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The Nylon Guide to: Rosé

Lange bevor Millennial-Pink zur Farbe des Mainstreams avancierte, nippten Weinliebhaber bereits an ihrem Glas Rosé und setzten damit einen ganz eigenen Trend. Wir springen mit auf – und verraten euch, was ihr wissen müsst.

Text: Sydney Gore

Ursprünglich aus dem antiken Griechenland, gibt es den Rosé Wein bereits seit dem 8. Jahrhundert vor Christus. Doch es sollte bis zum 19. Jahrhundert dauern, ehe das Getränk in der Provence zum Grundnahrungsmittel ernannt und damit salonfähig wurde.

Rosé kann auf vier verschiedene Arten hergestellt werden: die Saignée-Methode (ein Nebenprodukt der klassischen Rotweinzubereitung), Mazeration (Kontakt des Mosts mit den Traubenschalen), Direktpressung und Verschnitt. Also, nein: Du mischst nicht einfach nur roten und weißen Wein, um Rosé zu machen – das ist in Frankreich tatsächlich verboten. Auch in den USA erfreut sich Rosé aus verschiedenen Gründen immer größerer Beliebtheit. Adam Chase, zertifizierter Dozent des „Wine & Spirit Education Trust“ (WSET) und Direktor der „Grape Experience Wine & Spirit School“ in San Francisco, glaubt, dass sich die Wahrnehmung gegenüber diesem Wein verändert hat, seitdem trockener Rosé entdeckt wurde. „Viele Jahre lang haben Konsumenten angenommen, Rosé sei einfach nur ein süßes Gebräu“, sagt er. „Viele Rosés entsprachen dem Zeug, das du am Boden des Supermarktregals findest: sehr einfach, süß, wie Erdbeeren oder Süßigkeiten… Dann begannen immer mehr Leute, Rosés zu produzieren, die mehr von allem hatten: Sie schmeckten nuancierter, vielschichtiger, interessanter und nicht wie ein alkoholisches Kool-Aid oder Alkopop.“ Katherine Cole, Weinredakteurin und Autorin des Buches „Rosé All Day: The Essential Guide to Your New Favorite Wine“, sagt, Rosé sei ein „viel komplizierterer Wein, als wir es ihm anrechnen würden“ – und verweist auf die Verwischung der Geschlechterlinien als Erklärung für sein Popularitätswachstum. Denn wenn es um Wein geht, sind die Grenzen zwischen Männlich- und Weiblichkeit im vergangenen Jahrzehnt überholt worden. „Es ist cool für Jungs zu zeigen, dass sie Rosa gegenüber offen sind und damit auch der Femininität“, sagt sie.

Trotz dieser plötzlichen gestiegenen Nachfrage, glaubt Jennifer Simonetti-Bryan, zertifizierte Weinmeisterin und Autorin von „Rosé Wine: The Guide to Drinking Pink“, dass „Rosé nie wirklich aus der Mode war.“ Sie hat ihn immer als eine Art „Crowd Seeking“-Wein wahrgenommen, ungeachtet dessen, was die „Wein-Illuminaten“ darüber denken. Aufgewachsen in Frankreich, war der französischen Unternehmer Pierrick Bouquet schon früh mit Rosé vertraut. Als er bemerkte, dass die amerikanische Weinindustrie kaum Weinkenner auf dem Rosé-Sektor ausbildete, schickte er sich an, diese Lücke zu füllen. (Er launchte auch kürzlich seinen eigenen Rosé Mimosa über „Rosé S’il Vous Plaît“, so dass man seinem Geschmack vertrauen kann.)

Wärmeres Wetter ist ideal für das Getränk, aber Rosé-Liebhaber sollten sich nicht von den Jahreszeiten einschränken lassen. „Ich trinke ihn das ganze Jahr ohne jeden Zweifel“, fügt Cole hinzu.  Victoria James, eine der jüngsten Sommeliers von New York und Autorin von „Drink Pink: A Celebration of Rosé“ macht klar, dass es sich bei Rosé um kein Basic-Getränk handelt. „Das ist das größte Gerücht, das ich ausräumen möchte“, sagt sie. „Es kann wirklich ein hoher Qualitätswein sein.“

Zu Ehren des „National Rosé Days“ haben wir einen Leitfaden für unseren Lieblingswein zusammengestellt – mit professioneller Beratung durch all unsere Experten. Schnappt euch ein Glas und genehmigt euch die folgenden Details.

Rosé hat seine Wurzeln in Frankreich. Viele der köstlichen Flaschen werden jedoch außerhalb der Provence importiert. Alles begann als rosafarbenes Nebenprodukt von Rotwein, das Weinliebhaber nicht verkommen lassen wollten. Bevor sich Rosé zu einem ernsthaften Business entwickelte, wurde er häufig aus faulen Trauben und „jungen Weinen, die nicht konzentriert waren“ hergestellt, erzählt Victoria James. „Heute wird erstklassiger Rosé in der gesamten Welt produziert“, fügt sie hinzu.

Häufig assoziieren wir Rosé mit Sommer – nicht zuletzt, weil viele Pariser diese Jahreszeit in Südfrankreich mit einem rosafarbenen Drink in der Hand verbringen. Von diesem glamourösen Genuss wollten die Hamptons natürlich einen Schluck abhaben und ließen den Wein ebenfalls in ihren Lifestyle einfließen. Aber auch in der restlichen Welt wird dieser Gaumenschmaus angeboten. Victoria James ist ein Fan kleinerer Weinanbaugebiete wie Bandol, Cassis und Palette innerhalb der Provence, aber auch in Spanien und der Schweiz. Adam Chase hingegen hat bereits viele gute Rosés in Argentinien, Australien, Italien und Südafrika entdeckt.

Es gab Zeiten, da hatte Rosé eher ein Girly-Image. Viele Weinmarken richteten sich vor allem an weibliche Millennials als Kernzielgruppe, doch inzwischen genießen auch immer mehr Männer ganz bewusst ihr Glas Rosé. Pierrick Bouquet etwa trinkt Rosé stolz das ganze Jahr über und beschreibt ihn als „Premium“-Wein und „Champagner der Millennials“. „Rosé ist nicht einschüchternd“, fügt er hinzu. Für alle selbstbewussten Frauen, die Rosé genau dann bestellen, wann immer ihnen danach ist, hat er folgende ermutigende Worte: „Junge Frauen sollten zusammenhalten und die gläserne Decke durchbrechen.“

Ungeachtet dessen, was ihr auf Instagram seht, gibt es Rosé in vielen verschiedenen Schattierungen und sollte nicht nur auf „Millennial Pink“ reduziert werden. Wie Victoria James erzählt, neigen Verbraucher zwar zu „leichteren, hübscheren Rosésorten“, weil klassisches Rosé „ästhetisch ansprechend“ wirkt. Doch sie rät, nicht vor dunkleren Tönen zurückzuschrecken. „Rosé ist nicht nur eine Farbe. Es sind so viele verschiedene Dinge“, fügt sie hinzu. Tatsächlich seien sogar in Ländern wie China dunklere Rosétöne gefragter, da die Weine nach ihrer gesamten Aufmachung beurteilt würden. Die Farbe hat also nichts mit der Qualität zu tun. Im Grunde ist es ganz einfach: Je wärmer es war, als die Trauben wuchsen, umso dunkler der Rosé.

Süß, herzhaft, frisch, fruchtig, kross, trocken, erdig, rauchig, floral, gereift… Die Liste der Geschmacksrichtungen und Traubenvarianten ist unendlich. Der Geschmack von Rosé ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie Herkunft der Trauben, Klima und den Bedingungen des Bodens. Adam Chase präferiert Rosé aus dem südfranzösischen Weinbaugebiet Tavel, da diese Weine einen klaren, reichhaltigen Geschmack hätten und gleichzeitig leicht seien: „Sie haben dieses Sommer-im-Glas-Aroma“. Katherine Cole dagegen ist eine Verfechterin der Säure und eher für Sorten mit Zitrusnoten zu haben. Eine „gute“ Flasche zu finden, kann mitunter eine Sache für sich sein. Victoria James empfiehlt daher, einen Importeur eures Vertrauens zu suchen, der eure Wünsche kennt und versteht. „Es sollte nicht nur eine Art von Rosé geben“, bringt es Jennifer Simonetti-Bryan auf den Punkt.

Rosé hat nur einen leichten Alkoholgehalt, was ihn laut Jennifer Simonetti-Bryan zu einem „spritzigen“ Trinkerlebnis macht. Und probiert ruhig auch einmal Rosé-Champagner. Katherine Cole beispielsweise würde nie ein Glas ausschlagen, und Adam Chase liebt prickelnden Rosé-Prosecco. Da hier das Herstellungsverfahren besonders wichtig ist, empfiehlt Victoria James Winzer, die Rosé in einer geringen Auflage, aber dafür in außerordentlich hoher Qualität produzieren. Jennifer Simonetti-Bryan fügt hinzu: „Es ist einfach lecker. Was sollte man daran nicht mögen?“

Ein wahrer Sommelier empfiehlt euch den perfekten Wein zu eurem Essen. Victoria James ist der Meinung, dass Rosé zu allem funktioniert, was ihn zum vielseitigsten Wein überhaupt macht. Eine Meinung, die auch Katherine Cole teilt: „Das Problem von Rosé ist, dass er zu allem passt.“ Sie ist davon überzeugt, dass die Farbe des Weins den Unterschied macht. So seien dunklere Rosé-Töne eine gute Wahl zu „Fleisch oder herzhaftem Gemüse vom Grill“, hellere Nuancen dagegen ideal zu Salat und Fisch. Victoria James empfiehlt vor allem Vegetariern Rosé, da er Gerichte mit saisonalen Gemüsesorten wie Spargel hervorragend abrunde. Auch Fingerfood im Tapas-Style wie Oliven, Radieschen und Anchovis sei ein klassischer Begleiter. Adam Chase empfiehlt weichen Ziegenkäse und Pizza.

Ob ihr’s glaubt oder nicht: Rosé muss euch kein Vermögen kosten. Beurteilt eine Flasche nicht nach ihrem Preisetikett und lasst sie nicht einfach links liegen, nur weil sie günstig ist. Geht es nach Adam Chase, muss man für eine Flasche Rosé nicht mehr als 35 Euro zahlen. Auch Jennifer Simonetti-Bryan bestätigt, dass Rosé ein sehr „portemonnaiefreundlicher“ Wein ist und eine gute Flasche bereits für 13 Euro zu haben sei. Gleichzeitig warnt Chase jedoch davor, einfach die günstigste Alternative auszuwählen, „da diese manchmal mehr verarbeitet ist“. „Sie sollten wirklich verstehen, was Sie bekommen“, fügt er hinzu. 

Nylon
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