelmäßig ist und / oder sie schwanger werden wollen. Handy-Apps sind in diesen Fällen oft nützlich, zum Beispiel „Ovia Fertility“ und „Period Tracker“.

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