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Vielleicht mal Tokio: Wanda über Heimat

Für ein Heimatgefühl braucht es bei Wiens größtem Rock’n’Roll-Export nicht viel. Wanda-Gitarrist Manuel hat uns erzählt, warum er sich überall Zuhause fühlt – von der Küche bis zum Nordpol.


Fotos: Wolfgang Seehofer

Bevor wir eine Frage stellen können, fragt Manuel Poppe, Gitarrist von Wanda, nach einer Zigarette. Wir haben keine, müssen kurz warten, aber dann können wir sprechen, zwischen Bier und Zigarette, wie es sich für einen Rockstar gehört. Seit 2012 sind Wanda die Wiener Rock’n’Roller in abgewetzten Lederjacken mit Lyrics über Amore und Sex mit der Cousine. Bussis inklusive. Im Oktober bringen sie ihr drittes Album heraus und gehen auf eine fast ausverkaufte Tour. Hat Heimat da noch eine Bedeutung? Oder erst recht? Zum Ende der Festival-Saison haben wir Manuel beim Lollapalooza in Berlin getroffen und mal nachgefragt.

Wo seid ihr Zuhause?
In Wien. Da sind unsere Adressen, da zahlen wir Steuern. Ich fühle mich aber bei meinen Freunden zuhause, egal, wo das geographisch liegt. Könnte auch am Nordpol sein.

Berlin ist nicht der Nordpol, aber immerhin 700 Kilometer von Wien entfernt. Wie macht ihr es euch On The Road heimisch?
Im Winter sollte es nicht zu kalt sein, im Sommer nicht zu heiß. Nein, Spaß beiseite, wir sind in der Band ja alle ziemlich gut befreundet – da braucht es nicht viel mehr. Es verschiebt sich ja kaum etwas, wenn wir nach Deutschland reisen. Außer der Dialekt natürlich!

Wenn ihr im Studio seid, kann auch das Zuhause sein?
Ein richtiges Studio haben wir eigentlich gar nicht! Wir nehmen meistens in der Küche bei unserem Produzenten auf. Klar, das ist dann schon familiär!

Eure Single „0043“ aus dem neuen Album „Niente“ handelt von einer „traurig-schönen Kindheit“. 0043 steht für die Vorwahl von Österreich. Wie sehr habt ihr Heimweh nach der Vergangenheit?
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, ist das eher ein Ort an dem ich Ruhe finde. Ich suche da nicht nach Erklärungen, Wahrheiten, Lösungen oder sowas. Wirklich Kind sein möchte wahrscheinlich keiner mehr von uns, ich jedenfalls will nicht wieder acht sein!

Eine Musikkritik hat mal gesagt, ihr wäret die „vielleicht letzte wichtige Rock’n’Roll-Band unserer Zeit“. Wo ist Wandas musikalische Heimat?
Ganz genau da! Mir egal, wo uns andere einordnen, aber ich sage, wir sind eine Rockband!

Euer Sänger Marco hat sich auf der Bühne bei den Fans für die vergangenen Jahre und direkt für die nächsten Zwanzig bedankt. Wo seid ihr in zwanzig Jahren zuhause?
Erst mal am Leben, hoffe ich! Könnte aber sein, dass einer von uns nach Tokio auswandert, ist ja glaub ich eine der lebenswertesten Städte nach Wien. Ich für meinen Teil fühle mich in Wien aber super wohl!

Okay, folgendes Szenario: Wir fahren nach Wien. Wo gehen wir hin?
Da würde ich euch gar nicht einen Spot empfehlen – am besten lauft ihr mit einem guten Freund einfach direkt los und „exploret“ die City auf eigene Faust! Die Erinnerungen, die man selbst macht, sind viel wertvoller als irgendwelche Tipps.

Und welchen Song von eurem neuen Album hören wir dabei?
Bei nem Stadtspaziergang? Puh, das ist schwierig. Eigentlich seid ihr ja mit eurem besten Freund unterwegs, da solltet ihr vermutlich eher quatschen und gar keine Musik hören! „Columbo“ hat aber einen guten Gehrhythmus.

Obwohl ihr da ja singt „heute geh’n wir gar nicht raus“.
Stimmt! Na dann eben wenn ihr zurück fliegt, wenn ihr euch zurückerinnert, dann hört ihr das Wanda-Album.

Das neue Wanda-Album „Niente“ erscheint am 06.10. bei Universal Music. Mehr dazu findet ihr auch unter den Musik-Reviews in unserer Ausgabe #2!

Robin Micha
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