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Warum finde ich keinen Safe Space fürs Queer-Date?

Eigentlich sollte dieser Artikel mehr als einen Safe Space fürs Queer-Date auflisten. Bei der Recherche kam die Frage auf: Gibt es den in Deutschland überhaupt?

Titelbild: Sharon McCutcheon/Unsplash

Safe Space, allein schon das Wort. Klingt nach modernen Vokabeln, herumgeworfen in der Community, vor allem aber online, vor allem im US-Raum. Hier in Deutschland? Fehlanzeige. Dass ein Ort mal explizit als „sicherer Raum” für die Queer Community ernannt wurde, habe ich bisher verpasst. Wie aber soll man sie denn nennen, die Plätze, an denen wir physisch wie mental vermeintlich sicher sind? Und wo findet man sie? Wusste ich auch nicht. Und stehe vor einem großen Rätsel.

Manchmal hat man Glück – und manchmal eben nicht

Okay, NOCH habe ich kein Date – und das ist ein ganz anderes Problem. Aber es hat mich interessiert: Lebt man nicht in einer Großstadt (und selbst hier ist das Ausbleiben von Diskriminierung lange nicht selbstverständlich), wo zur Hölle kann man ein entspanntes Date, so ganz ohne Blicke, Kommentare, Urteile verbringen? Und ich spreche hier nicht nur von schwulen Männern, die vielleicht noch „hetero-like” rüberkommen – auch das ist ein Fass, das hier verschlossen bleiben soll. Ich spreche von der gesamten Queer Community, ich spreche von stolzen, offen lebenden Trans-Personen, die vielleicht noch nicht „passing” sind, also noch nicht als ihr identifiziertes Geschlecht wahrgenommen werden. Ich spreche von Non-binary Menschen, die sich gar nicht erst in das binäre Geschlechtersystem einordnen möchten. Wo sollen wir uns treffen, ohne schief angeguckt, angemacht oder  – noch schlimmer – angegriffen zu werden? An alle jene, die mir jetzt mit Gegenargumenten entgegenrennen: Let me stop you here. Mir ist bewusst, dass ein queeres Date in Deutschland nicht 24/7 von Bedrohung betroffen ist. Mir ist bewusst, dass ein solches immer abwechselnd verlaufen kann: Manchmal hat man Glück und nichts geschieht – und manchmal hat man dieses Glück eben nicht. Dafür brauchen wir einen Safe Space. Mehr als einen.

Google schickt nach Island: Safe Space fürs Queer-Date nur im Ausland?

Die größte Enttäuschung meiner ersten Recherche ist also, dass ich keine Antwort auf meine Frage habe. Für Korrekturen bin ich mehr als empfänglich, bitte, help me, damit ich vielleicht doch noch romantisierte Vorstellungen von Karusselfahrten à la „Love, Simon” verwirklichen kann. Googelt man Begriffe wie „Safe Space lgbtq dates“ oder ähnliches, wird man auf Artikel über US-amerikanische Schulen verwiesen, die neue Programme und Gruppen für queere Schüler einrichten. Dass hier nicht die 101 Lösungen für den deutschsprachigen Raum aufploppen, mag daran liegen, dass alle Wörter Englisch sind. Aber auch für „Sicherer Ort lgbtq date“ oder reines Date-Googlen finden sich eher enttäuschende Ergebnisse: Gay Dating Apps, Artikel über Gay Dating Apps, Tipps fürs Verhalten beim ersten Date (von Gay Dating Apps) und anderen Websites. Dann noch Tipps für Gay Life im Ausland, auf Island zum Beispiel. Keine Orte, kein Hier und Jetzt. Keine weiteren Identitäten.

Muss ich also für ein sicheres Date quasi das Land verlassen? In Deutschland fallen mir jedenfalls nur der obligatorische Jugendtreff ein, ein LGBTQI-Café oder eine Gay Bar ein. Wenn eure Schule oder Uni ein Queer-Referat oder eine ähnliche Gruppe anbietet – super. Doch während all diese Einrichtungen wunderbar und hilfreich sind, sind sie nicht für jede/n eine Option – und häufig noch auf Cisgender-Männer ausgerichtet. Vielleicht – ohne es ablehnen zu wollen – muss ein Safe Space irgendwann ein Ort sein, der nicht explizit als solcher ausgeschrieben ist oder bei dem es nicht zentral um Identität und Sexualität geht. Vermutlich müssen wir diese Orte viel natürlicher schaffen. Vielleicht liegen sie dann aber immer noch örtlich gesehen nicht um die Ecke, vielleicht ist die Hürde für ein Treffen in der großen Runde noch zu hoch. Ich will keinen Teufel an die Wand malen, aber frage mich nach wie vor: Where to go?

Mut zur Probe: Sicherheit nur durch Ausprobieren

Meine Antwort ist die, die jeder geben würde, der sich gezwungenermaßen irgendwie Hoffnung machen muss. Hoffnung, dass alles irgendwann ineinander verschmilzt und queere Safe Spaces wie Bars, Cafés und Clubs  (sie sind schließlich meistens more fun, sorry!) weiter existieren, aber nicht der einzige Ort für vermeintliche Sicherheit sind. Dass wir uns trotzdem engagieren, um die Notwendigkeit von diesen Spaces deutlicher aufzuzeigen.

Meine Erfahrung: Es braucht Mut, den eigenen Safe Space auszutesten und zu schaffen. Aber es kann sich lohnen. Sodass wir weiter dazu beitragen, dass die Liste der Such-Ergebnisse vielleicht nicht schon zu Ende ist, bevor die Seite überhaupt geladen hat. Happy Dating, you all.

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Robin Micha
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